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7 Gründe, warum du Twitter nutzen solltest in der Corona-Krise

Aktionen wie die #CoronaMahnwache, bei der Kerzen angezündet werden für die Opfer, zeigen, dass es längst nicht nur hartherzige Politiker und rücksichtslose Egoisten gibt.
Aktionen wie die #CoronaMahnwache, bei der Kerzen angezündet werden für die Opfer, zeigen, dass es längst nicht nur hartherzige Politiker und rücksichtslose Egoisten gibt.screenshot: twitter
Review

7 Gründe, warum du Twitter statt Instagram und Facebook nutzen solltest (in der Krise)

Ein Plädoyer für die menschenfreundlichste Social-Media-Plattform.
08.12.2020, 10:0723.11.2022, 11:55
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Das ist ein Meinungsbeitrag, der sich um die derzeit wichtigste Social-Media-Plattform dreht. Twitter schätze ich privat und im Job. Und Twitter lohnt sich speziell während der Corona-Krise, zwecks Information und Unterhaltung. (Instagram und andere Dienste des Facebook-Konzerns nutze ich hingegen nur noch, wenn ich beruflich dazu gezwungen bin.)

Bevor es losgeht, ein Hinweis: Ich habe zu einzelnen Punkten relativ lange Screenshots eingefügt. Dabei handelt es sich um sogenannte Twitter-Threads (wird unten erklärt). Solche Threads sind sehr aufschlussreich und eine der vielen Stärken des «Kurznachrichtendienstes».

Wen du in Eile bist, einfach darüber hinwegscrollen, um zum nächsten Punkt zu gelangen. Bei Twitter lassen sich solche Threads ein- und ausklappen, ich habe mich hier für Screenshots entschieden, um eine möglichst lange «Haltbarkeit» der Inhalte zu erreichen. Der Link zum Original-Tweet ist jeweils als Quelle angefügt.

Twitter ist das Medium der echten «Querdenker»

Wir schreiben das Jahr 2020 und ich hätte mir nicht in den schlimmsten Albträumen träumen lassen, dass es in der vermeintlich modernen Schweiz so weit kommen würde. Ich meine nicht die Corona-Krise, die ist schlimm genug. Ich meine die grassierende Wissenschaftsfeindlichkeit. Wie sonst soll man sich erklären, dass die Politik nicht (mehr) auf die unabhängigen Experten hört, die Wissen schaffen?

Der Duden definiert eine Querdenkerin, respektive einen Querdenker, als «Person, die eigenständig und originell denkt und deren Ideen und Ansichten oft nicht verstanden oder akzeptiert werden».

Das trifft (leider) perfekt auf Wissenschaftler wie Marcel Salathé oder Christian Althaus zu. Seit Beginn der Krise warnten die Epidemiologen davor, das neue Coronavirus zu unterschätzen und rieten der Politik eindringlich, sich für die nächsten Wellen zu rüsten. Resultat: Die wissenschaftliche Expertise wurde in den Wind geschlagen und die Schweiz entwickelte sich zum Corona-Hotspot mit tödlichen Folgen.

Die Bezeichnung Querdenker trifft auch auf die hiesigen Volkswirtschafts-Professoren zu. Seit Wochen versuchen sie den Verantwortungsträgern und dem Volk zu erklären, dass ein zweiter Lockdown nicht des Teufels sei, sondern den gesamtwirtschaftlichen Schaden begrenzen würde. Und was tun die Politiker, allen voran der Finanzminister? Sie ignorieren die Fakten und hören lieber aufs «Bauchgefühl».

Die Wissenschaft ist sich einig, die Lösungsvorschläge sind da, doch die politische Realität ist eine völlig andere, auf allen Ebenen: In solchen Situationen, in denen man als vernünftig denkender und mitfühlender Mensch an die Grenzen kommt, hilft es, sich bei Twitter auf dem Laufenden zu halten. Hier melden sich ausgewiesene Fachleute direkt zu Wort, und man erhält Links zu spannenden Sekundärquellen.

Bei Twitter wird unermüdlich und unerschrocken kritisiert

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screenshot: twitter
«Liebe Politiker: Wenn ihr Aussagen macht wie

‹Man weiss nicht, ob solche Massnahmen wie Lockdown funktionieren›

dann ist das eine feige Ausrede. In Wahrheit seid ihr zu faul, euch in ein wichtiges Gebiet einzulesen.»
Lorenz Küng, Volkswirtschafts-Professorquelle: twitter
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screenshot: twitter
Tweet der Jungen Grünen.
Tweet der Jungen Grünen.quelle: twitter
Twitter liefert schonungslos ehrliche Antworten auf unbequeme Fragen
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screenshot: twitter
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User zeigen Herz

Twitter ist aus meiner Sicht das einzige «soziale Netzwerk», das diese Bezeichnung tatsächlich verdient und bei dem wirklich niemand zu alt ist dafür.

Im Gegensatz zu Facebook bewegt man sich bei Twitter nicht in einer mehr oder weniger kleinen Blase, sondern in der virtuellen Öffentlichkeit. Wer Hass verbreitet, muss mit Konsequenzen rechnen. Die meisten User halten sich denn auch an die Twitter-Netiquette. Wer sich nicht wie ein A... aufführt, darf mit bereichernden Reaktionen rechnen. Diskussionen werden aber durchaus intensiv und unerbittlich geführt.

Threads 😍 – es gibt viel zu lernen

Bei Twitter liegt die Würze in der Kürze. Es ist aber keineswegs so, dass man sich auf 280 Zeichen (plus GIF, Bild/Video) beschränken muss. Wer Längeres mitteilen will, startet einen Thread. Das ist eine Reihe von Tweets, die aufeinander folgen und von einer Person stammen (siehe Glossar).

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quelle: twitter

Twitter muntert auf

Nachdem der 89-jährige Hermann Unternährer (siehe oben) seinen allerersten Tweet absetzte, erhielt er von einem anderen Twitter-User den Pro-Tipp, er solle unbedingt auch einem Account mit lustigen Bilder/Videos folgen.

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screenshot: twitter

Empfehlung: @karpi

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screenshot: twitter

Hass bleibt nicht unwidersprochen

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screenshot: twitter
Tweets können beissenden Spot und Satire enthalten
«Nur noch eine Frage von Tagen, bis uns jemand in einer Pressekonferenz erklärt: Die Afrikaner sind Schuld an der Corona-Welle! Hätten die nicht vor hunderttausend Jahren beschlossen, nach Norden zu wandern, gäbe es heute in Europa keine Menschen und daher GARANTIERT NULL FÄLLE!»
Eine kritische Reaktion auf den SVP-Politiker, der Migranten zu Sündenböcken machen wollte.quelle: twitter

Twittern* eröffnet neue Perspektiven

*Sagt man auch «Twittern», wenn es nur um die (passive) Tätigkeit des Lesens von Tweets geht? Der Duden meint ja.

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screenshot: twitter
Was braucht es, um Covid-19 erfolgreich zu bekämpfen?
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screenshot: twitter

Hast du (noch) kein Profil?

Wie wir oben gesehen haben, dient Twitter der persönlichen Horizonterweiterung und dem Austausch von Informationen und Meinungen. Allerdings haben längst nicht alle wichtigen Persönlichkeiten ein Twitter-Profil. Zu den Abwesenden gehören auch zwei Schweizer Magistraten: Finanzminister Ueli Maurer und Justizministerin Karin Keller-Sutter.

Gesundheitsminister Alain Berset hat ein Twitter-Profil (mit knapp 150'000 Followern) und auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, ist mit einem persönlichen Account vertreten. Für das Tessin markiert Bundesrat Ignazio Cassis Präsenz, für die Romandie ist Guy Parmelin auf der Social-Media-Plattform. Und auch die Verteidigungsministerin Viola Amherd ist anwesend.

Wobei dies natürlich nichts darüber aussagt, ob und wie die hochrangigen Politikerinnen und Politiker twittern. Durchaus möglich, dass sie es an Untergebene delegiert haben.

Und was ist mit watson? Praktisch alle Redaktionsmitglieder haben ein persönliches Profil, sind also erreichbar. Und wir berichten viel über Twitter-Trends und andere aktuelle Themen, die die watson-User beschäftigen.

Was ist mit Sicherheit und Datenschutz?

Gut zu wissen: Um sich bei Twitter zu registrieren, muss man kein Geburtsdatum angeben. Wer ein falsches Datum angibt, sollte darauf achten, volljährig zu erscheinen!

Ausserdem ist zu erwähnen, dass sich Twitter-User stummschalten oder gar blockieren können. Niemand muss sich also endlos über die Tweets von XYZ ärgern.

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Twitter wird von einem US-amerikanischen Unternehmen betrieben. Der Dienst ist – wie watson – werbefinanziert. Das heisst, es gibt bei der Nutzung Werbeeinblendungen.

Twitter sammelt Informationen über seine User, um den Werbetreibenden zielgerichtete Werbung zu verkaufen. Über die Daten, die gesammelt werden, informiert das Unternehmen in seiner online verfügbaren Datenschutzrichtlinie. Twitter ist aber kein Datenkrake à la Facebook.

Um das eigene Profil vor unbefugten Zugriffen zu schützen, sollte man die Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren, eine zweite Authentifizierungsmethode zusätzlich zum Twitter-Passwort. Zu empfehlen ist eine Code-Generator-App, die man über die Sicherheitseinstellungen einrichtet.

Und jetzt du!

Was hältst du von Twitter? Wie häufig bist du bei Twitter unterwegs und nutzt du es vor allem passiv, oder auch aktiv? Schreib uns deine Meinung via Kommentarfunktion.

Quellen / Glossar

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75 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wurstgesicht
08.12.2020 10:29registriert Dezember 2018
Nach vielen etlichen Jahren Push-, Mitteilungs-, Anstups-, Twitter- und Instaknipsorgien habe ich mir zum 45igsten Geburi als Geschenk sämtliche Sozialen Konten gelöscht und lebe nun asozial unvernetzt. Es tut mir richtig gut und ich lebe viel entspannter. Ich hole mir die Info jetzt einfach als Holschuld.
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ChrisG
08.12.2020 10:47registriert Dezember 2018
Ich nutze Twitter nur, um mich an der Dummheit der Menschheit zu ergötzen. Watson macht es einem da ja leicht, indem ihr schon fleissig verlinkt. Selten auch, um interessante Dinge von schlauen Leuten zu erfahren, meistens in Form von Links, die das Twitteruniversum verlassen. Ansonsten kann ich dem Netzwerk bis heute nichts abgewinnen, obwohl ich es immer wieder versucht habe. Ich glaube, der einzige Zweck von Twitter ist es, als Filterblase für Journalisten und Politikern zu dienen, natürlich strikt getrennt zwischen Links und Rechts.
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Madison Pierce
08.12.2020 10:27registriert September 2015
Grund Nr. 8: Dank Twitter können Journalisten schnell Listicles erstellen. :P

Ich nutze Twitter schon lange und als einziges Social Network. Bin aber meist passiver Mitleser. Ich schätze es, interessanten Leuten zu folgen und gerade Techniker und Wissenschaftler sind zahlreich vertreten.

Deine Tweet-Auswahl ist aber schon sehr selektiv. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Diskussionen oft in Beleidigungen abgleiten und ein Verfasser in Deiner Liste wurde deswegen schon verurteilt. Bei politischen Themen gibt es besonders in den USA viele Trolls und "Cancel Culture"-Anhänger.
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