Schweiz
Interview

Wetter: Herr Meteorologe, kommt die Hitze aus Südeuropa auch zu uns?

epa09388641 A firefighting helicopter sprays water during the second day of the wildfire in Rhodes island, Greece, 02 August 2021. The fronts of the fire on the island of Rhodes are in recession, as a ...
Ein Löschhelikopter kämpft gegen die Waldbrände in Rhodos, Griechenland.Bild: keystone
Interview

«Es deutet nicht viel auf einen plötzlichen Sommerausbruch hin»

Während in Griechenland und Italien Waldbrände wüten und die Temperaturen an der 50-Grad-Marke kratzen, ist es bei uns nach wie vor kalt und nass. Was ist das los, Herr Meteorologe?
04.08.2021, 09:2904.08.2021, 09:47
Dennis Frasch
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Herr Asch, der Süden Europas scheint sich gerade in eine Sauna zu verwandeln. Was ist da los?
Andreas Asch:
Über Südosteuropa hat sich ein Hochdruckgebiet breit gemacht. Dieses sorgt einerseits für viel Sonne. Andererseits ist über eine Südwestströmung sehr viel warme Luft in dieses Gebiet gelangt. Im Grunde genommen kommt diese Luft aus der Sahara. Durch die absinkende Luft im Hochdruckgebiet findet eine zusätzliche Erwärmung statt.

bild: zvg
Zur Person
Andreas Asch ist Meteorologe beim Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz

Momentan sind vor allem der Süden Italiens, Griechenland und die Türkei betroffen. Wird sich das Hochdruckgebiet noch ausbreiten?
Voraussichtlich nicht, nein.

Viele in der Schweiz wären momentan wahrscheinlich froh, etwas von dieser warmen Luft abzubekommen …
So weit wird es leider nicht kommen.

Wieso nicht? Wie manifestiert sich diese Wand zwischen Bruthitze und Herbstwetter?
Die warme Zone ist markiert durch die warme Luft, die aus der Sahara nach Südosteuropa strömt. Bei uns haben sich eher kältere Luftmassen eingenistet. Die Grenze zwischen diesen beiden Luftmassen ist nicht etwa ein kontinuierlicher Übergang von warm zu kalt, sondern eine konkrete Luftmassengrenze, welche sich momentan von Algerien über Italien bis zum südwestlichen Balkan zieht. Alles südöstlich dieser Linie bekommt warme, trockene Sahara-Luft, alles nordwestlich muss sich mit kühleren und feuchteren Luftmassen zufriedengeben.

Im Südosten heiss, im Nordwesten kalt.
Im Südosten heiss, im Nordwesten kalt.bild: meteoblue.com

Was ist denn für die niedrigen Temperaturen bei uns verantwortlich?
Wir haben bei uns gerade ein sogenanntes Höhentief, das den gesamten Norden Europas im Griff hat. Dieses Tiefdruckgebiet sorgt für eine beständige Westströmung, die immer und immer wieder kühle und feuchte Luft vom Atlantik her zu uns windet.

Haben wir dieses Jahr also einfach extrem Pech?
Das kann man so sagen, ja.

Die Grosswetterlage in Europa wird von einem Tief- und einem Hochdruckgebiet dominiert.
Die Grosswetterlage in Europa wird von einem Tief- und einem Hochdruckgebiet dominiert.bild: meteoschweiz

Längere Zukunftsprognosen sind in der Meteorologie zwar verpönt, aber dennoch: Glauben Sie, wir kriegen noch so etwas wie einen Sommer dieses Jahr?
Glauben ist das eine, Fakten etwas anderes (lacht). Wir haben tatsächlich Prognosen, die etwas weiter in die Zukunft gehen. Was ich mit Sicherheit sagen kann: Bis Anfang nächster Woche ist mit keinen grossen Änderungen zu rechnen.

Und danach?
Danach kann ich nur noch von Tendenzen sprechen. Und bis Mitte August deutet nicht viel auf einen plötzlichen Sommerausbruch hin. Aber wer weiss, vielleicht gibt es ja noch einen schönen Spätsommer.

Für das saisonale Temparaturmittel von August bis Oktober sind wärmere Temparaturen als der Durchschnitt am Wahrscheinlichsten.
Für das saisonale Temparaturmittel von August bis Oktober sind wärmere Temparaturen als der Durchschnitt am Wahrscheinlichsten.bild: meteoschweiz
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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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So en Ueli
04.08.2021 09:32registriert Januar 2014
Lieber Regenwetter, als Waldbrandwetter
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Madame Purple
04.08.2021 09:40registriert Februar 2021
Also wenn man diesen Sommer eh keine Bikini-Figur mehr braucht, hol ich mir jetzt ein leggeres Marmeladen-Gipfel. :)
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Petersilly
04.08.2021 09:58registriert August 2020
Das haben wir jetzt davon, vielleicht sollten wir das nächste Jahr den Böög nicht im Urnerland verbrennen !
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