Es mag sein, dass Trainer keine grossen Fans sind von solchen Spielen, dass Fussballexperten bei torreichen Partien die defensiven Konzepte kritisieren, mangelnde taktische Disziplin, zu wenig Konzentration, die falsche Aufstellung. Aus Sicht der Zuschauer hat sich gestern wie noch nie an dieser EM gezeigt: Spielen beide Teams nach vorne, traut sich auch das vermeintlich schwächere Team, Chancen zu kreieren, sind Spektakel und Unterhaltung garantiert. Doch der Reihe nach.
Würden alle Feuerwehren hierzulande so loslegen wie die Niederlande zum EM-Auftakt gegen die Ukraine: Jeder Brand wäre sofort gelöscht. Die rund 16'000 Fans in der heimischen Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam trauten ihren Augen kaum: Das Spiel war erst zehn Minuten alt, als die Statistik bereits sieben niederländische Schüsse auswies, hinzu kamen 74 Prozent Ballbesitz.
Shots by all teams at Euro 2020 in first 10 minutes before this game: 10.
— The Analyst (@OptaAnalyst) June 13, 2021
This game: 9.#EURO2020 pic.twitter.com/7IgVU5nFPi
Die Niederlande hätten bereits nach zwei Minuten führen können, nur der Abschluss war etwas zu schwach, als Memphis Depay – in dieser Saison für Lyon 22-facher Torschütze – nach einem Sprint über den halben Platz drei Ukrainer vernaschte und aus 16 Metern abzog. Danach scheiterten im Minutentakt auch Dumfries und Captain Wijnaldum.
Anders als beispielsweise Wales gegen die Schweiz suchten aber auch die Ukrainer die Offensive. Döas Team von Ex-Torjäger Andrij Schewtschenko liess sich vom Oranje-Startfurioso nicht einschüchtern und versuchte, sich an der Spielgestaltung zu beteiligen. Das wiederum schuf Räume und ermöglichte fünf niederländische Topchancen allein in der ersten Halbzeit.
Was in der ersten Halbzeit versäumt wurde, holten die Niederländer in der zweiten nach: Wieder ging es sogleich mit Zug nach vorne, Captain Georginio Wijnaldum erzielte die verdiente Führung. Fun Fact hierzu: Das letzte Tor der Niederländer an einer Endrunde erzielte ebenfalls Wijnaldum, es war das 3:0 im Spiel um Platz 3 an der WM 2014 gegen Brasilien. Danach schafften es die hochdekorierten Niederländer, zwei Endrunden in Folge zu verpassen.
15 - Georginio Wijnaldum has scored 15 goals in his last 26 appearances for the Netherlands, after scoring just eight goals in his first 50 caps for his country. Opener. #Euro2020
— OptaJoe (@OptaJoe) June 13, 2021
Als Wolfsburg-Legionär Wout Weghorst nur kurz später nachdoppelte schien die Partie gelaufen. Schien. Doch die Ukraine schlug ebenfalls innert Minuten zurück. Andrij Jarmolenko mit einem Traumtor in den Winkel und Roman Jaremtschuk per Kopf glichen das Spiel wieder aus.
2 - After going 72 consecutive shots without a goal at the European Championships, Ukraine have scored with each of their last two shots in the tournament, 246 seconds apart. Incredible. #Euro2020
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🚀 Will there be a better goal than THIS Andriy Yarmolenko golazo in the first round of games?@GazpromFootball | #EUROGOTR | #EURO2020 pic.twitter.com/9hoOxy8wcH
— UEFA EURO 2020 (@EURO2020) June 13, 2021
War's das in Amsterdam? Mitnichten. Nur fünf Minuten später schlug die «Elftal» erneut zurück, Denzel Dumfries, der zuvor im Spiel zwei Chancen kläglich liegen, den Kopf aber offenbar nicht hängen liess, erzielte in der 85. Minute den Gamewinner.
In diesem offensiven, spektakulären Stil darf es gerne weitergehen, Mut macht die Anzahl Tore. Auch wenn erst sieben Partien gespielt sind, zeigt sich eine positive Tendenz. Die bislang 2,74 pro Partie gefallenen Tore sind mehr als an der WM 2018 (2,64 Tore), der EM 2016 (2,12 Tore ), der WM 2014 (2,67 Tore ), der EM 2012 (2,45 Tore) und der WM 2010 (2,27 Tore).
Dabei hast du den Besten noch gar nicht erwähnt: Frenkie de Jong. Was eine Maschine!
Hup Holland Hup!