Zuerst hatte sie kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu. Seit Jahren schon hatte die Gemeinde einen neuen Standort für ihre Verwaltung gesucht, vergeblich. Vor zwei Jahren klappte es: Birsfelden konnte der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) ihr Gebäude am Zentrumsplatz abkaufen. In diesen Tagen hätten die ersten Mitarbeitenden umziehen sollen. Doch jetzt fehlen die Möbel – der Zügeltermin fällt ins Wasser, auf unbestimmte Zeit.
Und Birsfelden kann nicht einmal etwas dafür. Grund für die Verzögerung ist, dass die Firma, die die Möbel für die neue Verwaltung produziert, Opfer einer Cyberattacke geworden ist. «Daraufhin war sie gezwungen», teilt die Gemeinde mit, «alle operativen Tätigkeiten einzustellen.»
Man habe sich auch schon überlegt, die alten Möbel in die neuen Büros mitzunehmen, sagt Martin Schürmann, Birsfelder Gemeindeverwalter: «Aber alles einrichten und später wieder abbauen und ausräumen – das erschien uns dann doch ein zu grosser Aufwand.»
Bestellt hat die Gemeinde die Möbel nicht selbst. Sie vergab den Einrichtungsauftrag mittels Submission an die Büroplanungsfirma WSA, und die wurde bei Steelcase fündig, dem laut eigenen Angaben grössten Büromöbelhersteller der Welt mit Sitz in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan und mit diversen Niederlassungen in Europa.
Ende Oktober meldete Steelcase der US-Börsenaufsicht, man sei Opfer einer Cyberattacke geworden. Die Urheber versuchen demnach, die Firma zu erpressen. Steelcase teilte mit, die betroffenen Systeme seien sofort abgeschaltet worden. Ob sensible Daten in die Hände von Kriminellen gefallen sind, war laut der Meldung nicht bekannt. Man sei daran, den Betrieb wieder hochzufahren.
Trotzdem ist der Schaden offensichtlich so gross, dass Birsfelden weiterhin auf seine Möbel warten muss. Dabei sind gar nicht alle Einrichtungsgegenstände bei Steelcase bestellt worden, sagt Schürmann: «Das Mobiliar für die Pausenräume und die Sitzungszimmer kommt von einem Hersteller in der Schweiz und wäre parat.» Weil jedoch mit dem Ausfall von Steelcase neben Schränken auch Pulte und Stühle fehlen, müssten die Mitarbeitenden auf dem Boden arbeiten oder sich anders behelfen.
Es sei auch nicht möglich, alle Angestellten ins Homeoffice zu schicken, sagt Schürmann. Zwar arbeite schon ein grosser Teil der Belegschaft von zu Hause aus. «Die Verwaltung ist noch immer stark von Akten und Dokumenten in Papierform abhängig.» Man warte mit dem Umzug zu, bis die rund 50 Arbeitsplätze eingerichtet seien. Im Dezember 2018 sprach die Gemeindeversammlung 8.7 Millionen Franken für den Kauf von Stockwerkeigentum in der früheren BLKB-Filiale.
Später genehmigte der Souverän weitere 4.3 Millionen Franken für Umbau, Möblierung und Umzug. Wie teuer die Verzögerung zu stehen komme, wisse man noch nicht, sagt Schürmann. Entgegen kommt der Gemeinde, dass ihr nicht nur die neue Verwaltung gehört, sondern auch der alte Standort an der Hardstrasse 21.
Dort harren die Mitarbeitenden jetzt einfach so lange aus, bis ihre neuen Möbel da sind.
(bzbasel.ch)
Und warum muss in den USA bestellt werden? Es gäbe sicher Lösungen mit alt und neu aus Schweizer Quellen.
Ich finde das Vorgehen unverschämt.