Das Gros der Forschergemeinde ist davon überzeugt, dass Tröpfchen und die noch kleineren Aerosole eine entscheidende Rolle bei der Übertragung des Coronavirus spielen – also eine Ansteckung durch Flüssigkeitspartikel, die beim Atmen, Sprechen, Husten oder Niesen entstehen und auf eine andere Person übertragen werden können.
Nach dem bisherigen Forschungsstand ist das Risiko, sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anzustecken, an der frischen Luft deutlich geringer als in geschlossenen Räumen. Das bestätigt nun auch eine Studie aus Irland, bei der mehr als 200'000 Infektionen untersucht wurden. Nur 0.1 Prozent der Ansteckungen hätten laut den Forschern im Freien stattgefunden – 99.9 Prozent der Infektion dagegen in Innenräumen.
«Drinnen lauert die Gefahr», herrscht auch unter den Aerosoloforschern Konsens. Die Übertragung des Coronavirus finde fast ausnahmslos in Innenräumen statt, heisst es kürzlich in einem offenen Brief führender Aerosolforscher aus Deutschland an die Politik.
«Wir atmen ja Aerosole und eventuell Viren aus – draussen in einen riesigen Luftraum im Vergleich zu einem Innenraum», betont auch der Aerosolforscher Professor Martin Kriegel im Interview mit t-online. Im Freien sei auch die Luftbewegung viel grösser als im Innenraum. Das bedeutet dem Experten zufolge, dass sich im Aussenbereich die Aerosole in Sekundenschnelle im grossen Luftraum verteilen und nicht für längere Zeit in der Luft stehen.
Wie stark genau sich die Anzahl der Viren durch Frischluft verringert und inwieweit es dann noch im Freien zur Übertragung kommen kann, wurde in Deutschland bislang noch nicht untersucht. «Bei gleichzeitiger Wahrung des Mindestabstandes ist die Übertragungswahrscheinlichkeit im Freien aufgrund der Luftbewegung sehr gering», heisst es dazu auch vom Robert Koch-Institut (RKI).
Massnahmen wie die Maskenpflicht beim Joggen an Alster und Elbe in Hamburg etwa sind Aerosolforschern zufolge eher symbolischer Natur und liessen «keinen nennenswerten Einfluss auf das Infektionsgeschehen erwarten», schreiben die Experten. Auch würden im Freien nie grössere Gruppen – sogenannte Cluster – infiziert, wie das in Innenräumen etwa in Heimen und Schulen, bei Veranstaltungen, Chorproben oder Busfahrten zu beobachten sei.
Auch die Ausgangssperren versprechen aus Sicht der Wissenschaftler mehr, als sie halten können. «Die heimlichen Treffen in Innenräumen werden damit nicht verhindert, sondern lediglich die Motivation erhöht, sich den staatlichen Anordnungen noch mehr zu entziehen», schreiben sie. «In der Fussgängerzone eine Maske zu tragen, um anschliessend im eigenen Wohnzimmer eine Kaffeetafel ohne Maske zu veranstalten, ist nicht das, was wir als Experten unter Infektionsvermeidung verstehen.»
Verwendete Quellen:
Da fehlt noch ARBEITSPLATZ, trotz Home-Office"pflicht", die es gar nicht gibt, wird nur so genannt. Ja, ja... ist Systemrelevant. Ja, ja, aber ist eben doch viel relevanter.