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«Tribes of Europa» – die wohl aufwendigste deutsche Netflix-Serie

Tribes of Europa
Bild: Netflix

Nach «Dark» kommt «Tribes of Europa» – Netflix-Serie zeigt düsteres Europa ohne EU

Netflix hat eine neue Serie «Made in Germany» am Start. Die dystopische Serie der «Dark»-Produzenten steht in den Netflix-Charts bereits ganz vorne.
23.02.2021, 19:58
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«Tribes of Europa» ist die bisher wohl aufwendigste deutsche Netflix-Produktion. In der Science-Fiction-Serie ist der Kontinent in Mikrostaaten und Stämme zerfallen. Dennoch besteht Hoffnung.

Die EU liegt in Trümmern. Nach einem Cyberkrieg zwischen den USA und Nordkorea und einem weltweiten Stromausfall sterben im Dezember 2029 Millionen von Menschen. In Europa zerfallen die Gemeinschaften der Überlebenden in Mikrostaaten mit eigener kulturellen Identität. Die Idee der europäischen Einheit ist dahin. Die aufwendige deutsche Science-Fiction-Serie «Tribes of Europa», die ab Freitag auf Netflix zu sehen ist, zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft.

Tribes of Europa
Bild: Netflix

Dabei wirkt der Gedanke, jedes EU-Land denke zunächst an sich, recht real, was etwa die Flüchtlingspolitik immer wieder verdeutlicht. Und nach dem Austritt Grossbritanniens hatten Politiker befürchtet, andere Staaten könnten nachziehen.

Dystopisch

Die dystopische Netflix-Serie der «Dark»-Produzenten um Showrunner Philip Koch zeigt, wo dies hinführen könnte. Die verschiedenen Stämme, hier Tribes genannt, kämpfen um die Vorherrschaft. Im Jahr 2074 kommt es dann zu einem Vorfall, der Europa verändert: Ein Flugobjekt stürzt in den Wäldern ab, in denen die naturverbundenen «Origines» leben. Die machthungrigen «Crows» sind hinter der geheimnisvollen Fracht her und massakrieren dafür ganze Dörfer.

Die friedfertigen Geschwister Liv, Kiano und Elja, die bei dem Angriff voneinander getrennt werden, sind die Hauptpersonen der neuen Netflix-Saga, die mit einem üppigen Szenenbild punktet. Der interessanteste Handlungsstrang spielt im düsteren Brahtok, dem früheren Berlin, wo Kiano (Emilio Sakraya) als Sklave in einer Fabrik arbeiten muss.

Tribes of Europa
Bild: Netflix

Schnell wird Oberschurkin Varvara (von Melika Foroutan hervorragend böse gespielt) auf den jungen Kämpfer aufmerksam und hält ihn als privaten (Sex-) Diener. Er wiederum hofft, mit Hilfe von Varvara und eines brutalen Menschenkampfes in Freiheit zu gelangen.

«Diese ganze Science-Fiction-Welt, in die ich für sechs Monate eintauchen durfte, war faszinierend. Die Kälte, der Schlamm, den ich abends mit nach Hause genommen habe, das werde ich so schnell nicht vergessen», sagte Emilio Sakraya der Deutschen Presse-Agentur.

Tribes of Europa
Bild: Netflix

Der 24-Jährige, der auch als Sänger arbeitet und in Serien wie «4 Blocks» oder «Warrior Nun» zu sehen war, bezeichnet «Tribes of Europa» als «Monsterprojekt». Und dieses zielt, wie fast jede Netflix-Serie, auf ein weltweites Streaming-Publikum.

Gedreht wurde (noch vor Corona) in Deutschland, Tschechien, Kroatien und Südafrika. Auch der Cast ist vielfältig besetzt, immer wieder wird Englisch gesprochen. «Netflix hat eine sehr zeitgemässe Diversitätsklausel, das finde ich gut», erklärt die im Iran geborene Foroutan («Der Mann mit dem Fagott», «KDD - Kriminaldauerdienst»). «Zu oft wurde in der Vergangenheit in deutschen Produktionen die Realität ignoriert, dass wir längst ein Einwanderungsland sind.»

Tribes of Europa
Bild: Netflix

Hoffnung

Mit so viel Einheit wie hinter den Kulissen kann die Serienrealität im dystopischen Europa zu Beginn nicht dienen. Die sechs Folgen der ersten Staffel (weitere sind bei guten Abrufzahlen wahrscheinlich) sollen Foroutan zufolge aber Hoffnung darauf machen, dass die Menschen in Notlagen zueinanderfinden.

Dazu passt ein Satz, den ein Armeechef seinen Soldaten in einer Szene verkündet: «Die europäische Idee stirbt nie.» (sda/dpa)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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John Henry Eden
23.02.2021 20:41registriert Januar 2014
Der Trailer sieht aus, als hätte das Umweltbundesamt zusammen mit irgendeiner überflüssigen EU-Stelle eine "krasse" Serie machen wollen und dafür zehnjährige Mobile Gamer als Drehbuchautoren verpflichtete.

Deutsche machen i. d. R. gute Filme und Serien, wenn deren ganze Handlung möglichst an einem einzigen Ort spielt und nur wenige Protagonisten mitspielen. Je mehr Orte, Leute oder gar Fraktionen vorkommen, desto schlimmer wird es. Dann will immer eine krude Botschaft vermittelt werden, die niemanden interessiert.

Ich rechne mit dem Schlimmsten und hoffe auf eine positive Überraschung.
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MaskedGaijin
23.02.2021 23:14registriert Oktober 2014
Zum Glück triffts nur die EU und nicht die CH, UK, N, usw.
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saugoof
23.02.2021 21:58registriert Februar 2015
Ich fand Dark grossartig, aber auf den ersten Anblick und vom Trailer sieht diese Serie sehr nach "The 100" aus.
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