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Zehn PS5-Konsolen vorbestellt: Darum hat John kein schlechtes Gewissen

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John* hat gleich zehn Playstation-5-Konsolen vorbestellt und erzählt uns, warum

Sony startete im September weltweit den Vorverkauf für die Playstation 5. Vielerorts waren die Konsolen innert Minuten ausverkauft. John* hat sich an diesem Tag gleich sechs Stück gesichert – und mit viel Gewinn weiterverkauft.
08.12.2020, 10:2309.12.2020, 08:10
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Bereits drei Mal erhielten Schweizer Elektronikhändler und Game-Shops Playstation-Lieferungen von Sony. Trotzdem warten hierzulande immer noch viele Gamer darauf, überhaupt eine PS5 bestellen zu können. Laut Sprecherin Stella Zeco warten bei MediaMarkt zum Beispiel immer noch über 69'000 Kunden auf Updates zur Verfügbarkeit.

Diese Knappheit haben sich einige zu nutzen gemacht. Auf der Auktionsplattform Ricardo zum Beispiel verlangen Anbieter teilweise mehrere Tausend Franken für eine Konsole, die im Geschäft eigentlich nur 400 Franken kostet. John* (Name von der Redaktion geändert) ist einer von ihnen. Wir haben ihn dazu befragt:

John, wie viele Playstations hast du bestellt?
John:
Also bestellt hatte ich zehn Stück. Leider wurden vier wieder storniert wegen Mehrfachbestellung. Insgesamt habe ich also sechs Konsolen erhalten.

Und die hast du dir alle am gleichen Tag gesichert?
Ja, das war Ende September. Sony hatte an diesem Abend gerade seine letzte Präsentation zur kommenden Konsolen-Generation abgehalten. Ich hatte die Vermutung, dass danach auch der Vorverkauf beginnt, also blieb ich wach bis etwa um halb 1 und habe mir mehrere PS5 bestellt.

Playstation 5, PS5, Verkaufsstart in der Schweiz
Die PS5 ist weltweit heiss begehrt: In mehreren Ländern ist sie ausverkauft.Bild: sony

Wie ist das abgelaufen, hast du die von Hand bestellt oder hast du Bots benutzt?
Nein, nein, die habe ich alle von Hand bestellt. Ich war zuerst auf den Deutschen Seiten von MediaMarkt und habe mir dann nochmals einige Konsolen auf Schweizer Portalen gesichert. Es war ganz einfach.​

Wolltest du einfach sicher gehen, dass du eine Konsole kriegst, oder hast du diese gezielt für den Wiederverkauf bestellt?
Natürlich wollte ich selber auch eine PS5. Aber die Mehrfachbestellungen habe ich gezielt für den Profit getätigt. Ich wusste ja, dass die Nachfrage riesig sein würde. Als die PS4 vor sieben Jahren erschienen ist, habe ich es genau gleich gemacht.

Warum?
Ich finanziere mir damit mein eigenes Hobby. Ich habe gleich mehrere Geräte bestellt, damit ich den eigenen Kaufpreis wieder raus holen kann.​

Wie viele dieser sechs Konsolen hast du den bereits wieder verkauft?
Drei habe ich verkauft. Eine habe ich behalten, die anderen zwei gingen an meine Familie.

Und für wie viel hast du die Geräte verkauft?
Die sind alle für jeweils über 1000 Franken weg. Also habe ich mir etwa das Geld für die anderen drei Konsolen
zurückgeholt.

PS5 auf Ricardo: Anbieter verlangen teilweise über 1000 Franken
1000 Franken für eine 400-Franken-Konsole. So sehen die Angebote auf Ricardo aus.Bild: ricardo

Und die Leute haben das anstandslos bezahlt?
Absolut. Ich hatte nie Angst, dass ich auf der Ware sitzen bleiben könnte.

Dein Vorgehen finden nicht alle toll.
Ja, das ist mir bewusst. Aber es ist halt so: Wer bereit ist, einen solchen Preis zu bezahlen, dem fehlt es bestimmt nicht an Geld. Und wieso müssen wir überhaupt immer alle alles am ersten Tag besitzen?

Also hast du kein schlechtes Gewissen?
Nein, gar nicht. Ich habe ja nur das Angebot für eine grosse Nachfrage bedient. Es war eine Investition für mich. Das gute ist halt, das Risiko ist dabei sehr gering. Sehr viel geringer wie zum Beispiel auf dem Aktienmarkt. Und wir reden hier von einem Luxusgut, nicht von einem Corona-Medikament.

Hast du den auch negative Rückmeldungen erhalten auf deine Inserate?
Oh ja, sehr viele. Ich hatte zum Spass eine der Konsolen für 10'000 Franken angeboten. Da kamen dann viele Hassmails mit schlimmen Beleidigungen rein bei mir. Es gab aber auch Zuspruch von Leuten die einfach genervt waren von unserer heutigen Konsumgesellschaft.

Diese Kommentare hat John erhalten:

1 / 11
Hasskommentare auf PS5-Angebot auf Ricardo
Johns Inserate für die PS5-Konsolen kamen nicht bei allen gut an.
quelle: zvg
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Aber gekauft hat sie niemand?
Nein, das war mir auch klar. Wäre sie verkauft worden, hätte ich den grössten Teil des Gewinnes gespendet. Es geht mir ja nicht darum, so viel Geld wie möglich zu erzielen.

Sondern?
Wie gesagt, ich finanziere mir damit einfach mein Hobby. Und ich zeige den Leuten, dass sie eben nicht immer alles am ersten Tag haben können. Das ist auch gut so.

Was hättest du gemacht, wenn die Konsolen nicht verkauft worden wären?
Das ist ja genau der Punkt. Wenn die Leute nicht bereit gewesen wären, solche Preise zu bezahlen, wäre ich auf der Ware hocken geblieben. Dann hätte ich sie wohl mit Verlust wieder verkaufen müssen.

Machst du das nur mit Playstations oder auch mit anderen Artikeln?
Nein, ich habe das Gleiche bereits mit verschiedenen Elektronikartikeln gemacht. Einmal sogar mit Eishockey-Playoff-Tickets.

Und würdest du es wieder machen?
Natürlich. Solange die Leute bereit sind, überteuerte Produkte zu kaufen, nur damit sie sie am ersten Tag erhalten, werde ich so weiterhin mein Hobby finanzieren.

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222 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dechloisu
08.12.2020 10:35registriert November 2016
Ich gebe Ihm recht, wer unbedingt das Gefühl hat alles am ersten Tag haben zu müssen ist selber schuld.
allerdings ist er genau ein Beispiel dessen was alles falsch läuft in unserer Gesellschaft.
Wie sehr ich solche Leute verachte.
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Atavar
08.12.2020 10:48registriert März 2020
Sich was schönreden kann er gut. Zukünftiger Spitzenpolitiker
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du_bist_du
08.12.2020 10:38registriert Mai 2020
Ich habe ehrlich gesagt ein bisschen Mühe mit Johns Einstellung. Einerseits hat er recht. Wir leben in einem Angebot-Nachfrage System und seine Aussage, dass es ja ein Luxusgut und kein Coronamedikament sei stimmt.
Allerdings bleibt der Verdacht, dass er das auch nur sagt, weil er kein Cooronamedikament verkauft sondern eben PS5...
Wo würde der gute Herr denn die Grenze ziehen? Beim eigenen Profit?
Die grundlegende Eisntellung hinter seinen Worten lässt nichts gutes erahnen.
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