Baden-Württemberg hat am Montag ein europaweit einzigartiges Projekt zur «intelligenten» Videoüberwachung des öffentlichen Raums gestartet. Eine Spezial-Software soll verdächtige Bewegungen automatisch erkennen und in der Überwachungszentrale der Polizei Alarm schlagen.
Mannheim ist eine der Städte in Baden-Württemberg mit der höchsten Kriminalitätsrate. Im Jahr 2017 lag die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner bei 11'448. Zum Vergleich: Stuttgart hat eine sogenannte Häufigkeitszahl von 8917.
An Kriminalitätsbrennpunkten in Mannheim sollen mehr als 70 Kameras installiert werden.
Diese sollen die Bewegungsabläufe von Passanten analysieren und bestimmte kritische Verhaltensmuster wie Schlagen, Treten oder Hinfallen melden. Ein Beamter im zentralen Lagezentrum bewertet daraufhin den Vorgang und löst gegebenenfalls einen Einsatz aus. «Am Ende entscheidet ein Polizist, also der Mensch, ob ein Einsatz notwendig ist», betonte Thomas Köber, der Mannheimer Polizeipräsident.
Das Überwachungssystem basiert auf den Kameras und einem lernenden Computeralgorithmus, also auf Maschinellem Lernen, einer Form von Künstlicher Intelligenz (KI).
Die Software könne keine Menschen identifizieren, sondern nur verdächtige Rechtecke. Private Flächen auf den Bildern, also etwa Wohnungseingänge, werden verpixelt.
Die Spezial-Software wurde vom Fraunhofer-Institut für Optotronik, Systemtechnik und Bildauswertung entwickelt und kommt in Mannheim erstmals zum Einsatz.
Spätestens 3 Minuten nachdem die Software eine verdächtige Situation ausgemacht hat, und der Beamte in der Überwachungszentrale Alarm geschlagen hat, sollen Polizisten vor Ort sein und wenn nötig eingreifen bzw. Täter von der Begehung weiterer Straftaten abhalten können.
Nein, definitiv nicht.
Ziele seien weder eine automatische Gesichtserkennung noch ein lückenloses Fahndungssystem, sagte der Mannheimer Polizeipräsident. «Es geht darum, dass kritische Situationen erkannt werden und die Polizei darauf aufmerksam gemacht wird.» Köber sprach von einem «Meilenstein» zur Sicherung des öffentlichen Raums.
Strobl betonte, das Konzept sei in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdatenschutzbeauftragten entwickelt worden. Die Kameras seien über ein geschlossenes System mit dem Polizeipräsidium verbunden und könnten nicht gehackt werden. Tatsächlich soll das technische System komplett isoliert verlegt worden sein und gar keinen Internetanschluss haben.
Video-Aufzeichnungen würden längstens 72 Stunden aufbewahrt, auf Gesichtserkennung und akustische Überwachung werde bewusst verzichtet.
Als strategischer Technologiepartner dieses Projekts stehen wir für #Privacy by Design: Intelligente Systeme, die den Datenschutz maximieren und nur die unbedingt nötigen Informationen darstellen/speichern/zugänglich machen. https://t.co/SHMwlilYc6
— Fraunhofer IOSB (@FraunhoferIOSB) 3. Dezember 2018
Durch das lernende System sei es auch möglich, dass unkritische Verhaltensweisen normaler Bürger nur verpixelt auf dem Polizeibildschirm dargestellt werden. «Uns war eine grundrechtskonforme Durchführung sehr wichtig», betonte Strobl. Im Erfolgsfall könnten künftig wesentlich weniger Daten von Überwachungskameras gespeichert werden, versprach der Minister.
Nein.
Laut deutschen Medienberichten soll sich eine Mehrheit der Mannheimer für mehr Videoüberwachung ausgesprochen haben. Doch es gibt auch kritische Stimmen.
Eine Gruppierung namens «George Orwell Ultras» kritisierte die Videoüberwachung im Stadtgebiet und rief dazu auf, der Stadt und der Polizei auf die Finger zu schauen.
Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Die Stadt Mannheim setzte bereits von 2001 bis 2007 auf Überwachungskameras im öffentlichen Raum und konnte damit die Kriminalitätsrate deutlich reduzieren.
(dsc/sda/afp)
Bürger Nr. 587463 hat soeben an einen Baum gepinkelt.
Ergibt 1 Minuspunkt in der Sozialwertung.
Irgendwo im Netz lacht sich ein Hacker gerade ins Fäustchen.