Vor den ersten Kilometern schneiden Elektroautos in Sachen Klimabilanz noch schlechter ab als andere Fahrzeuge. Je weiter man jedoch damit fährt, desto besser wird diese Bilanz.
Grund dafür ist, dass die Herstellung der Batterie für E-Autos relativ viele Emissionen verursacht. Der Betrieb mit Strom aus erneuerbaren Quellen macht diesen anfänglichen Nachteil jedoch mehr als wett, zeigt eine Studie des Paul Scherrer Instituts (PSI), von der das Institut in seinem Magazin berichtet.
Im Auftrag des Bundesamtes für Energie betrieben Brian Cox und Christian Bauer vom PSI eine gross-angelegte Recherche, um die Klimabilanz verschiedener Antriebe während des gesamten Lebenszyklus von Personenwagen zu ermitteln. Dabei wurden typische Daten von Fahrzeugen aus dem Jahr 2018 zugrunde gelegt. Zudem wagten sie eine Zukunftsprognose, welche Antriebe sich bis ins Jahr 2040 bewähren werden.
Die beiden Balken hinter den Autos zeigen den jeweiligen «ökologischen Reifenabdruck», ihre Länge entspricht den gesamten Treibhausgasemissionen des jeweiligen Fahrzeugs für das Jahr 2018 bzw. 2040. Die Forscher haben also ausgerechnet, welche Werte für jeden Antrieb vermutlich im Jahr 2040 erreicht werden.
Bei jedem einzelnen Autotyp ist zudem für das Jahr 2018 dargestellt, wie sich die Treibhausgasemissionen zusammensetzen. «Die Grösse der jeweils linken Wolke steht für die anteiligen Emissionen beim Bau sowohl des Fahrzeugs als auch anteilig der Strassen, auf denen es fahren wird», schreibt das PSI. Die Wolke gleich hinter dem Auspuff stehe dagegen «für die direkten Abgase während der Fahrt sowie die Emissionen, die für Herstellung und Transport des jeweiligen Treibstoffs anfallen – sei dies Benzin, Diesel oder der Strom für das E-Auto.»
In der Gesamt-Klimabilanz, von der Produktion des Fahrzeugs und seiner Komponenten über den Betrieb bis zur Entsorgung, schnitt der batterieelektrische Antrieb demnach am besten ab. Das gelte aufgrund des derzeitigen Schweizer Strommixes, der sich vor allem aus Wasser- und Atomkraft zusammensetzt, bereits heute, so das PSI.
Den zweiten Platz in Sachen Klimabilanz fällt der Brennstoffzelle zu, sofern gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Bei diesem Antrieb kommt der Strom für den Betrieb des Elektromotors nicht aus der Steckdose, sondern aus einer Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser unter Freisetzung von Energie.
Zentral ist dabei jedoch, wie der Wasserstoff erzeugt wird, mit dem Brennstoffzellen-Fahrzeuge betankt werden. Wird er durch Aufspaltung von Wasser mithilfe von Solarstrom produziert, ist das sehr klimagünstig. Etwas schlechter schneidet dieser Antrieb mit dem derzeitigen Schweizer Strommix ab. Völlig ruiniert wird die gute Bilanz, wenn der Wasserstoff aus Erdgas gewonnen wird.
Erdgas-betriebene Autos schneiden ähnlich ab wie Dieselfahrzeuge. Die schlechteste Bilanz haben Benziner.
Ein Antrieb mit Synthetic Natural Gas (SNG), einem künstlichen Erdgas-Ersatz, könnte sich dereinst lohnen, wenn in Zukunft grosse Mengen überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen anfällt.
Das Gas hat den Vorteil, dass es sich sehr einfach und kostengünstig speichern lässt und auch dann zur Verfügung steht, wenn gerade weniger Ökostrom produziert wird, beispielsweise im Winter. Allerdings verbrauchen Erdgas-Autos, die mit SNG fahren, fünf- bis sechsmal so viel Strom wie E-Autos, wie Bauer im Magazinartikel festhielt.
Das Fazit: Entscheidend für die Klimabilanz der verschiedenen Antriebe sei, wie das europäische Stromnetz der Zukunft aussehe, hiess es weiter. Wenn es zügig auf erneuerbare Energiequellen umgestellt wird, könnten die alternativen Antriebe wirklich trumpfen.
Das Magazin des PSI mit dem Schwerpunktthema «Mobilität von Morgen» kann hier heruntergeladen werden (PDF).
(oli/sda)
Aber langsam sollten wir (wieder!) davon wegkommen, Ökobilanzen immer nur aufs Klima zu beziehen. Wirklich wichtig ist und Sinn machen nur GESAMT-Ökobilanzen, bei denen das Thema Klima einfach ein Teil ist. Lebensgrundlagen werden bekanntlich auch anderweitig geschädigt ...
Die Herstellung von Benzin verursacht viele Landschäden, Wasserverschmutzung und das Gas wird teilweise einfach abgefackelt.
Siehe z.B. Oelsandgewinnung in Alberta (Canada) oder die verschmutzten Oelfelder in Aserbaidschan.
Warum wird das niemals Erwähnt?
Es sind nicht nur die schönen cleanen Oelfelder der Saudis die man immer sieht.