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Anthony Fauci über Zeit mit Donald Trump: «Das Stinktier beim Picknick»

Anthony Fauci über die Zeit mit Donald Trump: «Ich war das Stinktier beim Picknick»

Er widersprach dem Präsidenten immer wieder, Donald Trump wollte ihn sogar feuern: Nun hat der Top-Immunologe Anthony Fauci in einem Interview Details über die schwierige Zusammenarbeit verraten.
25.01.2021, 10:57
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Anthony Fauci, Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, hat als Vertreter einer US-Delegation den Beitritt des Landes zur internationalen Corona-Impfinitiative Covax angek
Anthony FauciBild: sda
Ein Artikel von
t-online

In der Corona-Pandemie war er immer wieder das Ziel von verbalen Attacken von Trump-Anhängern und Corona-Leugnern. Nun hat der Immunologe Anthony Fauci  in einem Interview mit der «New York Times» erste Einblicke in seine Arbeit mit der Trump-Administration gegeben.

Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Präsidenten und ihm hätten sich früh in der Krise gezeigt, sagte Fauci der Zeitung. Bereits als die Fallzahlen im März etwa in New York gestiegen seien, habe er vor der Tragweite der Entwicklung gewarnt. Der Präsident habe allerdings stets abgewiegelt, mit Aussagen in Richtung: «Naja, es ist nicht so schlimm, richtig?»

Fauci sagt, er habe dem Präsidenten widersprochen. Trotzdem habe sich das Gespräch in ähnlicher Form in den folgenden Monaten wiederholt. «Daher gab es einen Witz, nach dem ich das Stinktier beim  Picknick  war.»

Dubiose Anrufe von Unbekannten 

Es habe ihn ausserdem „sehr beunruhigt“, erzählte Fauci der «New York Times» weiter, dass Trump regelmässig Anrufe von Unbekannten – Fauci vermutet: aus der Wirtschaft – erhalten habe. Auf deren Anraten habe Trump Medikamente und Methoden zur Virusbekämpfung vorgeschlagen, «ohne wissenschaftliche Grundlage, basierend auf Anekdoten».

Donald Trump verlässt das Weisse Haus

Video: watson

Mehrere Male widersprach Fauci dem inzwischen abgewählten Präsidenten öffentlich – zum Beispiel als er ankündigte, mit dem Start der Impfungen sei die Pandemie so gut wie beendet. Trump habe ihn immer wieder aufgefordert, sich nicht so negativ zu äussern. Ausserdem sollte er «positiver sein» und eine «positive Einstellung» annehmen, erzählte der Chef-Immunologe.

Fauci leitet seit 1984 das National Institute of Allergy and Infectious Diseases. Er gilt international als Instanz auf seinem Gebiet, mehr als einem halben Dutzend Präsidenten hat der 80-Jährige bereits als Berater gedient. Mit Donald Trump geriet er wegen dessen Haltung zur Corona-Pandemie mehrfach hart aneinander. So sehr, dass Trump im November ankündigte, Fauci aus seiner Corona-Taskforce feuern zu wollen. Dazu kam es nicht mehr, weil Trump die Wahl verlor. 

Ärztin: Weisses Haus reagierte zu langsam 

Der Immunologe ist nicht der erste Wissenschaftler, der sich über seine Arbeit unter Donald Trump äussert. Ärztin Deborah Birx, ebenfalls Teil der Corona-Taskforce, erzählte dem Fernseh-Sender CBS, manche im Weissen Haus hätten die Corona-Pandemie als «Schwindel» bezeichnet und so ein rechtzeitiges Eingreifen verhindert.

FILE - In this March 3, 2020, file photo, White House coronavirus response coordinator Dr. Deborah Birx, with, from left, Vice President Mike Pence, administrator of the Centers for Medicare and Medic ...
Deborah BirxBild: keystone

Birx äusserte sich ausserdem besorgt über die Validität der von Trump präsentierten Daten: «Ich habe den Präsidenten Statistiken vorstellen sehen, die ich nie gemacht habe.» Sie wisse also, dass «jemand da draussen oder jemand drinnen» dem Präsidenten andere Daten aufbereitet habe. Sie wisse aber nicht, wer. Dieser intransparente Umgang mit Daten widerspreche ihrem Berufsethos.

Anthony Fauci wird auch den neuen Präsidenten Joe Biden als «Chief Medical Adviser» weiterberaten, Deborah Birx hingegen scheidet aus der Corona-Taskforce aus.

In den USA hat die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen laut einer Daten-Auswertung der Nachrichtenagentur Reuters die Marke von 25 Millionen überstiegen. Mehr als 417'000 Menschen sind zudem inzwischen in den USA im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.

(t-online/ann)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TanookiStormtrooper
25.01.2021 12:18registriert August 2015
Ironischerweise hat Fauci jetzt, wo Donnie weg ist, eine sehr viel positivere Ausstrahlung. Er wirkte bei seiner ersten Pressekonferenz sehr erleichtert.
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bbelser
25.01.2021 13:07registriert Oktober 2014
Wie muss dieser naturwissenschaftlich geschulte, rational denkende und abwägende, und stets kompetent und höflich kommunizierende Fachmann gelitten haben unter der tödlichen Ignoranz und Verachtung eines beratungsresistenten Clowns und seiner Entourage an gewissenlosen Speichelleckern und Einflüsterern...

Gut, dass jetzt wieder die Erwachsenen übernommen und diesen unwürdigen Zirkus beendet haben...
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Charlie B.
25.01.2021 12:03registriert November 2015
Alternative Fakten vs. Fakten ¯\_(ツ)_/¯
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