Houseparty dürfte vor wenigen Wochen wohl noch kaum jemandem etwas gesagt haben – mittlerweile liegt die Videochatparty vor allem bei jüngeren Nutzern voll im Trend. In Apples App Store führt sie derzeit etwa die Liste der Social-Media-Apps an, noch vor Skype oder WhatsApp. In Googles Play Store hat sie mittlerweile Rang 2 der Top-Charts erklommen. Doch seit Kurzem sind immer wieder Vorwürfe zu lesen, dass die App gefährlich sei, Passwörter auslese oder das Spotify-Konto der Nutzer hacke.
Im Folgenden beantworten wir die Fragen...
Houseparty ist eine Videochat-App, klingt zunächst also so wie Zoom, Skype, Microsoft Teams, Facetime und all die anderen Apps mit denen man sich via Videotelefonat mit einer oder mehreren Personen unterhalten kann. Doch tatsächlich ist das Konzept von Houseparty ein ganz anderes: Statt gezielt eine Gruppe von Leuten anzurufen, gleicht die App tatsächlich einer Party, die man besucht.
Startet man die App, dann ist man wie ein Gast, der auf einer grossen Party ankommt. Sieht man etwa einen Freund, der sich mit Bekannten unterhält, kann man sich einfach dazustellen und mitplaudern, ob man die Bekannten des Freundes kennt oder nicht, ist egal. Genauso geht das auch in der App – bis zu acht Teilnehmer können gleichzeitig in einem Videochat miteinander kommunizieren. Anders herum kann man selbst auch von Freunden direkt angechattet werden und dessen Freunde und Bekannte können sich ohne aufwendige Anmeldung mit einklinken.
Ausserdem unterstützt die App auch mehrere Spiele – so kann man gemeinsam etwa ein Quiz, Montagsmaler oder Wer-bin-ich spielen. Die App ist für Android, iOS, MacOS und den Chrome-Browser erhältlich und kostenlos.
Tatsächlich werden derzeit auf sozialen Netzwerken verschiedene Warnungen vor Houseparty verbreitet: So behauptet ein Nutzer etwa, dass die App bei einem Freund erst den E-Mail-Account gehackt und anschliessend das Bankkonto geplündert habe.
Andere berichten, dass Spotify durch die App gehackt worden sein soll. Stets wird zudem dazu aufgefordert, die App dringend zu löschen, damit man nicht mehr in Gefahr sei.
Beweise für diese abenteuerlichen Behauptungen gibt es allerdings keine. Dennoch sorgen sich viele Nutzer wegen der Warnungen. Erst gestern sah sich das Unternehmen deshalb dazu genötigt in einem Tweet zu versichern, dass die App selbstverständlich sicher sei.
All Houseparty accounts are safe - the service is secure, has never been compromised, and doesn’t collect passwords for other sites.— Houseparty (@houseparty) March 30, 2020
Auch auf dem Blog des Sicherheitsunternehmens Sophos wird erläutert, warum die Vorwürfe aller Wahrscheinlichkeit nach haltlos sind. Sollte man tatsächlich einen Hack der eigenen Konten bemerken, dann sei das Löschen von Houseparty sicher nicht hilfreich, der Angriff kam wohl aus einer anderen Richtung.
Wie bei vielen Social-Media-Anwendungen üblich, ist der Umgang mit den eigenen Inhalten und persönlichen Daten bei Houseparty aber nicht unbedingt mustergültig, wie etwa das Onlinemagazin Android-Pit kritisiert.
Vor ein paar Tagen der Aufreger: "Zoom-App für iOS reicht Daten heimlich an Facebook weiter".
— Kuketz-Blog (@kuketzblog) March 30, 2020
Bei der Video-App "Houseparty" ist es auf Android nicht anders. 🤦♂️
Bin gerade am Analysieren...
Offenbar sind die Macher der App davon überzeugt, dass es sich bei den Vorwürfen um eine gezielte Schmutzkampagne eines Konkurrenten handele und versprechen auf Twitter der Person, die einen Nachweis dafür erbringen kann, die beeindruckende Summe von einer Million US-Dollar.
We are investigating indications that the recent hacking rumors were spread by a paid commercial smear campaign to harm Houseparty. We are offering a $1,000,000 bounty for the first individual to provide proof of such a campaign to bounty@houseparty.com.
— Houseparty (@houseparty) March 31, 2020
Wie genau ein solcher Beweis aussehen soll, damit man die riesige Summe kassiert, geht aus dem kurzen Tweet allerdings nicht hervor.
Houseparty wurde im Juni 2019 von der Game-Firma gekauft, die wiederum mit dem Hit-Game «Fortnite» ein Vermögen macht. Genug Kapital für die Belohnung dürfte zumindest vorhanden sein.
Auch andere Videochat-Apps machen derzeit Schlagzeilen: Die ebenfalls seit Corona boomende Videokonferenz-App Zoom erhielt in den letzten Wochen massenhaft Ein-Stern-Bewertungen im Google Play Store. Die durchschnittliche Bewertung sank von 4,4 von 5 Sternen auf nur noch 2,4 Sterne. Viele der negativen Bewertungen wurden nachträglich von Google gelöscht, so dass der Schnitt nun wieder bei 4.0 liegt. Dies nährt Vermutungen, dass hinter den plötzlichen Negativbewertungen ein Konkurrent stecken könnte.
(oli/jnm/t-online.de)
ABER: Wenn man für eine Unterhaltungs-App, das Mail-Konto UND das Bankkonto das selbe Passwort verwendet, haltet sich mein Mitleid in Grenzen.