Die Grenzen des guten Geschmacks sieht man ja immer gern da verletzt, wo sie über die eigene Haustüre hinaus mitten ins Innere, ins Kernstück, ins Herz gehen.
Zumindest scheint das die Ansicht des deutschen Verlagshauses Hubert Burda Media zu sein. Dort nämlich, so weiss das Branchenportal «Übermedien», ist man über Jan Böhmermanns jüngsten Wurf nicht gerade amüsiert:
Der Moderator der Satiresendung «ZDF Magazin Royale» hat vergangenen Samstag nämlich ein etwas anderes Klatschheftchen herausgegeben: Im «Freizeit Magazin Royale» finden sich für einmal keine Promis mit ihren haarsträubenden Skandalen, Schock-Geständnissen und dunklen Geheimnissen, sondern diejenigen, die für jene reisserischen und oftmals schlicht lügnerischen Schlagzeilen verantwortlich sind.
Die Häuser, auf die Böhmermann abzielt, sind die der richtig grossen deutschen Medienkonzerne, von Bauer Media Group, Hubert Burda Media, Funke Medien Gruppe und dem Alles Gute Verlag.
Kein Schumacher also, und auch keine Corinna, die sich mit Schirmen und Decken gegen die Drohnen vom «Neuen Blatt» wehrt, damit diese nicht durch die Fenster hinein in ihr Haus fotografieren für eine Doppelseite in ihrem Schmierheftchen.
Nein, in Böhmermanns «Freizeit Magazin Royale» bekommt Ivonne Bauer, Verlegerin und Erbin des Bauer-Imperiums, ihre ganz eigene, hoch dramatische Schlagzeile:
Für den Wahrheitsgehalt seines Magazins stehe er mit seinem Namen ein, sagt Böhmermann. Schliesslich wird dieser auch von den Damen und Herren des deutschen Klatsch-Universums immer wieder gern beschworen.
Was Klatschblätter wie die «Prima Freizeit» oder «Das Neue» aber vor allem transportieren, sind im besten Fall Gerüchte, im Normalfall konstruierte Dramen aus komplett langweiligen Tatsachen und im schlechtesten Fall Lügen.
Im Grunde kann man sich in Klatschspalten bloss auf eins wirklich verlassen: Je mehr von einer «zuverlässigen Quelle» die Rede ist, desto unzuverlässiger ist sie.
Im Hause Burda beharrt man dennoch auf der Qualität seiner Produkte und ist «stolz» drauf. Für Kay Labinsky, Chief Publishing Officer Popular von Hubert Burda Media, basiert die Treue ihrer Leserinnen und Leser dann auch auf der «Glaubwürdigkeit ihrer redaktionellen Arbeit».
Und ja, es mag tatsächlich sein, dass manch ein Leser glaubt, was er da liest. Vom Hauch der Autorität dazu verführt, das ein gedrucktes Magazin noch immer zu verströmen vermag. Doch bei näherer Betrachtung steigt einem schnell der Gestank einer nicht gewissenhaften Berichterstattung, ja gar eines klar kalkulierten Rechtsbruchs in die Nase.
Und solange es sich lohne, Interviews zu erfinden – wie es mit Roger Moore oder Sandra Bullock geschah –, solange würden die Klatschblätter damit weitermachen, sagt auch der Medienrechtsanwalt Dr. Christian Schertz.
Ironischerweise wittert man nun wiederum bei der Bauer Media Group einen Rechtsbruch vonseiten Böhmermanns und seines «Freizeit Magazin Royale». Denn dort erachte man Satire zwar als «richtig und wichtig», allerdings finde man es «besorgniserregend, dass das ZDF offensichtlich die rechtlichen Grenzen seines Rundfunkauftrags verlassen hat, indem es mit Rundfunkgebühren eine neue Print-Zeitschrift publiziert.»
Eine Grenzüberschreitung des öffentlich-rechtlichen Auftrags also?
Beim ZDF weist man den Vorwurf mit dem Hinweis zurück, dass das «Freizeit Magazin Royale» auf eine Einzelausgabe beschränkt und eine Begleitpublikation des ZDF Magazin Royale vom Freitag sei – und damit «gemäss Medienstaatsvertrag» veröffentlicht.
Die mit dem Satireheftchen erzielten Gewinne würden zudem in ein gemeinnütziges Projekt fliessen, das sich für die Stärkung von Medienkompetenz in Print und Internet einsetzt.
(rof)
Spiegel vorhalten bis es schmerzt.... gut so!
Der Mann gefällt mir immer besser. Er rechechiert und hinterfragt und ist sich nicht zu Schade, sich litz den Grossen anzulegen.
Chapeau und weiterhin viel Erfolg und Spass!