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Apple iPhone, Samsung, Huawei, Xiaomi? Fakten zum Schweizer Handymarkt

A fan films the performance of british singer-songwriter George Ezra with an iphone at the Gurten music open air festival in Bern, Switzerland, Sunday, July 19, 2015. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Ein Bild aus unbeschwerten Vor-Corona-Zeiten: Besucher des Gurten-Festivals im Sommer 2015. Eine repräsentative Untersuchung zeigt, wie beliebt das iPhone und seine grössten Konkurrenten heute bei der Schweizer Bevölkerung sind.Bild: KEYSTONE

Apples iPhone, Samsung oder Huawei? Die spannendsten Fakten zum Schweizer Handymarkt

Die «Smartphone-Studie 2020» des Vergleichsdienstes Comparis wartet mit ein paar saftigen Überraschungen auf. Erstmals wurde die Bevölkerung auch zur Beliebtheit von Occasions-Geräten befragt.
10.11.2020, 06:3810.11.2020, 11:06
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In der Schweiz wollen deutlich weniger Konsumentinnen und Konsumenten in den nächsten 12 Monaten ein neues Handy kaufen – im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt die am Dienstag veröffentlichte Smartphone-Studie 2020 des Online-Vergleichsportals comparis.ch.

«Der Wirtschaftseinbruch durch die Corona-Pandemie und die verbreitete Kurzarbeit führen dazu, dass viele Leute über weniger Geld verfügen», analysiert Digitalexperte Jean-Claude Frick, der die Studie mitverfasst hat. Daher werde die Anschaffung eines neuen Geräts aufgeschoben. Und viele Leute wollten ihr bisheriges Handy länger verwenden.

Gleichzeitig sei ein Trend hin zu teureren Flaggschiff-Produkten zu beobachten, heisst es in der Studie, die watson vor der Publikation einsehen konnte. Nachfolgend präsentieren wir die spannendesten und wichtigsten Fakten. Erstmals gibts auch Erkenntnisse zum Handy-Occasionsmarkt.

«Letztes Jahr sah es noch so aus, als würde Apples Marktdominanz in der Schweiz schrumpfen.»
Jean-Claude Frick, comparis.ch

Welches sind die beliebtesten Hersteller?

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Fazit: Die Kalifornier sind mit dem iPhone klar führend in der Schweiz, gefolgt von Samsung und Huawei. (Die populärsten Smartphone-Modelle folgen weiter unten).

2019 sah es gemäss Digitalexperte Jean-Claude Frick so aus, als würde Apples Marktdominanz in der Schweiz schrumpfen. Doch nun haben die Kalifornier wieder zugelegt. Fast jedes zweite neu verkaufte Smartphone ist ein iPhone. Bei der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen trägt jedes zweite Handy das Logo mit dem angebissenen Apfel.

Huawei habe sich in den letzten Jahren durch Innovationen bei der Kamera und hervorragende Qualität der Geräte einen guten Ruf erarbeitet, meint der Digitalexperte. Allerdings würden die US-Wirtschaftssanktionen zum Problem.

«Die Einschränkungen bei der Software – nicht nutzbare Google-Dienste – und die Probleme bei der Beschaffung wichtiger Hardwarekomponenten machen Huawei-Smartphones leider in Zukunft unattraktiv. Dies wird sich aber erst in künftigen Markterhebungen bemerkbar machen.»
Jean-Claude Frick

Was ist mit Xiaomi und anderen Herausforderern?

Als Aufsteiger mit einem Marktanteil von 3,1 Prozent in der Schweiz sei Xiaomi gleich hinter der Dreier-Spitzengruppe aufgepoppt, hält die Comparis-Studie 2020 fest.

Nokia, der frühere «Highflyer der Jahrtausendwende», konnte weiter seinen Marktanteil von 2,7 Prozent verteidigen und belegt den Rang dahinter.

Die Präsenz von Sony sei bei den Smartphones seit 2018 auf die Hälfte geschrumpft (heute noch 1,1 Prozent).

Mit 1,5 Prozent sei Wiko ein weiterer Player «mit konstanter (geringer) Bedeutung im Schweizer Markt».

Das sind die 10 populärsten Handys der Schweiz

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Das iPhone 8 treffe man mit fast 7 Prozent besonders oft an. Es habe das iPhone 7 als beliebtestes Smartphone bei der Schweizer Bevölkerung abgelöst. Apples Dominanz im hiesigen Smartphonemarkt zeigt sich auch daran, dass sieben der zehn populärsten Geräte iPhones sind.

Bei den Android-Geräten gelinge es nur Samsung, bestimmte Modellreihen in den Top Ten zu platzieren, hält die Comparis-Studie fest. Am beliebtesten seien neben dem Galaxy S10 die Galaxy- A-Reihe sowie das Galaxy S8.

Bei Huawei seien die neueren Top-Modelle P30 Pro (2019), das P20 und das P20 Pro (2018) besonders beliebt – für einen Platz in den Top Ten reiche es aber nicht.

Was User bei ihrem Handy vermissen (Spoiler: nicht 5G)

Kein 5G zu haben, sei für die meisten Smartphone-Besitzer (noch) kein Störfaktor, hält comparis.ch fest.

Gefragt, was sie an ihrem aktuellen Smartphone am meisten störe, nannten fast 30 Prozent die (mangelnde) Akkuleistung als Hauptärgernis. Dass ihr Gerät nicht mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G kompatibel sei, folgte mit knapp 6 Prozent der Nennungen erst an vierter Stelle, nach der Kameraqualität und einem beschädigten Gehäuse oder Display.

5G scheint bislang vor allem Nerds zu beschäftigen: Mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen vermissten das ultra- schnelle Internet (8,2 gegenüber 3,4 Prozent).

Besonders beliebt bei Frauen und Jungen

iPhones sind laut Comparis-Studie grundsätzlich bei Frauen etwas (47,7 %) beliebter als bei Männern (42 %). Darüber hinaus nutze die Altersgruppe 18 bis 35 Jahre (50,2 %) die amerikanischen Smartphones deutlich häufiger als die älteren Generationen (36- bis 55-Jährige: 43,3 %).

Digitalexperte Jean-Claude Frick:

«Der Kult um Apple-Smartphones trifft vor allem bei der jüngeren Zielgruppe einen Nerv. Dazu kommt das riesige Zubehörangebot, welches so bisher nur Apple bietet. Die Funktionen der iPhones sind ausgereift, die Kameras gut und idiotensicher.»

Während sich Apples iOS und Googles Android bei den Schweizern zwischen 18 und 35 Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefere, haben «die älteren Semester» laut Studie einen klaren Favoriten: Fast 60 Prozent der über 35-Jährigen würden sich für ein Android-Gerät entscheiden. Und:

«Die Älteren kennen zwar den Hersteller ihres Geräts. Doch fast jeder Fünfte über 55 Jahre weiss nicht, welches Modell er nutzt.»

Der Röstigraben besteht auch bei den Smartphones

Deutlich präsenter sei Apple mit seinen iPhones in der deutschen Sprachregion (45,9 Prozent) als in der Romandie (40,3 Prozent), wo Android-Smartphones weiter verbreitet sind. Zum Tessin gibts in der Studie keine Angaben.

«Mehr als doppelt so beliebt sind Second-iPhones gegenüber gebrauchten Android-Handys.»

Wie beliebt sind Occasions-Geräte?

Erstmals wurde im Rahmen der Smartphone-Studie erhoben, wie es um den Occasionsmarkt steht. Interessant: Schon über 8 Prozent aller Befragten nutzen ein Handy aus zweiter Hand, und dies laut Studie unabhängig vom Einkommen.

Secondhand-iPhones seien gegenüber gebrauchten Android-Handys mehr als doppelt so beliebt, hält die Comparis-Studie fest. Dazu Digitalexperte Frick:

««Apple garantiert bei den iPhones jahrelange Versorgung mit Softwareupdates. Dadurch bleibt der Wiederverkaufswert stabil und Kunden von Occasions-Smartphones aus dem Hause Apple können sicher sein, diese Geräte viele Jahre nutzen zu können und nicht plötzlich von wichtigen Sicherheits- und Funktionsupdates abgeschnitten zu werden.»

Zusammen mit den hohen iPhone-Neupreisen führe das zu einer starken Nachfrage nach Apple-Occasionen.

Mehr Leute wollen mehr Geld ausgeben für ihr nächstes Handy

Laut der Comparis-Studie gibt es mehr Kaufinteressenten fürdie sauteuren kostspieligen Flaggschif­-Geräte als im Vorjahr. Fast ein Fünftel der Smartphone-User sei inzwischen bereit, für ein nächstes Smartphone 800 Franken und mehr auszugeben. Das seien rund 50 Prozent mehr als 2019.

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Die Digitalexperten von Comparis:

«Die Bedeutung des Smartphones hat in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Lockdowns zugenommen. Wer heute ein neues Handy kauft, möchte es auch länger behalten und dadurch seine Investitionen schützen. Innovationen wie etwa 5G helfen, teure Smartphones möglichst lange nutzen zu können.»

Corona-Krise, saftige Preise und längere Handynutzung

Mehr Smartphone-User wollen laut den Studienverfassern ihr Gerät wegen der gestiegenen Preise länger nutzen: Fast 10 Prozent mehr als bei der letztjährigen Befragung gaben nun an, dass sie deswegen ihr Gerät länger nutzen wollen.

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Ein weiterer Indikator für die rückläufige Kaufnachfrage sei die leicht zunehmende Besitzdauer, heisst es in der Studie. In der letztjährigen repräsentativen Umfrage hätten knapp 55 Prozent der Befragten angegeben, ihr Handy bis zu 4 Jahre oder länger zu nutzen. Heuer seien es fast 60 Prozent.

Der grösste Anteil von Personen, die ihr Handy 4 Jahre und länger nutzen wollen, finde sich bei den über 55-Jährigen. Bei den 35- bis 55-Jährigen seien es noch 35 Prozent und bei den unter 35-Jährigen gar nur noch jede vierte Person.

Gibts noch Leute ohne Handy?

Ja, die gibt es.

Die Anzahl Personen ohne eigenes Smartphone sei 2020 nochmals kleiner geworden, konstatiert Comparis. «2017 verzichteten noch 7 Prozent der erwachsenen Bevölkerung auf ein Smartphone. Dieser Anteil sank 2018 auf 5 Prozent, 2019 auf 4,4 Prozent und heuer auf noch 2,8 Prozent.»

Verglichen mit dem Vorjahr hätten vor allem die älteren Semester aufgeholt: «Letztes Jahr hatten fast 12 Prozent der über 56 Jahre alten Schweizerinnen und Schweizer kein Smartphone. 2020 ist der Anteil der Smartphone-Muffel in dieser Personengruppe auf 7,4 Prozent geschrumpft.»

Bei der Gruppe der Befragten zwischen 18 und 35 Jahren verzichteten nur zwei von tausend auf ein Smartphone.

Wie wurde untersucht?

Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut innofact im Auftrag von comparis.ch im Oktober 2020 unter 2079 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.

Autoren der Studie sind Jean-Claude Frick und Aurel Stevens, der früher mal für watson tätig war.

Quellen

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20 skurrile und lustige Smartphone-Probleme
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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aglaf
10.11.2020 08:04registriert März 2019
Also zusammengefasst: Leute haben kein Geld, wollen aber Flaggschiffe kaufen, können es sich nicht leisten, deshalb kaufen sie Occasionen oder behalten einfach ihr altes Handy. Richtig?
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Connor McJesus
10.11.2020 09:13registriert November 2015
Aber was die Bezeichnung "Nerd" mit dem Geschlecht zu tun hat, scheint mir etwas schleierhaft?
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mrmikech
10.11.2020 10:34registriert Juni 2016
Für Whatsappen, Instagrammen, Selfies machen und Musik hören braucht man kein Flagship Handy. Nur ein Bruchteil sind Poweruser. Aber eben, Hauptsache zeigen können, dass man das teuerste kaufen kann.
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