Was kann sich der US-Präsident auf Twitter erlauben? Und was ein normaler Bürger? Diese Fragen versucht der Account @SuspendThePres mit einem einfachen Experiment zu ergründen.
Der Account-Betreiber schreibt: «Dieses Konto wird das twittern, was der Präsident twittert. Mal sehen, ob es wegen Verstosses gegen Twitters Nutzungsbedingungen gesperrt wird. Verfolgt dieses soziale Experiment mit. Meldet alle Tweets, die gegen die Regeln verstossen. Danke.»
This account will tweet what the President tweets. Let’s see if it gets suspended for violating twitters TOS. Follow along with this social experiment. Report any tweets that violate the rules. Thank you.
— Will they suspend me? (@SuspendThePres) May 30, 2020
Seit dem 30. Mai veröffentlicht @SuspendThePres die inhaltlich gleichen Tweets wie der US-Präsident. «Nach nicht einmal drei Tagen wurde das Profil erstmals gesperrt», schreibt der «Spiegel».
Ausgangspunkt für das Social-Media-Experiment war Trumps umstrittener Tweet zu den Black-Lives-Matter-Protesten: «When the looting starts, the shooting starts.» («Wenn das Plündern beginnt, wird geschossen»).
«Während der Tweet auf Trumps offiziellem Profil nur mit einem Warnhinweis wegen Gewaltverherrlichung versehen wurde, wurde der Account @SuspendThePres für denselben Tweet gesperrt», schreibt der «Spiegel».
Twitter rechtfertigt dies damit, dass beim Tweet des US-Präsidenten «ein öffentliches Interesse besteht». @SuspendThePres hingegen musste den Tweet löschen, nach zwölf Stunden wurde der Account wieder freigeschaltet.
Experiment Update - Well it finally happened. Took longer than expected. 12 hour suspension and had to delete the offending tweet. Here’s the screenshots @suspendthepres. Will post to the account when suspension is lifted. pic.twitter.com/wvKV9HDKBn
— Bizarre Lazar (@BizarreLazar) June 1, 2020
Bei Trumps Tweet handelt es sich um ein historisch behaftetes Zitat. 1967 hatte der damalige Polizeichef von Miami mit dem Satz ein hartes Vorgehen gegen die schwarze Bevölkerung angekündigt. Twitter stufte nun Trumps Tweet als gewaltverherrlichend ein und verbarg ihn deshalb hinter einem Warnhinweis.
Das Experiment zeige, «dass Twitter in der Tat der Meinung ist, dass die Sprache des Präsidenten in diesem Fall gegen die Richtlinien verstösst, und dass es eine sehr reale Doppelmoral in Bezug auf akzeptables Verhalten zwischen normalen Nutzern und Anführern der Welt gibt», wird @SuspendThePres im «Spiegel» zitiert. Soziale Medien wie Twitter befänden sich in einem «schwer zu navigierender Raum». Alle täten das, «was sie für ihre Nutzer, ihre Plattform und ihr Geschäft für das Beste halten.»
Weiter bewerten will der Betreiber des Accounts, der selbst US-Bürger ist, das Verhalten von Twitter nicht. Es gehe nicht unbedingt darum, etwas zu beweisen, er wolle damit einfach nur sehen, was passiert, wenn man sich wie Trump verhalte. Im Übrigen wolle er das Experiment mit zukünftigen Regierungen sowie anderen Staats- und Regierungschef weiterführen.
(oli)
Beim US-Präsidenten Trump funktioniert das nicht. Der wird seinen geistigen Dünnpfiff auch ausserhalb von Twitter los - und die Medien werden es immer publizieren. Insofern hat Twitter mit dem Markieren und Verbergen des Tweets wohl mehr Signalwirkung erreicht als mit einer einfachen Löschung.
Alles richtig gemacht!