Edvin Uncorked
Da ich nicht nur über Wein schreibe, sondern auch im Weinhandel arbeite, entwickle ich ein gewisse «Gspühri» für Weintrends. In diesem Artikel erläutere ich diese Trends und was von ihnen zu halten ist. Aber vor allem, was hältst du von diesen Trends?
Mutter Natur
Bio, Biodynamisch, Nachhaltig ... Diese Wörter sind in aller Munde. Kein Wunder, denn das Thema «Mutter Erde» ist so wichtig wie nie zuvor. Es wird ernst um unseren Planeten und jeder Eingriff in die Natur hat Konsequenzen. Das wissen auch die Winzer und Winzerinnen und so wechseln viele auf biologischen und/oder nachhaltigen Rebbau.
Aber auch die Kunden sind viel affiner und aufmerksamer auf solche Herstellungsweisen. Diese Erwartung seitens Kunden animiert natürlich die Weinbranche, den Wechsel zum naturnahen Weinbau zu machen.
- Definitiv wichtig. Natürlich gibt es gespaltene Meinungen über biologischen Anbau, wegen dem erlaubten Kupfer, jedoch hat diese Bewegung eine grosse Bedeutung für die Nachhaltigkeitsdiskussion. Auch dürfen wir nicht zu hart über Winemaker urteilen, die konventionell oder IP-zertifiziert sind, denn er muss trotz allem auch seine Existenz bewahren. So darf er frei entscheiden einzugreifen, wenn die Ernte in Gefahr ist. Deswegen gibt es viele Winzer, die nicht bio sind, aber trotzdem sehr auf die Natur achten.
Prosecco
Kein Land geniesst Prosecco so sehr wie die Schweiz. Abgesehen von Italien, USA und Grossbritannien vielleicht. Was wir an Prosecco «hinderekippet» ist grenzwürdig. Die Schweiz hat im 2018 ca. 19 Mio Flaschen Prosecco importiert. Der Champagnerimport liegt bei weniger als der Hälfte mit 8,2 Mio Flaschen. Es scheint, als gäbe es beim Prosecco kein halten mehr. Dies vor allem wegen seinem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Das lieben Herr und Frau Schweizer natürlich.
- Semi wichtig, denn ein bisschen Diversität in unserem Konsumverhalten würde uns nicht umbringen. Es gibt auch noch Cava, Crémant und Franciacorta, die wahnsinnig gut sind und
werden auch keine Geldbeutel sprengen.
Liebe zur Herstellung
Was ist in diesem Wein eigentlich alles drin? Über Inhaltsstoffe im Wein redet man eigentlich nicht. Auf der Rückenetiektte steht genau «enthält Sulfite», was uns auch nicht mehr sagt, denn jeder Wein, ob Natur oder nicht, enthält Sulfite. Ein paar Weine mehr, ein paar Weine weniger. Wollen wir denn überhaupt über Inhaltsstoffe beim Wein reden? Ist er nicht schon genug kompliziert? Diese Frage wird momentan heiss debattiert.
Was als Trend momentan aufkommt, ist nicht per se alle Inhaltsstoffe im Wein zu kennen, sondern mehr wie er hergestellt wurde ... und zwar möglichst natürlich: Handlese (sofern möglich), wenig filtern, wenig schönen, wenig Sulfite etc.
- Grundsätzlich wichtig, denn weniger ist immer mehr.
Regionalität
Wie bei Punkt 1 schauen wir immer häufiger auf die Herkunft von Esswaren und somit auch beim Wein. Der Trend zu regionalen Weinen ist zur Zeit sehr stark. Dies hängt nicht nur mit Punkt 2, der Ökologie, zusammen, sondern auch damit, dass wir in der Schweiz hervorragende Weine produzieren und auf diese sehr stolz sein können.
Überdies werden auch eher europäische Weine als Übersee-Weine (USA, Südamerika, Australien euc.) getrunken. Dies auch wegen dem CO2-Abdruck.
- Höchstwichtig: Wir müssen mehr Schweizer Weine trinken (die Österreicher trinken zu 80% ihre eigenen Weine). Amen! Lasst euch trotzdem nicht die Spitzenweine aus Übersee-Regionen entgehen, die wegen ihrem Terroir so einzigartig sind. Sauvignon Blanc aus dem Südtirol ist nicht gleich Sauvignon Blanc aus Neuseeland. Und beide sind einfach Weltklasse!
Rosé-Getose
Rosé war ja schon letzten Sommer der absolute Kracher. Kein Balkon, keine Wiese, keine Terasse, kein Bartresen, kein Velokörbchen, kein Kassenfliessband, keine Parkbank, keine Jutentasche, keine Freundin, kein Geburtstag ist letzten Sommer nicht in Genuss eines Rosés gekommen. Es wurde hektoliterweise Rosé, sagen wir es mal höflich, gesoffen.
Diesen Sommer sieht es nicht anders aus, sofern er nicht abgesagt wird.
Dieser Trend erstaunt vor allem die Baby Boomers, denn vor 20 Jahren galt Rosé als Zweitklassenwein. Ein Wein der mit Saft gemacht wurde, der für Rotwein nicht mehr gut genug war. Auch mischte man dazumal Weiss- und Rotwein zusammen, vor allem aus Überresten von Weiss- und Rotweinen. Rosé wurde somit als zufälliges Nebenprodukt hergestellt und war mehrheitlich «eifach nur suur und grusig».
- Semi wichtig, aber auf alle Fälle
Low alcohol wines
Ein paar Hard Core Weinfreaks wird es jetzt wohl den
aber Wein mit wenig Alkohol ist tatsächlich gefragt. Das Gesundheitsbewusstsein ist somit auch bei den Geniesser angekommen. Auf die Ernährung und auf was wir in unseren Körper hinein tun, wurde noch nie so stark geachtet.
Dieses Bewusstsein ist nun auch in der Weinbranche angekommen. Deswegen sind viele Winzer und Winzerinnen bemüht, früher zu ernten, so dass der Zuckergehalt in der Traube nicht zu fest ansteigt, was ja wiederum in Alkohol endet. Und Alkohol macht nun mal nicht dünn. Gut formuliert.
- Nur wichtig für diejenigen, die sich darauf achten. Für alle anderen: Proscht zäme!
Cheers, eure Edvin
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