Wie gut sind eigentlich Jadon Sancho und Erling Haaland?! Die beiden Offensiv-Stars zerlegten RB Leipzig beim 4:1 im DFB-Pokal-Final mit je einem Doppelpack quasi im Alleingang. Vor allem ihre ersten Treffer hatten es in sich: Beim 1:0 nach fünf Minuten zog Sancho von Strafraumgrenze trocken ab, Leipzig-Goalie Peter Gulasci hatte nicht den Hauch einer Chance.
In der 28. Minute schüttelte Haaland, der nach seiner Oberschenkelverletzung gerade rechtzeitig fit wurde, seinen Gegenspieler Dayot Upamecano ab wie einen Schuljungen und schob eiskalt zum 2:0 ein.
Auch danach war es eine Augenweide, den beiden zuzusehen. Beim BVB wünscht man sich nun natürlich nichts sehnlicher, als dass die beiden über diese Saison hinaus in Dortmund bleiben würden. Bei Haaland bleibt Watzke weiter hart und auch der Norweger will offenbar bleiben, wenn sich der BVB noch für die Champions League qualifiziert. Bei Sancho ist sich Watzke nicht sicher, ob man ihn halten kann. «Wir versuchen es», sagte Watzke in der «ARD» nur. Manchester United gilt als wahrscheinlichster Abnehmer. Im Gegenzug soll dafür Jesse Lingard nach Dortmund wechseln.
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11 Jahre lang spielte Lukasz Piszczek für Borussia Dortmund, doch nach dieser Saison ist für den 35-jährigen Polen Schluss. Kein Wunder, brachen die Emotionen beim BVB-Urgestein nach dem dritten Pokalsieg (2012, 2017, 2021) nur so heraus.
Piszczek, der wie zuletzt auch in der Liga 90 Minuten ran durfte, konnte seine Tränen nicht zurückhalten, als die Mitspieler unmittelbar nach dem Schlusspfiff auf ihn zu rannten, ihn in die Arme nahmen und schliesslich durch die Luft warfen.
Schon nach dem K.o.-Treffer zum 4:1 fiel der Rechtsverteidiger auf die Knie. «Ich bin zusammengebrochen, weil ich wusste, dass meine Karriere zu Ende geht. Danke an die Mannschaft! Ich nehme das heute für mein Leben mit. Das war einfach toll», sagte Piszczek später bei Sky sichtlich mitgenommen. Für die Feierlichkeiten zog er sich schliesslich das Trikot von Marcel Schmelzer über. Sein langjähriger Weggefährte fehlte im Pokalfinale verletzt.
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Wie gross die Wertschätzung innerhalb der Mannschaft für Piszczek sein muss, demonstrierte Erling Haaland eindrücklich. Der Norweger stürmte das Interview des 66-fachen polnischen Nationalspielers und rief mehrmals: «Legende!»
Bei der Pokalfeier durfte Piszczek den Pott gleich nach Captain Marco Reus in die Höhe stemmen, den Boss markierte aber auch dort Erling Haaland. Als Mahmoud Dahoud die goldene Trophäe schon vor der offiziellen Übergabe berührte oder berühren wollte, stellte der Norweger seinen Teamkollegen mit einer Ohrfeige in den Senkel. Schliesslich weiss auch Haaland, dass es Unglück bringt, den Pokal vor der Übergabe zu betatschen.
Nach Haalands Zurechtweisung von Dahoud lief die Pokal-Party dann gesittet ab. Jeder durfte das Objekt der Begierde kurz in die Höhe stemmen, bis tief in die Nacht wurde gefeiert. Um 2.48 Uhr fragte der BVB-Twitter-Account «Noch Pokalsieger wach?», Jude Bellingham antwortete um 3.28 Uhr mit einem simplen «Ja».
Zum 5. Mal gewinnt der @BVB den #DFBPokal 🏆 #RBLBVB 1:4 #BERLIN2021 pic.twitter.com/REtfkC6ntD
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Etwas ganz Besonderes ist der Pokal-Sieg auch für Trainer Edin Terzic. Der Favre-Nachfolger muss seinen Posten auf der BVB-Bank nach dem Saisonende an Marco Rose abtreten. Ob er dennoch in Dortmund bleiben wird, ist trotz eines langfristigen Vertrags noch offen.
Terzic selbst wollte dazu nichts sagen. «Ich bitte euch: Das ist ein Tagesgeschäft, wir bekommen ständig auf die Fresse, wenn es nicht läuft, jetzt gönnt uns doch einfach den Abend, um das zu geniessen», erklärte er in der ARD.
«Ich glaube schon, dass er am allerliebsten beim BVB bleiben möchte», sagte sein Boss Hans-Joachim Watzke derweil bei Sky. «Er hat die Mannschaft im Dezember übernommen, die war halb tot. Und er hat sie zum Leben erweckt, das ist eine Riesenleistung von ihm auf seiner ersten Trainerstation.»
Wie lebendig die Mannschaft ist, zeigte sie, als Terzic gerade die offizielle Pressekonferenz beenden wollte. Geschlossen stürmen die BVB-Stars den Saal und feierten ihren Trainer mit Sprechchören und Champagner-Dusche.
Press-conference crashers! 💥😂
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No escaping the beer shower for @BlackYellow coach Edin Terzic 🚿#DFBPokal pic.twitter.com/jhTVVws5jS
Julian Nagelsmann hatte sich den Ausgang des DFB-Pokal-Finals sicher anders vorgestellt – nur zu gerne hätte der scheidende RB-Trainer seinem künftigen Ex-Verein den ersten Titel der Vereinsgeschichte beschert.
Doch daraus wurde bekanntlich nichts und Nagelsmann musste unmittelbar nach Schlusspfiff als Final-Verlierer zum Interview mit der ARD. Dort konnte der 33-Jährige seinen Frust nicht verbergen und reagierte schliesslich ziemlich angefressen, als ihm eine Frage des Reporters nicht gefiel.
Zum Prozedere eines DFB-Pokalfinals gehört auch, dass verdiente Spieler beider Teams die Trophäe ins Stadion tragen. Der BVB wählte aus seiner langen Liste an Legenden Karl-Heinz Riedle aus. Bei RB musste man wegen der erst zwölfjährigen Klubgeschichte etwas kreativer werden: Perry Bräutigam nahm den Part als Botschafter ein, der zwar nie für RB gespielt hatte, aber das gestaltet sich auch schwierig, wenn man die aktive Karriere sieben Jahre vor der Klubgründung beendet. Immerhin war Bräutigam später sechs Jahre als Torwarttrainer bei den Leipzigern tätig.
Ohrfeige von Haland? Ich hab einen Klaps auf den Hinterkopf gesehen.
Und das beste war irgendwie wie RB versucht hat, eine Legende zu finden. Wär irgendwie ehrlicher gewesen, wenn sie den Mateschitz den Pokal hätten reinbringen lassen. 🤣