Die Zeiten fast völlig unkontrollierter Inhalte in dem Messenger Telegram sind offenbar vorbei. Seit Dienstag sind sowohl auf Apple-Geräten wie auch auf Android-Geräten in der jeweiligen App manche Kanäle nicht mehr aufrufbar.
Der prominenteste gesperrte Kanal im deutschen Sprachraum dürfte der von Attila Hildmann mit gut 100'000 Abonnenten sein.
Auch ein Zweitkanal und der Kanal einer rechtsterroristischen Gruppierung sind für die entsprechenden Nutzer nicht mehr erreichbar. Einen Überblick über den Umfang gesperrter Kanäle gibt es nicht. Wer Inhalte lesen will, erhält den Hinweis, dass der Kanal auf dem Gerät nicht angezeigt werden kann.
Schön zu sehen, wie die #Ratten das sinkende Schiff des #MatchaMussolini verlassen. 🤣🤣🤣 pic.twitter.com/HZrY8Cj6GY
— Hildbusters (@hildbusters) June 8, 2021
Eine Erklärung gab es zunächst weder von Apple noch von Google oder Telegram. Telegram steht unter Druck, nachdem Google und Apple die App Parler in der Folge des Sturms auf das Kapitol in Washington völlig von ihren Geräten ausgeschlossen hatten.
Parler durfte im April zurück auf Apple-Geräte, nachdem das Unternehmen laut Apple sein Verfahren zum Entfernen verbotener Beiträge mit Gewaltaufrufen und Drohungen verbessert hatte. Diesen Schritt könnte auch Telegram nun gehen. Auffällig ist, dass die Sperrung auf Apple- und Android-Geräten zugleich umgesetzt wurde. Hildmann sprach davon, Google und Apple hätten ihn gesperrt. Zudem werde er jetzt auch von Europol gesucht. Er hatte sich am Jahresanfang in die Türkei abgesetzt.
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Telegram-Inhalte gesperrt werden. Im Oktober hatte sich der Telegram-Gründer Pavel Durov über die Blockade von Inhalten von Oppositionellen in Belarus beklagt und Apple Zensur vorgeworfen.
Laut Apple waren in den Threads personenbezogene Daten von Polizisten veröffentlicht worden, was zu Gewalt anstiften könnte. Löschungen durch Telegram gab es in der Vergangenheit auch bei Inhalten islamistischer Terrorgruppen und bei kinderpornografischen Kanälen.
Die Regeln von Apple und Google verlangen von App-Entwicklern Verfahren, um beispielsweise Gewaltaufrufe gegen konkrete Personen und Verherrlichung des Nationalsozialismus entgegenzutreten. Telegram will mit einer eigenen App, die auf Android-Geräten am Google Play Store vorbei installiert werden kann, weiter seine Inhalte uneingeschränkt anbieten. Das dürfte jedoch vielen Nutzern zu umständlich und zu unsicher sein. Auch über eine Desktop-App gibt es offenbar bisher die Einschränkung nicht.
Richtig so.