Was mich im ersten Moment am meisten überraschte, war die Grösse des Pakets. Laser TVs. Auf den Bildern sehen die Dinger immer durchaus handlich aus. Vielleicht wie eine PlayStation 4. Hätte ich mir mal die Masse angeschaut. Denn das Paket, das der Postbote da angeschleppt hat, ist nicht nur gross, sondern auch ordentlich schwer.
Einige Minuten später steht er vor mir: Der neuste Laser TV von Samsung, direkt neben einem grossen Haufen Styroporeinlagen. Immerhin ist der eigentliche Beamer wesentlich kleiner, als die grosse Schachtel vermuten lässt. Und das Gewicht? Fast zwölf Kilogramm. Damit fällt die Option, «den Beamer mal eben unter dem Arm zum Kollegen für einen Filmabend mitnehmen» weg.
Ein paar Minuten später hat der Beamer meinen Fernseher auf dem TV-Möbel ersetzt. Sieht seltsam aus. Als würde etwas fehlen. Aber auch irgendwie interessant. Ich komme mir fast ein bisschen vor, als hätte ich eine dieser stylishen Wohnungen, in denen Kunstgegenstände rumstehen, die man als Laie nicht versteht.
Das ändert sich, als ich den Laser TV einschalte. Mit einem leisen Rauschen fährt er hoch und wirft ein riesiges, verzerrtes Bild an die Wand. Jap, hier muss definitiv nachjustiert werden. Das geschieht ganz altmodisch, da die drei Laser selbst fest verbaut sind und sich nicht justieren lassen. Will man also das perspektivisch verzerrte Bild korrigieren, muss man an den Standfüssen rumdrehen. Das ist etwas mühsam, vor allem wenn man alleine ist.
Im Wesentlichen läuft das dann so ab:
Damit ist man dann für ein paar Minuten beschäftigt, bis das Bild endlich korrekt an die Wand geworfen wird.
Nun kommt gleich der nächste Punkt, den ich mir anders vorgestellt hätte: die Bilddiagonale. Wer gehofft hat, dass es da so was wie einen Regler gibt, mit dem man die Bilddiagonale verstellen kann, irrt. Wer ein grösseres oder kleineres Bild möchte, muss den Beamer ganz altmodisch nach hinten oder vorne rücken. Ist natürlich ein bisschen blöd, wenn das betreffende TV-Möbel in seiner Grösse begrenzt ist. Rückt man eben das ganze Möbel hin und her. Wer eine genug grosse Wand hat, um die 130 Zoll (3,30 Meter) auszukosten, muss den Beamer etwa 24 Zentimeter von der Wand entfernt aufstellen. Bei mir hat die Wand für etwas mehr als 100 Zoll gereicht.
Insgesamt hatte ich den Laser TV nach etwa einer Viertelstunde eingerichtet. Das Aufwändigste dabei war noch das Eingeben diverser Passwörter. Kennen wir alle.
Die Benutzeroberfläche zeigt sich minimal. In der Schnellstartliste ist nur Samsung Plus hinterlegt. Das ist so was wie das hauseigene Samsung TV, mit dem man lineares Fernsehen bekommt. Bekannte Fernsehsender fehlen zwar, allerdings gibt es durchaus interessante Sender. Zumindest «Spongebob Schwammkopf» und Tierdokus schauen war kein Problem.
Ansonsten gibt es natürlich sämtliche bekannten Streaming-Apps im dazugehörigen Galaxy Store von Samsung. Und wer lieber den klassischen Weg geht, kann über den Laser TV auch über Kabel fernsehen. Wer aber solch einen Beamer hauptsächlich für herkömmliches Fernsehen benutzt, hat schlicht Geld zum Fenster herausgeworfen.
Kommen wir nun also zu dem Teil, für den mich die Beamerexperten unter euch lynchen werden. Das Bild. Ja, ich hatte keine Leinwand, um den Laser TV zu testen. Samsung hat keine mitgeschickt und weder ich noch watson waren sehr interessiert daran, mehrere hundert Franken für eine entsprechend gute Leinwand auszugeben. Aber hey, in meiner Wohnung gibt es eine riesige, weisse Wand. Das hat immerhin gereicht, um festzustellen, ob man nach einem Filmabend mit einer 130-Zoll-Bilddiagonalen einen steifen Nacken hat oder nicht.
Die Kurzfassung: Hat man nicht. Je nachdem, wie dicht man vor dem Bild sitzt, muss man aber schon ein bisschen weiter nach oben gucken. Man kann sich das in etwa vorstellen, als sässe man im Kino in der vordersten Reihe. Hier ist also von Vorteil, wenn man das Sofa noch etwas nach hinten verschieben kann, wenn man das möchte.
Es ist ein bisschen, wie wenn man das erste Mal ein Smartphone mit fünf oder später auch sechs Zoll in der Hand hat: Man findet das Bild zu gross. Das ist aber vor allem, weil man sich das nicht gewöhnt ist. Spätestens nach ein paar Stunden denkt man nicht mehr darüber nach. Und eine richtig gute Serie oder einen Film mit 130 Zoll zu gucken, ist schon ziemlich cool. Kinofeeling eben.
Ebenfalls zum Kino-Feeling trägt bei, dass man beim Bild den sogenannten «Filmmaker Mode» auswählen kann. Damit wird das Bild exakt so wiedergegeben, wie die Regisseurin dies beabsichtigt hat. Den Unterschied zum voreingestellten Bildmodus, der zu einem Soap-Opera-Effekt führt, merkt man selbst ohne Leinwand.
Warum es ratsam ist, eine Leinwand für einen Kurzdistanzbeamer zu kaufen, zeigt sich bereits, wenn man ihn das erste Mal einschaltet: Da die Projektion in einem steilen Winkel von unten erfolgt, wirft selbst die kleinste Unebenheit in der Wand unschöne Schatten.
Hat man eine glatt verputzte Wand, lässt sich das verkraften. Dennoch sehen bei Filmen helle Stellen schnell einmal aus, als hätte jemand einen seltsamen Vintage-Filter über das Bild gelegt. Daher hier meine eindringliche Ermahnung:
Eine gute Leinwand hilft nur schon bei hellen Lichtverhältnissen. Übrigens macht der Premiere mit 2800 ANSI Lumen auch bei Tageslicht keine schlechte Figur. Dennoch ist das natürlich kein Vergleich zu einem abgedunkelten Raum.
Einer der grossen Nachteile von Laser TVs ist, dass sie gekühlt werden müssen. Im Falle von The Premiere bedeutet dies, dass man ein permanentes Rauschen akzeptieren muss. Samsung gibt die maximale Lautstärke dieses Rauschens mit 32 Dezibel an. Am ehesten ist das von der Lautstärke her zu vergleichen mit einem laufenden Backofen, der auf Umluft eingestellt wird.
Stört dieses Rauschen? Manchmal. Aber doch weniger, als ich anfangs gedacht hätte. Selbst der integrierte Lautsprecher des Premiere übertönt das Rauschen bei Action- oder Abenteuerfilmen problemlos. Nur bei ruhigen Szenen kann das Rauschen schon einmal nerven, einen gar aus dem «Flow» reissen. Gegenüber einem TV ist das klar ein Nachteil.
Ja, Laser TVs sind durchaus eine coole Sache. Allerdings sind sie aktuell einfach noch viel zu teuer. In Samsungs Fall kostet The Premiere (LSP9) in der besten Ausführung rund 7000 Franken. Da muss man Filme und Serien wirklich sehr, sehr lieben, um so viel Geld für mehr Bilddiagonale auszugeben. Etwas günstiger gibt es das Modell LSP7. Dieses hat zwar «nur» 2200 ANSI Lumen und schafft maximal 120 Zoll, ist dafür aber über 3000 Franken günstiger. Dass das Gerät nur mit einem statt drei Lasern arbeitet, dürfte wohl nur im direkten Side-by-Side-Vergleich auffallen.
Ebenfalls einberechnen muss man, dass ein Kurzdistanzbeamer, ob jetzt von Samsung, LG oder Xiaomi, ohne spezielle Leinwand eigentlich nicht gekauft werden sollte. Damit kommen zum sowieso schon ordentlichen Betrag noch einmal mindestens 1000 Franken hinzu.
Unter dem Strich muss ich sagen: Ja, zum Premiere würde ich nicht nein sagen, selbst mit den kleineren Schwächen, die er hat. Für Filmliebhaber ist das Gerät – mit dem richtigen Setup und Leinwand – ein Heimkinotraum. Vor allem der Filmmaker Mode ist etwas, das ich zu schätzen gelernt habe. Aber eben: siebentausend Franken! Da können mich auch die 4k-Auflösung, 130 Zoll und Filmmaker Mode nicht von einem Kauf überzeugen.
Zwar gibt es von Xiaomi einen Laser TV für 1600 Franken, dieser löst aber nur in Full HD auf, was man bei Bilddiagonalen von 130 Zoll doch merkt. Und die ebenfalls günstigere 4k-Version von Xiaomi liefert kein echtes 4k.
Die Zukunft des Fernsehens sind Laser TVs definitiv nicht. Wer einfach nur normales Fernsehen schaut, sollte sich nur schon wegen der fehlenden Bildqualität der TV-Sender keinen Kurzdistanzbeamer kaufen. Aber für Serien- und Filmfans ist ein Umstieg definitiv eine Überlegung wert – zumindest wenn sie denn mal günstiger werden und man genügend Platz hat.