Die Luftfahrtbranche hat ein miserables Jahr hinter sich. Kaum eine andere Branche wurde so hart von der Pandemie getroffen. Weltweit ging der Luftverkehr um zwei Drittel zurück im Vergleich zu 2019.
Auch die Swiss erwischte es hart. Bei der Präsentation des Jahresergebnisses für 2020 sagte Chief Financial Officer Markus Binkert: «Wir sind um 50 Jahre zurückgeworfen worden». Die Passagierzahlen seien vergleichbar mit jenen aus dem Jahr 1973.
Wie schlecht das Jahr für die Swiss wirklich war, illustrieren die folgenden Grafiken.
Zum ersten Mal seit 15 Jahren ist die Swiss tief in die roten Zahlen gestürzt. Operativ resultierte bei der Lufthansa-Tochter ein Verlust von 654 Millionen Franken. Der Umsatz ging um 65,2 Prozent auf 1,85 Milliarden Franken zurück.
2019, im Jahr vor der Pandemie, hatte die Fluggesellschaft noch einen operativen Gewinn von 578 Millionen Franken erzielt und 2018 mit 636 Millionen sogar das bisherige Rekordergebnis.
Als die erste Viruswelle letzten März mit voller Wucht zuschlug, musste die Swiss ihren Flugplan kontinuierlich reduzieren. Dies führte dazu, dass im April über 90 Prozent der Swiss-Flotte am Boden bleiben musste.
Im Sommer entspannte sich die Situation mit den Lockerungen wieder ein wenig, doch die zweite Welle und die damit verbundenen Restriktionen machten der Swiss einen erneuten Strich durch die Rechnung. Über das Jahr gerechnet hoben 48'069 Flieger der Swiss ab, 68 Prozent weniger als 2019.
Schaut man sich den gesamten Flugverkehr am Flughafen Zürich an, so sieht man, dass dieser Mitte März fast komplett zum Erliegen gekommen ist.
Wo keine Flüge, da auch keine Passagiere. 74 Prozent weniger Gäste verzeichnete die Swiss 2020 gegenüber dem Vorjahr.
Insgesamt begrüsste die Airline 2020 nur noch 4,8 Millionen Passagiere an Bord, im Vorjahr waren es noch über 18,8 Millionen gewesen. Die durchschnittliche Auslastung der Maschinen sank von 84 Prozent auf 57,9 Prozent, wie die Swiss am Donnerstag bekannt gab.
Analog dazu die Passagierzahlen am Flughafen Zürich:
Um die hohen Verluste, die aufgrund der Reiserestriktionen im vergangenen Jahr anfielen, abzuschwächen, ist die Swiss 2020 stark auf die Kostenbremse getreten. «Es war wichtig, dass wir schnell drastische Kostensparmassnahmen eingeleitet haben», sagte Finanzchef Markus Binkert an der Medienkonferenz der Airline am Donnerstag.
Man habe die Fixkosten um ein Drittel senken können, sagte er. Die Airline habe allerdings viele Fixkosten, die sich nicht so einfach reduzieren liessen wie in anderen Branchen.
Von den 1,5 Milliarden Kreditsumme, die der Bund der Swiss zugesprochen hat, sei aktuell noch etwa eine Milliarde übrig, sagte Finanzchef Binkert. «Ohne diesen Kredit hätte die Swiss das Jahr nicht überstehen können», sagte er und bedankte sich beim Bund für diese Hilfe.
Die Gerüchte, dass der Swiss bis im Sommer das Geld ausgehen könnte, wies Binkert ab. «Wir werden das aktuelle Jahr bezüglich Liquidität gut überstehen», sagte er. Es hänge allerdings auch stark davon ab, wie sich die Buchungslage entwickle. «Wenn wir 50 Prozent der Kapazität in der Luft haben, können wir den Mittelabfluss stoppen».
Für 2021 dürfte die Fluggesellschaft nach ihren eigenen Schätzungen diese Zahl nur knapp erreichen. Es wird mit 40 bis 50 Prozent der Kapazitäten gerechnet, die man vor der Krise hatte. Im Hochsommer dürfte die Nachfrage aber steigen und eine Kapazität von 65 Prozent erreicht werden. Mittlerweile ist die Swiss vorsichtiger geworden. In früheren Prognosen erwartete man für den jetzigen März eine Kapazitätsauslastung von über 50 Prozent. Tatsächlich ist sie bei nicht einmal 30.
Wie schnell sich der Luftverkehr komplett erholt, hängt sehr stark von der epidemiologischen Situation und den daraus resultierenden Reisebeschränkungen ab. Eine genaue Prognose, wann die Normalität zurückkehrt, wagen derzeit auch nur wenige. «Frühestens 2023, aber eher 2024», so der Tenor aus Expertenkreisen.
(Mit Material der SDA)