Apple zeigt sich zu einem neuen Kräftemessen mit der US-Regierung bereit, um die sichere Verschlüsselung von Diensten und Geräten zu verteidigen. «Hintertüren in Verschlüsselung einzubauen» sei keine Lösung, sagte Datenschutz-Chefin Jane Horvath auf der Technik-Messe CES.
Das ist eine bekannte Position von Apple – ihre Wiederholung hat aber besonderes Gewicht, weil erst wenige Stunden zuvor bekannt wurde, dass das FBI von dem Konzern erneut verlangt, bei der Entsperrung von iPhones eines Attentäters zu helfen.
Es geht dabei um Geräte des Mannes, der im vergangenen Jahr auf dem Luftwaffen-Stützpunkt in Pensacola, Florida, drei Menschen tötete, bevor er erschossen wurde.
Das FBI schöpfte seine Möglichkeiten, sich Zugang zu den beiden Telefonen des Terror-Schützen zu beschaffen, erfolglos aus, berichtete die «New York Times» am Dienstag, unter Berufung auf informierte Personen.
Inhalte auf iPhones werden verschlüsselt und sind meistens nicht ohne Code (PIN) des registrierten Nutzers zugänglich. Apple betont, dass man Behörden auf richterliche Anweisung die vorhandenen Informationen aushändige.
Die US-Behörden hatten 2015 gegen Apple geklagt, um den Konzern zu zwingen, Methoden zum Knacken der iPhone-Codesperre zur Verfügung zu stellen. Damals ging es um das Gerät eines Amokschützen, der in San Bernardino, Kalifornien, zusammen mit einer Komplizin über ein Dutzend Menschen erschossen hatte. Am Ende kam das FBI jedoch nach eigenen Angaben mit Hilfe eines externen Dienstleisters in das iPhone rein und liess die Klage fallen.
Laut dem damaligen FBI-Direktor James Comey bezahlte seine Behörde über eine Million US-Dollar an die Firma, um die iPhone-Sicherheitsmechanismen auszuhebeln und an die auf dem Gerät gespeicherten Daten zu gelangen.
Apple hatte damals unter anderem argumentiert, die von Politikern und Ermittlern geforderten Software-Hintertüren für Behörden könnten auch missbraucht werden.
Apples Datenschutz-Chefin betonte jetzt, unter anderem Gesundheits- und Zahlungsdaten auf den Geräten machten eine robuste Verschlüsselung unverzichtbar.
Horvath sprach auf der CES bei einer Podiumsdiskussion, an der auch ihre Facebook-Kollegin Erin Egan teilnahm.
Egan wies dabei Vorwürfe zurück, der Facebook-Konzern sammle zu viele Daten oder betreibe mit seinem Werbemodell «Überwachungskapitalismus». «Ich denke, die Privatsphäre der Menschen bei Facebook ist heute geschützt», sagte sie. Facebook bringe den Nutzern mit seinem werbefinanzierten Geschäftsmodell zugleich einen Mehrwert. Das Online-Netzwerk habe zwar ein anderes Geschäftsmodell als Apple – aber bei beiden sei die Privatsphäre geschützt.
Ihr widersprach Rebecca Slaughter, Mitglied der amerikanischen Bundesbehörde FTC, zuständig für Konsumentenschutz. Nach immer neuen Datenpannen und -skandalen sei es unmöglich, zu dem Schluss zu kommen, dass Online-Unternehmen genug beim Datenschutz unternähmen oder dass die Privatsphäre der Nutzer geschützt sei, kritisierte sie.
Die FTC ist in den USA auch für die Datenschutz-Aufsicht zuständig – und hatte im vergangenen Sommer unter anderem wegen des Skandals um Cambridge Analytica eine Strafe von fünf Milliarden Dollar gegen Facebook verhängt.
(dsc/sda/awp/dpa)