Digital
Apple

Apple kassiert bei Spotify und Co. ab – nun droht eine EU-Kartellstrafe

Apple kassiert bei Spotify und Co. ab – nun droht eine EU-Kartellstrafe

30.04.2021, 13:2930.04.2021, 17:52
Mehr «Digital»

Die EU-Kommission wirft Apple unfairen Wettbewerb in seinem App Store auf iPhone und iPad vor. Apple benachteilige andere Anbieter von Musikstreaming-Apps, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Freitag nach einer Beschwerde des Marktführers Spotify.

Die Brüsseler Behörde geht unter anderem dagegen vor, dass die Verkäufe von Abos in den Apps über Apples Bezahlplattform abgewickelt werden müssen. Dabei behält der Konzern 30 oder 15 Prozent der Einnahmen ein. Setzt sich die EU-Kommission durch, würde dies das Geschäftsmodell von Apple für den App Store auch bei anderen Diensten infrage stellen.

epa09044615 (FILE) - A close-up image showing the Spotify Music app on an iPhone in Kaarst, Germany, 08 November 2017 (reissued 01 March 2021). Spotify confirmed on 01 March 2021 it had removed hundre ...
Bild: keystone

Unfairer Wettbewerb

Die Wettbewerbshüter zeigten sich besorgt, dass Nutzer von Apple-Geräten höhere Preise für Musikstreaming-Abos bezahlen müssten oder einige Abonnements nicht in ihren Apps kaufen könnten. Sie kamen in ihren vorläufigen Feststellungen auch zu dem Schluss, dass Apple eine dominierende Marktposition beim Vertrieb von Musikstreaming-Anwendungen im App Store habe.

Der Konzern sei zugleich «Torwächter» und Konkurrent mit seinem eigenen Dienst Apple Music, betonte Vestager.

Apple konterte: «Die Argumentation der Kommission zugunsten von Spotify ist das Gegenteil von fairem Wettbewerb.» Spotify wolle «alle Vorteile des App Stores nutzen und meint, dafür nichts zahlen zu müssen». Spotify begrüsste die Entscheidung der Kommission. Dies sein «ein entscheidender Schritt, um Apple für wettbewerbswidriges Verhalten zur Verantwortung zu ziehen».

Apple nimmt seit dem Start der Download-Plattform 2008 grundsätzlich eine Abgabe von 30 Prozent auf Einnahmen mit digitalen Artikeln oder Dienstleistungen wie Abos. Bei länger als ein Jahr laufenden Abos sinkt die Kommission auf 15 Prozent – und seit kurzem auch für Entwickler, die weniger als eine Million Dollar pro Jahr einnehmen.

Spotify beschwert sich

Die Untersuchung der Kommission wurde von einer Beschwerde des Musikstreaming-Marktführers Spotify angestossen, der mit Apple Music konkurriert. Spotify findet es unfair, dass für Apple beim gleichen Abo-Preis wegen der App-Store-Abgabe mehr Geld übrig bliebe.

Die Kommission kam zum Schluss, dass die meisten Streaming-Anbieter die Gebühr an ihre Kunden mit höheren Preisen weiterreichten. Spotify etwa bot eine Zeit lang seine Abos in der iPhone-App für 12.99 statt 9.99 Euro pro Monat an. Schon vor einigen Jahren ging der Dienst aber dazu über, stattdessen iPhone-Kunden das Abonnement über eine Website zu verkaufen, um der Gebühr zu entgehen. Auch der Videostreaming-Dienst Netflix geht diesen Weg.

Bei diesem Modell kommt der zweite Wettbewerbsverstoss aus Sicht der Kommission zum Tragen: Die Anbieter dürften nicht direkt in der App einen Link zu der Website einbauen, auf der man die Abos an Apple vorbei kaufen kann. Apple kontert, es würde zum Beispiel auch kein Elektronik-Markt Werbung eines Konkurrenten neben den eigenen Preisschildern zulassen.

Der iPhone-Konzern verweist auch darauf, dass Spotify seit dem Ausstieg aus In-App-Käufen 2016 mehr als 100 Millionen Abo-Kunden gewonnen habe. Ausserdem gebe Spotify die Senkung der Gebühr von 30 auf 15 Prozent nicht an die Kunden weiter.

Spotify ist die klare Nummer 1 im Musikstreaming-Geschäft vor Apple. Der in Schweden beheimatete Anbieter hatte zum Ende des vergangenen Quartals 356 Millionen Nutzer, von denen 156 Millionen zahlende Abo-Kunden sind. Der iPhone-Konzern hatte in seinem Dienst Apple Music im Sommer 2019 mehr als 60 Millionen Abo-Kunden – und nannte seitdem keine neuen Zahlen. Apple verzichtet anders als Spotify auf eine Gratis-Version. (sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Auf dem Flohmarkt entdeckt: Plattencover von Schweizer Fussballstars
1 / 24
Auf dem Flohmarkt entdeckt: Plattencover von Schweizer Fussballstars
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Darum löscht Spotify Musik von R. Kelly aus Playlisten
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Linda Diaz
30.04.2021 14:10registriert Januar 2020
"Apple verzichtet anders als Spotify auf eine Gratis-Version. "

Ja klar wäre ja sonst nicht Apple!
11312
Melden
Zum Kommentar
avatar
Deahead
30.04.2021 14:33registriert November 2020
Apple nutzt seine Macht ständig aus. Neuestes Beispiel, siehe angehängtes Video zu den AirTags. Watson gehört aber gerade zu den Seiten, die andauernd Gratiswerbung für Apple betreiben, andere Hersteller werden gerne Ignoriert. Apple ist der Inbegriff für Kapitalismus, Geldgier, Neoliberalismus, Ausnutzung einer Marktbeherrschenden Stellung, Scheinheiligkeit. Warum das gerade bei Watson und der sicher eher linken, jungen, hipen Lerserschaft von Watson gut ankommt, kann ich einfach nicht Nachvollziehen.
12649
Melden
Zum Kommentar
avatar
hemster (eidg. dipl. Rechtschreibfehler)
30.04.2021 15:13registriert Januar 2016
zu beginn, als diese stores aufgebaut und perfektioniert wurden, wären vieleicht 30% gerechtfertigt,
jetzt sind deo 30% nur noch eine gigantische gelddruckmaschine und entsprechen nicht ansatzweise den betriebs- und weiterentwicklungskosten der store infrastrukturen

egal ob apple, google, steam oder sonst wer, alle verdienen sich daran eine goldige nase und werden nicht so schnell klein bei geben. zu viele MIA hängen davon ab
503
Melden
Zum Kommentar
16
Elon Musk hasst Gewerkschafter – jetzt rate, wer bei Tesla Deutschland mitbestimmt
Die Zeiten im Tesla-Werk in Grünheide bleiben ungemütlich: Die Betriebsratswahlen gewinnt eine Gruppe, mit der Tesla-Chef Musk wenig anfangen kann.

Die Gewerkschaft IG Metall ist künftig im Betriebsrat des deutschen Tesla-Werkes in Grünheide vertreten – was Tesla-Chef Elon Musk kaum freuen dürfte. Er hatte bis zuletzt vor einem Erfolg der IG Metall bei den Wahlen gewarnt, so «Handelsblatt» und «Manager Magazin».

Zur Story