Transparenzhinweis: Das Smartphone wurde mir für die Dauer des Tests von Nokia zur Verfügung gestellt.
In der Vergangenheit habe ich eigentlich immer ein High-End-Smartphone als Hauptgerät genutzt. 2015 hatte ich mich einmal mit dem Samsung A3 in die Welt der Mittelklasse gewagt und wurde bitter enttäuscht. Aber da ich Nokia mag und die Mittelklasse in den letzten drei Jahren immer besser wurde, wollte ich dem 7 Plus eine Chance geben.
6 Zoll Bildschirmdiagonale erwarten mich in der schicken Kartonverpackung. Für mich kein Problem, denn Geräte dieser Grössenordnung sind bereits zur Gewohnheit geworden.
Kurze Zeit später sind meine Daten auch schon auf dem Testgerät und es kann losgehen.
Es ist schon ein Weilchen her, dass mich ein Smartphone mit seinem Design so richtig vom Hocker gehauen hat. Zuletzt passierte mir das 2013 mit dem HTC One M7.
Das Nokia 7 Plus hat das leider nicht geschafft. Dennoch hat das Gerät sehr viele schöne Design-Elemente und die Kombination aus Schwarz und Kupfer ist einfach der Hammer!
Bei der Verarbeitung des Smartphones hat man sich wirklich sehr viel Mühe gegeben. Egal, wie oft ich das Gerät drehe und Wende, ich finde nichts, über das ich motzen könnte.
Das Glas ist am Rand leicht gebogen und geht nahtlos in den Body über. Was auffällt: Zwischen dem Display und dem Gehäuse wurde noch ein dünner Streifen Kupfer als Akzentfarbe eingearbeitet. Das sieht wirklich sehr schön aus!
Die Rückseite ist mattschwarz und fühlt sich angenehm in der Hand an. Ich habe mir von Nokias Marketing-Abteilung sagen lassen, dass es sich dabei um Aluminium handelt, das mit einer sechsfachen Keramikbeschichtung überzogen wurde. Das klingt in erster Linie natürlich sehr toll, aber was bringt das? Nach 20 Tagen Testzeit kann ich sagen:
Bei all der schönen Verarbeitung muss man allerdings aufpassen, dass das Gerät nicht ins Wasser fällt. Denn mit Staub- und Wasserfestigkeit kann das 7 Plus nicht auftrumpfen.
Das sechs Zoll grosse LCD-Display löst mit 1080x2160 Pixeln auf. Das genügt vollkommen und schont auch den Akku. Wer sein Handy allerdings gerne mal für einen VR-Einsatz benutzt, sollte die Finger vom 7 Plus lassen.
Für Daten stehen einem 64 GB interner Speicher zur Verfügung, den man um maximal 256 GB erweitern kann. Alternativ kann man den Platz für die Micro-SD-Karte auch für eine zweite SIM-Karte verwenden.
Etwas umgewöhnen musste ich mich, da ich nun wieder einen Kopfhöreranschluss habe. Das wird sicher viele freuen, ich habe ihn kaum gebraucht, da ich schon länger Bluetooth-Kopfhörer verwende.
Ausprobiert habe ich den Anschluss natürlich trotzdem und muss hier das erste Mal etwas bemängeln. Man muss den Klinkenstecker nämlich ganz schön kräftig in den Anschluss drücken, bis man einen Ton vernimmt. Das führte bei mir ganz zu Beginn dazu, dass ich dachte, meine Kopfhörer seien kaputt, bis ich merkte, dass die Klinke noch weiter in die Buchse gedrückt werden kann.
Etwas ungünstig platziert ist für mich der Lautsprecher. Habe ich das Smartphone nur mit einer Hand gehalten, schaffte ich es tatsächlich, den Lautsprecher mit einem Finger zu verdecken. Der Sound wird dadurch gleich merklich leiser.
Bei meinem anderen Smartphone ist der Lautsprecher zwar auch unten platziert, aber eben wenige Millimeter mehr rechts, wodurch mir das dort nicht passiert. Aber das ist natürlich auch ein bisschen Meckern auf hohem Niveau.
Auf dem 7 Plus läuft Android One, ohne Modifikationen und ohne vorinstallierte Apps von Drittanbietern oder Nokia selbst. Danke dafür!
Die Software ist auf dem aktuellsten Stand. Android 8.1.0 und ein Sicherheitspatch vom 1. Juni – besser geht es nicht einmal mit einem Pixel von Google. Tüftler können sich sogar bereits die Betaversion von Android P auf das Nokia laden. Ich hab das jetzt nicht gemacht, weil ich mich nicht mit Bugs herumschlagen möchte.
Vorbildlich von Nokia: Der Hersteller hat mit Google einen Vertrag abgeschlossen, was die Update-Politik angeht. So erhalten alle aktuellen Geräte garantiert die nächsten zwei Android-Versionen. Weiterhin wird jedes aktuelle Smartphone von Nokia drei Jahre lang mit monatlichen Sicherheitsupdates versorgt.
Obwohl Android auf dem 7 Plus wunderbar integriert ist, habe ich einen etwas nervigen Fehler gefunden. Bei der Youtube-App wollten die Bedienelemente bei den Videos einfach nicht verschwinden. Erst ein Downgrade der Youtube-App löste das Problem. Sowas sollte eigentlich nicht sein.
In vielen Bereichen merkt man dem 7 Plus die Mittelklasse nicht an. Etwas anders sieht das beim Prozessor aus. Hier merkt man schnell, dass bei knapp 450 Franken eben doch irgendwo gespart werden muss.
Beim 7 Plus gehen gewisse Dinge einfach ein bisschen langsamer als bei meinem bisherigen Flagschiff-Smartphone. Das Entsperren per Fingerabdruck und das Auslösen der Kamera zum Beispiel. Oder wenn die automatische Helligkeitsregulierung nicht hinterherkommt, wenn der Zug aus dem Tunnel fährt.
Vor allem beim Musikstreaming hatte das 7 Plus immer wieder Mühe, hinterherzukommen. So zeigte mir Spotify in der App etwas ganz anderes an als in der Benachrichtigungszentrale.
Natürlich ist es unfair, ein Mittelklasse-Handy an einem Flaggschiff zu messen, doch wenn du mit dem Gedanken spielst von deinem High-End-Teil auf das 7 Plus umzusteigen, sollte dir einfach klar sein, dass du damit auch Speed einbüsst.
Jetzt mal abgesehen von den Spotify-Hängern hatte ich mich aber nach etwa einer Woche an die Geschwindigkeit des 7 Plus gewöhnt.
Seit ich auf die Mate-Serie von Huawei umgestiegen bin, bin ich echt verwöhnt, wenn es um die Akkulaufzeit geht. Tägliches Laden gehört für mich der Vergangenheit an, selbst bei intensiver Nutzung. Diesbezüglich hatte ich schon etwas Angst, dass mein neues Testgerät hier ziemlich schlecht abschneiden dürfte. Doch ein Blick aufs Datenblatt machte mir schon einmal Hoffnung: Der Akku des 7 Plus ist mit 3800 mAh nur 200 mAh kleiner als der des Mate 10.
Ich war nicht nett mit dem Akku des 7 Plus. Jeden Tag fast vier Stunden unterwegs zu sein, wurde mit Musikstreaming und gleichzeitigem Surfen überbrückt. Auch das Streamen von Serien hat den Akku ordentlich strapaziert und abends spiegelte ich des Öfteren YouTube-Videos auf meinen Fernseher. Kommt noch hinzu, dass ich wegen meinen kabellosen Kopfhörern Bluetooth permanent aktiviert hatte.
Und siehe da: Der Akku hat mich nicht einmal im Stich gelassen. Selbst bei wirklich intensiver Nutzung hatte ich nie Angst, dass mir der Strom vor dem Abend ausgeht. Musste das Gerät dann endlich an die Steckdose, ging das Laden sehr flott.
Nokia hat sich mit dem deutschen Objektivspezialisten Carl Zeiss zusammengeschlossen und dem 7 Plus eine Dual-Kamera spendiert. Diese kombiniert zwei Bilder aus 12 und 13 Megapixeln zu einem 12,2 Megapixel grossen Foto. Die Frontkamera für Selfies löst mit 16 Megapixeln auf.
Wer gerne ein bisschen zoomt hat einen zweifachen optischen Zoom und einen zehnfachen digitalen Zoom zur Verfügung.
Die Kamera des 7 Plus ist okay. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern wird die Sättigung der Bilder nicht übertrieben hochgeschraubt. Allerdings wirken die Fotos dafür in manchen Situationen etwas bleich. Das liegt vor allem auch daran, dass die Kamera-App im Automatikmodus gerne etwas überbelichtet.
Was mir an der Kamera-App gefällt, ist, dass sie nicht mit unnötigen Modi ausgestattet ist, die niemand braucht. Dinge wie Panorama, Zeitlupe oder HDR sind vorhanden, dafür muss man sich nicht mit Sachen wie 3D-Panorama oder Scanner herumschlagen. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass einige Leute Voreinstellungen wie Lichtmalen oder Schwarz-Weiss-Fotos vermissen dürften.
Auch bei der Kamera-App macht sich ab und an wieder der Prozessor bemerkbar. Im Videomodus beispielsweise zieht das Bild bei schnellen Schwenks immer etwas nach. Immerhin ist das nur im Live-Preview so und nicht im fertigen Clip.
Etwas mehr nervt der Prozessor, wenn die Kamera für einen Schnappschuss schnell zur Verfügung stehen muss. Öffnet man da die App aus dem Sperrbildschirm, geht das sehr fix. Ist man aber gerade in einer anderen App und will die Kamera öffnen, kann das schon mal fast zwei Sekunden dauern, vom Klicken auf das Icon, bis die App dann einsatzbereit ist. Häufig kommt dies aber zum Glück nicht vor.
Mit dem 7 Plus hat Nokia ein sehr ansprechendes Mittelklasse-Smartphone vorgestellt. Es ist zwar nicht perfekt, aber die kleineren Macken, die vor allem dem Prozessor geschuldet sind, sind verkraftbar.
Wer sowieso von einem alten Knochen auf ein aktuelles Smartphone wechseln will, kann mit dem 7 Plus nichts falsch machen und wird den langsameren Prozessor nicht bemerken.
Die Kamera liefert gute Bilder ab, sticht aber in der Mittelklasse nicht speziell heraus. Hier bewegt sich das Nokia in etwa auf dem Niveau des Honor 9.
Im Grossen und Ganzen kriegt man mit dem 7 Plus ein tolles Gerät für den Alltag zu einem fairen Preis. Und hübsch ist das Ding auch noch. Und wenn du dir sowieso nur alle paar Jahre ein neues Smartphone kaufst, solltest du Nokia nur schon wegen dem langjährigen Update-Support in Betracht ziehen.
Das 7 Plus wird von Nokia mit einem Preis von 449 Franken angegeben. Vergleichen lohnt sich – in gewissen Online-Shops ist das Gerät für deutlich unter 400 Franken erhältlich.