Achtung Spoiler: Hier werden ein paar wenige Inhalte des uralten Games «The Last of Us» verraten – nicht aber vom neuen Game «The Last of Us II».
Ich spiele seit über 30 Jahren Videospiele. Trotzdem war «The Last of Us» vor sechs Jahren (ja, ich kam spät zur Party) für mich so etwas wie ein Hallo-Wach-Moment. Zum ersten Mal berührte mich ein Game. Zum ersten Mal kratzte ein Game nicht einfach nur an der Oberfläche. Zum ersten Mal beschäftigte mich ein Game inhaltlich.
Ich war ein Jahr vorher zum ersten Mal Vater einer Tochter geworden. Als der Protagonist Joel gleich zu Beginn seine verlor, spürte ich seinen fast unüberwindbaren Schmerz. Genauso seine Furcht, dasselbe Trauma mit der anderen Spielfigur, der vierzehnjährigen Ellie, noch einmal erleben zu müssen.
Das Verhältnis der beiden Charaktere, ihre Unsicherheiten, ihre Krämpfe, ihre Entwicklung während ihrer Reise, werden derart sorgfältig und feinfühlig wie nie zuvor in einem Game gezeichnet. Das kannte man so vorher nur von Filmen. Und nur von Hochkarätern.
Doch «The Last of Us» beherrscht nicht nur die leisen Töne. «The Last of Us» ist auch ein schockierend brutales Gemetzel. Es ist genau dieser Kontrast, dieses Wechselbad der Gefühle, welches das Game zu einem der besten aller Zeiten macht. Ich könnte noch Stunden davon schwärmen.
Doch darum geht es nicht.
Am 19. Juni erscheint «The Last of Us II». Es ist wohl einer der am sehnlichsten erwarteten Titel der letzten Jahre.
Bereits seit dem 3. Mai geistern geleakte Videos im Netz herum. Hacker hatten sich Zugriff zu den Servern verschafft und Videos der Entwickler veröffentlicht. Das Gerücht, beim Täter handle es sich um einen rachsüchtigen ehemaligen Mitarbeiter, erwies sich als Hoax. Auch Schweizer Medien waren darauf hereingefallen.
Anyway. Die geleakten Videos verraten mehr, als vielen Fans lieb ist. Zwar gibt Entwickler Naughty Dog sein Bestes, diese Videos entfernen zu lassen, aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Huber-Quiz-Spieler kennen das Stichwort: Streisand-Effekt.
Tu dir diese Videos nicht an. Lass es einfach sein. Du profitierst in keinster Weise davon.
Nur dumme Menschen recherchieren vor einer Zaubershow, wie die Tricks funktionieren. Clevere gehen unbedarft hin und geniessen es, wieder einmal mit offenem Mund einen magischen Abend erleben zu dürfen. Die Qualität einer Zaubershow entfaltet sich bei den Zuschauern nicht in den Köpfen, sondern in den Herzen.
Dasselbe gilt für «The Last of Us II». Emotionen sind die Essenz dieses Games. Spoiler töten diese ab. Wer sich den Emotionen nicht aussetzen will, soll weiter Minecraft spielen. Für diese Leute ist «The Last of Us II» Perlen vor die Säue.
Und dann noch dies: Gewisse Story-Elemente, welche durch die Leaks bekannt wurden, sorgen bei einigen «Fans» für Entrüstung. Erspar dir auch diese Debatte. Mach am besten einen weiten Bogen drum herum. Erstens enthält sie ebenfalls viele Spoiler, zweitens wird die Debatte von einem empörungsgeilen Snowball-Grüppchen aus christlichen Fundis, Antisemiten, Incels und Hosenscheissern geführt, die alle und jeden als SJW (Social Justice Warrior) bezeichnen, die liberaler sind als die Spanische Inquisition. Es ist lächerlich.
Sie beklagen sich über Dinge, die sich spätestens seit dem DLC «Left Behind» (das war 2014!) abzeichneten und sich mit dem Trailer aus dem Jahr 2018 bestätigten: Ellie steht auf Frauen.
Wir werden nach dem Release vermutlich wieder einmal nicht um eine Diskussion herumkommen. Aber ich weiss schon, wie wir das handhaben werden. Es wird lustig.
Deshalb: Setz die Spoiler-Scheuklappen auf und mach es wie mein Nachbar: Der hat als Einstimmung noch einmal den ersten Teil durchgespielt. Der erste Teil ist auch heute noch immer ein brillantes Spiel.
Vor allem aber: Freu dich wie ein kleines Kind auf den zweiten Teil. Denn das darfst du getrost. Weshalb ich das weiss? Seit heute erlaubt mir das Embargo von Naughty Dog, öffentlich zu erzählen, dass ich bereits im Besitz einer Testversion von «The Last of Us II» bin. Mehr als ich im Titel bereits gesagt habe, darf ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten.
Aber das ist ja auch schon genug.
Zu den Kommentarregeln: Wir werden keine Kommentare freischalten, welche Spoiler enthalten.
Schade ist keines davon während dem Lockdown erschienen.
Kann es kaum erwarten. Über 7 jahre darauf gefreut.