David Degen (links) übernimmt den FC Basel von Bernhard Burgener.Bild: keystone
Der Machtwechsel beim FC Basel ist Tatsache. Bernhard Burgener hat seine Anteile dem ehemaligen Nationalspieler David Degen verkauft. Vor den Medien äusserten sich die beiden Protagonisten eines monatelangen Streits am Nachmittag über ihre Beweggründe und die Zukunft des Klubs.
11.05.2021, 16:5812.05.2021, 08:51
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David Degen
Der bisherige Verwaltungsrat hat zwar die Aktien von Bernhard Burgener übernommen. Doch der 38-Jährige will einen Teil davon weitergeben und auch nicht als Verwaltungsratspräsident fungieren:
«Es gibt keine Alleinherrschaft mehr beim FC Basel.»
Degen wird eines von sieben Mitgliedern des Verwaltungsrats, die anderen sind Johannes Barth, Reto Baumgartner, Marco Gadola, Christian Gross, Sophie Herzog und Andreas Rey. Präsident soll Baumgartner werden:
«Ich wollte nie Präsident werden. Ich will mich dort einbringen, wo ich meine grosse Stärke habe und das ist der Sport. Da habe ich ein weltweites Netzwerk, da will ich mich einbringen.»
Eines stellte Degen klar: Es handelt sich um eine Basler Lösung und es wird keine Zusammenarbeit mit der britischen Investmentfirma Centricus geben:
«Das ist definitiv vom Tisch.»
Bild: keystone
Dem neuen starken Mann beim FCB war es angesichts vieler Schlagzeilen über einen Streit wichtig, zu betonen, dass Burgener und er sich in den vergangenen Wochen zusammenrauften:
«Die Gespräche waren wirklich sehr lösungsorientiert und vor allem sehr freundlich und es ging um das Wohl des FCB.»
Zumindest wenn es nach Degens Worten geht, werden beim FC Basel ab sofort kleinere Brötchen gebacken. Der Klub gilt seit Jahren als Lohntreiber. Der Ex-Nationalspieler plant daher, den eingeschlagenen Sparkurs weiter zu verfolgen:
«Es muss wieder eine gewisse Demut einkehren, auch wenn wir weiter vorne mitspielen wollen.»
Der im Kanton Baselland aufgewachsene und fussballerisch beim FC Basel gross gewordene Degen appelliert an die Spieler, künftig mit ganzem Herzen dabei zu sein. Nur so könne man auch das Ziel erreichen, das jeder Spieler habe, es in eine grössere Liga zu schaffen:
«Wir müssen wieder dafür sorgen, dass jeder Spieler, jeder Junior, jeder der ins Stadion kommt, stolz ist auf den Klub. Die Spieler müssen auf dem Platz für diesen Klub brennen. Sie müssen sich sagen, dass sie alles geben, wenn sie dieses rot-blaue Trikot tragen.»
Einst gemeinsam beim FCB: Die Zwillinge Philipp (links) und David Degen.Bild: KEYSTONE
In der Stunde des Erfolgs verzichtete Degen darauf, Öl ins Feuer zu giessen. Im Gegenteil: Er reicht jenen die Hand, die ihn zuletzt kritisiert hatten:
«Wir müssen einen und nicht spalten. Es wurden Grenzen überschritten, gewisse Vorkommnisse hätten nicht passieren dürfen. Jetzt ist die Zeit, alles auf Null zu setzen und neu zu beginnen.»
Das betrifft auch die Zusammenarbeit mit Karli Odermatt. Die Klublegende, die sich zuletzt abschätzig über Degen geäussert hatte, und als Burgener-Gefährte im Verwaltungsrat sass, soll weiter eine Zukunft beim FC Basel haben:
«Karli Odermatt ist ein FCB-Kulturgut, mein Team und ich zählen auf seine Dienste. Er wird definitiv dabei bleiben.»
Odermatt feiert den Cupsieg 1975 mit dem FC Basel, rechts der spätere Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld.Bild: KEYSTONE
Wie bei Odermatt stiess Degen auch bei Teilen der Anhängerschaft auf Widerspruch. Bei diesen erbat er sich, ihm die Gelegenheit zu geben, zu zeigen, was er kann:
«Ich bitte die Fans darum, meinem Team und mir eine Chance zu geben und ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt, dass wir den Erwartungen gerecht werden können.»
Formal tritt die Änderung am 15. Juni bei der Generalversammlung des FC Basel in Kraft. Burgener wird die laufende Saison zu Ende führen. An Bord bleiben soll Patrick Rahmen, der auch für die nächste Saison als Trainer vorgesehen ist.
Bernhard Burgener
Dem scheidenen Präsidenten war es wichtig, darauf hinzuweisen, dass es seinem Klub gut gehe:
«Wir wissen, dass wir schwere Zeiten haben. Das ist nicht einfach. Wir haben das grosse Glück, dass der FC Basel finanziell gut da steht.»
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Zu den Gesprächen mit Degen meinte Burgener:
«Hätten wir streiten wollen, hätte ich Krieg gewollt, dann hätte ich das gekonnt. Aber da mir der FC Basel am Herzen liegt, war es wichtig, dass wir zusammensassen und nach einer Lösung suchten und eine fanden. Wir haben den Frieden gefunden. Nun soll wieder der Sport im Fokus stehen.»
Er wünsche David Degen nur das Beste und dass der FCB weiterhin und auch in Zukunft erfolgreich sei. Die anhaltenden Beleidigungen gegen ihn, aber auch gegen CEO Roland Heri, seien für ihn kein Grund gewesen, zu gehen. Im Vordergrund stehe für ihn, dass er nun ein gutes Gefühl haben dürfe, was den Klub betreffe:
«Für mich war wichtig, dass der FCB in gute Hände kommt und dass man sieht, dass er langfristig in guten Händen ist.»
Behauptungen, er habe den Klub nur deshalb übernommen, um mit ihm Geld zu machen, verwies Burgener ins Reich der Fantasie:
«Gewinn habe ich nicht gemacht, es ging mir beim FC Basel nie ums Geld. Ich nahm weder Lohn noch ein Verwaltungsratshonorar. Wir machten das alle ehrenamtlich, das ist wichtig.»
Burgener erinnerte daran, wie er sein Amt vor vier Jahren angetreten habe. Er habe damals aufgezeigt, dass der Klub zu viel Geld ausgebe:
«Wir haben die Kosten halbiert, und sie werden weiter sinken müssen. Dort wo ich kann, werde ich Dave und den FCB unterstützen.»
Bild: keystone
Apropos Unterstützung: Er habe Verständnis für Fans, die sich beklagt haben, gab Burgener zu. Er verwies aber auch darauf, dass es viele gebe, welche ihn und die Klubführung stets unterstützt hätten. Man müsse deshalb aufhören zu polemisieren:
«Der Verein ist finanziell abgesichert, der Sturm ist vorbei. Nun müssen wir das Boot auf ruhigem Kurs halten. Wichtig ist, dass der Verein sich selber finanzieren kann. Ich traue dies David Degen und seinem Team zu.»
Während die Klubzukunft damit neu ausgerichtet wird und es in den nächsten Tagen und Wochen darum geht, Details der neuen Ausrichtung auszuschaffen, steht die Basler Mannschaft bereits heute Abend das nächste Mal auf dem Platz. Im Heimspiel gegen den FC Lugano (Spielbeginn 20.30 Uhr) geht es darum, den Europacup-Platz zu festigen. Derzeit ist der FCB hinter Meister YB auf Rang 2 klassiert.
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quelle: keystone / georgios kefalas
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