Bern (den) – Schlechte Nachrichten für alle, die am 20. März den internationalen Tag des Glücks feiern wollten. Der von der UNO ausgerufene Feiertag darf in der Schweiz nicht zelebriert werden. Dies hat der Bundesrat heute in einer Erklärung auf seiner Webseite bekanntgegeben. «Als neutraler Staat kann die Schweiz an diesem Anlass leider nicht teilnehmen», heisst es da. Und weiter: «Öffentlich zelebrierte Fröhlichkeit passt jenseits des ersten Augusts nicht zum Naturell der Eidgenossen.»
Archivar und Historiker Rudolf Bünzli kann den Entscheid aus Bern nachvollziehen. «International würden wir mit der Teilnahme am Tag des Glücks ein falsches Signal aussenden. Die Schweiz hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Auch 2014 gibt es in den öffentlichen Verkehrsmitteln noch immer kein kostenloses WLAN. Die Billag-Gebühren sind zu hoch und in praktisch jedem Kanton wohnen zu viele Deutsche.» Das Ausland könne es als Provokation ansehen, wenn ein überbevölkertes Land wie die Schweiz seine Probleme einfach ausblende und «grundlos Party mache», so der 63-Jährige.
Damit Herr und Frau Schweizer nicht in Feierlaune verfallen, hat der Bund anfangs Woche ein Massnahmenpaket gestartet. So sollen Schweizer Radiostationen am Montag eine Liste mit indizierten Songs erhalten haben, die heute nicht gespielt werden dürfen. Verboten sind «Happy» von Pharrell Williams, «Born to make you Happy» von Britney oder der Turtles-Klassiker «So Happy Together» (falls Sie unter 60 sind, müssten Sie den schnell googlen).
Besonders Privatradios leiden unter dem Verbot. «Weil wir Pharrell nicht spielen dürfen, fehlen uns heute alleine in der Morgenshow 30 Minuten Musik», klagt Energy-Zürich-Sendechef Roger Rosetti. Er versucht momentan fieberhaft eine Version zu finden, bei der das Wort «Happy» von einem Piepton überdeckt wird. Ähnlich verzweifelt klingt Sepp Hunziker von Radio Enzian. Sein Sender setzt auf volkstümliche Musik. «Bei Schlagertexten dreht sich ja alles um die Liebe oder ums Glück. Wir können darum 99 Prozent unserer Songs nicht spielen. Seit sieben Uhr morgens läuft Rammstein. Die Hörerzahlen sind total im Keller. So tief waren die das letzte Mal, als der Praktikant versehentlich Britney Spears statt Beatrice Egli in den Player schob.»
Nicht nur Radiostationen ärgern sich über das Glücksverbot. Asia-Shops befürchten Umsatzeinbussen, weil keine Glückskekse verkauft werden dürfen. Souvenir-Shops in Bern machen sich noch nicht mal die Mühe heute zu öffnen. «Mit dem Verkauf von Glücksbringern würden wir ja gegen das Gesetz verstossen», so eine frustrierte Ladenbesitzerin. Auch diverse Kaminfeger legen heute die Arbeit nieder. Sie haben Angst auf der Strasse von Fremden angefasst zu werden und somit gegen das Gesetz zu verstossen.
Für Glücksforscher Markus Binsthaler ist der Entscheid des Bundesrates, den Tag des Glücks zu ignorieren, unverständlich. «Gerade eben weil wir so viele Probleme haben, sollten wir daran teilnehmen. Die Bevölkerung könnte für einen Tag vergessen, dass es um 19.50 Uhr in der Migros kein frisches Brot mehr gibt, wir fürs Benzin zu viel bezahlen oder dass die Schweiz das gefühlt einzige Land ist, das bei McDonald's für Ketchup zur Kasse gebeten wird.» Der Berner Wissenschaftler fordert die Bevölkerung darum auf, gezielt gegen das Gesetz zu verstossen. «Suchen Sie im Garten nach einem vierblättrigen Kleeblatt, essen Sie eine Tafel Schokolade oder rubbeln Sie mal einfach drauf los. Pardon, ich meine kaufen Sie sich ein Rubbellos. Rubbeln macht mich schon seit der Pubertät glücklich, Sie sollten das unbedingt versuchen.»