Wissen
China

China fliegt zum Mond und will Gesteine auf die Erde holen

A Long March-5 rocket carrying the Chang'e 5 lunar mission lifts off at the Wenchang Space Launch Center in Wenchang in southern China's Hainan Province, early Tuesday, Nov. 24, 2020. China  ...
«Chang'e 5» hebt vom Raumfahrtbahnhof in Wenchang ab zum Mond.Bild: keystone

China fliegt zum Mond und will Gesteine auf die Erde holen – das Wichtigste in 4 Punkten

23.11.2020, 22:4824.11.2020, 18:34
Mehr «Wissen»

China hat ein unbemanntes Raumschiff auf den Weg zu einer Landung auf dem Mond gebracht. Bei dem Flug sollen erstmals seit mehr als vier Jahrzehnten wieder Gesteinsproben zur Erde geholt werden.

Die Rakete vom Typ «Langer Marsch 5» hob am frühen Dienstagmorgen Ortszeit (Montagabend MEZ) vom Raumfahrtbahnhof in Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan ab. Das nach der chinesischen Mondgöttin «Chang'e 5» benannte Raumschiff soll voraussichtlich am Sonntag einen Lander auf den Mond bringen, der Gestein und Bohrproben einsammelt.

Wie vielen Nationen ist ein solches Unterfangen bereits gelungen?

Bei einer erfolgreichen Rückkehr wäre China nach den USA und der Sowjetunion in den 60er und 70er Jahren erst die dritte Raumfahrtnation, der ein solches Vorhaben gelingt. Das Raumschiff soll in dem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788-1862) genannten Vulkangebiet landen. Es liegt im «Ozean der Stürme» im oberen, linken Teil der erdzugewandten Seite des Mondes.

Die Mission gilt als eine der kompliziertesten, die Chinas Raumfahrt jemals unternommen hat: Erstmals würde eine chinesische Aufstiegsstufe wieder vom Mond starten, Gesteinsproben mitnehmen und ein Docking-Manöver im Orbit des Erdtrabanten vornehmen, bevor die Rückkehrkapsel zur Erde zurückfliegt.

Der chinesische Mondflug erfolgt 51 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung der USA am 21. Juli 1969, bei der Neil Armstrong und Edwin «Buzz» Aldrin als erste Menschen die Oberfläche des Erdtrabanten betraten. Die USA haben sechs Mal Astronauten auf den Mond gebracht - zuletzt mit «Apollo 17» im Dezember 1972.

epa01797778 A NASA handout photo dated 20 July 1969 showing Apollo 11 astronaut Edwin 'Buzz' Aldrin standing by the US flag planted on the surface of the moon. On 20 July 2009 the world mark ...
51 Jahre ist es her: Buzz Aldrin auf dem Mond.Bild: EPA

Was macht das Raumschiff auf dem Mond?

Das 8200 Kilogramm schwere Raumschiff besteht aus vier Modulen: Dem Orbiter mit der Rückkehrkapsel sowie dem Lander mit der Aufstiegsstufe. Nach dem Aufsetzen auf der Mondoberfläche soll das Landegerät mit einem langen Arm rund zwei Kilogramm Mondgestein und auch Proben aus Bohrungen bis zu zwei Meter Tiefe zusammentragen und in einer Kammer verstauen.

Nach dem Aufstieg und dem Docking-Manöver mit dem Orbiter sollen die Gesteinsproben in die Kapsel verladen werden, die dann zur Erde zurückkehrt. Das Raumschiff soll am 16. oder 17. Dezember im Siziwang Banner in der Inneren Mongolei landen.

«Chang'e 5» soll beim Sonnenaufgang auf dem Mond landen und einen Mondtag - zwei Wochen auf der Erde - bleiben. So muss das Raumschiff nicht mit besonderen Heizgeräten ausgestattet sein, um die extrem kalten Temperaturen der Mondnacht aushalten.

In this Nov. 17, 2020, photo released by China's Xinhua News Agency, a Long March-5 rocket is moved at the Wenchang Space Launch Site in Wenchang in southern China's Hainan Province. Chinese ...
So sieht «Chang'e 5» bei Tageslicht aus. Bild: keystone

Was erwarten Wissenschaftler von den Proben?

Wissenschaftler warten gespannt auf die Proben, denn bislang wurde noch kein Gestein aus der jüngeren Mondgeschichte zu Untersuchungen zur Erde gebracht.

Forscher erhoffen sich von den Proben wichtige neue Erkenntnisse über die vulkanische Aktivität und die Geschichte des Mondes. Die Apollo-Missionen der USA hatten rund 380 Kilogramm Mondgestein mitgebracht. Die Sowjetunion sammelte insgesamt 300 Gramm ein - zuletzt mit der unbemannten «Luna 24»-Mission 1976, als rund 170 Gramm Mondstaub zur Erde gebracht wurden.

Hat China weitere Projekte im All?

China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm mit Missionen zum Mond und Mars sowie dem Aufbau einer eigenen Raumstation. Im Januar 2019 landete China als erste Raumfahrtnation mit «Chang'e 4» auf der relativ unerforschten erdabgewandten Seite des Mondes. Es wurde ein Rover ausgesetzt, der weiter die Oberfläche erforscht.

Die Komplexität des aktuellen dreiwöchigen Fluges gilt auch als Vorbereitung auf mögliche bemannte Mondlandungen in der Zukunft. (cma/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
50 Jahre Mondlandung
1 / 18
Menschen auf dem Mond – die Geschichte des Apollo-Programms
Im Zuge ihres legendären Apollo-Programms hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa zwischen Juli 1969 und Dezember 1972 zwölf Menschen auf den Mond und wieder zurück zur Erde gebracht. So fing alles an ...
quelle: epa / nasa / ho
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wir machen uns bald sesshaft auf dem Mond
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Hinkypunk #wirsindimmernochmehr
23.11.2020 23:23registriert Oktober 2014
"Vor 51 Jahren setzte Buzz Aldrin als erster Mensch einen Fuss auf den Mond"

Ähm... Nö ;)
787
Melden
Zum Kommentar
avatar
Eidg. dipl. Tütenbauer
23.11.2020 23:31registriert März 2019
Immerhin wenigstens besser als in Hongkong den Leuten grundlos und machtgierig auf die Köpfe zu hauen.
326
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bynaus
24.11.2020 00:05registriert März 2016
Der Lander, die Rückkehrkapsel - das sieht alles sehr ähnlich (wenn auch nicht identisch) aus wie bei Apollo, bloss etwas kleiner. Selbstverständlich ist es eine Trockenübung für einen späteren, besatzten Flug zum Mond.

Beim Aufstieg der Mondproben wird es auch das erste Mal überhaupt sein, dass ein automatisches Docken zwischen zwei Raumfahrzeugen im Mondorbit stattfindet (bei Apollo geschah das Docken des Landers an das Kommandomodul bei der Rückkehr noch "von Hand").

Übrigens: "die obere linke Ecke" des Mondes ist es bloss von der Nordhalbkugel aus gesehen. ;)
260
Melden
Zum Kommentar
12
Die dramati­sche Rettung der Komponistengebeine
Ein unglückliches Leben hatte Alberik Zwyssig (1808–1854), der musikalische Mönch aus Uri und Komponist des Schweizerpsalms. Post mortem wurde im Zweiten Weltkrieg dann noch seine Leiche ausgegraben und umgebettet.

Alberik Zwyssigs Vater, ein rauer Geselle, geriet in ein Handgemenge und wurde unter Vormundschaft gestellt. Daraufhin verdingte er sich als niederländischer Söldner, wo er prompt auf dem Feld sein Leben lassen musste. Mutter Zwyssig stand mit fünf Kindern alleine da, darunter Johann Josef Maria Georg.

Zur Story