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Revolut, Transferwise, Neon, Zak: Vergleich mit Schweizer Banken

Revolut-Kreditkarte
Revolut wird immer immer wieder als günstige Alternative gepriesen. Ob zu recht, zeigt der Vergleich.Bild: Shutterstock

Schweizer Banken-Apps? So viel günstiger sind Revolut und Co. wirklich

Wie schlagen sich bekannte Smartphone-Banken gegen klassische Finanzinstitute? Gebühren, Wechselkurse und Leistungen im Vergleich.
22.07.2019, 12:2623.07.2019, 09:57
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Was ist passiert?

Der unabhängige Online-Vergleichsdienst moneyland.ch hat die für die Schweiz relevanten Smartphone-Banken mit den Angeboten grosser Schweizer Banken verglichen. Dabei bestätigt sich, was viele User vermuten dürften: Wechselkurse und Gebühren sind bei den meisten Fintech-Start-ups markant tiefer und die Dienstleistungen insgesamt häufig besser. Als Gewinner stechen Revolut und TransferWise hervor. Doch der Teufel steckt im Detail, wie wir gleich sehen.

Was wurde untersucht?

Verglichen wurden:

  • Leistungen
  • Funktionen
  • Gebühren
  • Wechselkurse und
  • Gesamtkosten.

Und zwar jeweils für verschiedene Nutzungsprofile.

Welche Angebote wurden analysiert?

Genauer unter die Lupe genommen wurden die britischen Smartphone-Banken Revolut und TransferWise, die Schweizer Smartphone-Banken Zak und Neon sowie die fünf grossen Schweizer Banken UBS, Credit Suisse (CS), Raiffeisen, PostFinance und Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Ausserdem wurden für den Kreditkarten-Vergleich die drei Schweizer «Gratis-Kreditkarten» Migros Cumulus-Mastercard (Cembra Money Bank), Cashback (Swisscard) und Coop Supercard (TopCard) herangezogen.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Am Montag hat moneyland.ch über den relativ breitangelegten Vergleich informiert. Gemäss der Medienmitteilung gibt es zwei Sieger, die nicht aus der Schweiz kommen:

  • Die ausländischen Neobanken Revolut und TransferWise überzeugten mit günstigen Wechselkursen und benutzerfreundlichen Prozessen.
  • Revolut und TransferWise seien aber noch kein vollständiger Ersatz für Schweizer Bankdienstleistungen. Da sie kein Schweizer Konto anbieten, können Arbeitgeber und andere Firmen kein Geld überweisen.
  • Sie lohnten sich vor allem als zusätzliche Kreditkarten-Alternative für günstige Käufe und Bargeldbezüge im Ausland.
  • Nachteile seien unter anderem eine geringere Sicherheit ohne Schweizer Einlagensicherung und im Fall von Revolut eine grössere Intransparenz.

Interessant ist auch das Fazit von moneyland.ch zu den Schweizer Anbietern:

  • Die Smartphone-Bank Neon schneide in den Privatkonto- und Bankpaket-Vergleichen für erwachsene Kunden deutlich günstiger ab als die klassischen Banken, habe allerdings nur durchschnittliche Wechselkurse.
  • Die Smartphone-App Zak der Bank Cler sei gebührentechnisch noch etwas teurer als Neon und bezüglich Wechselkursen «sogar überdurchschnittlich teuer».
  • Für Jugendliche und Studierende seien die klassischen Bankangebote allgemein immer noch die günstigste Lösung.

Smartphone-Banken im Vergleich mit Kreditkarten

moneyland.ch hat die Kreditkarten-Konditionen von klassischen Banken mit den Karten der Smartphone-Banken verglichen. Dabei wurden folgende Punkte angeschaut:

  • Kartenführungsgebühren,
  • Bearbeitungsgebühren für Fremdwährungen,
  • Wechselkurskosten (Schweizer Franken vs. Euro) und
  • allfällige Gutschriften für Käufe in der Schweiz in der Höhe von 5000 Franken und im Ausland in der Höhe von 1000 Euro während eines Jahres.

Das sind die günstigsten Anbieter:

Bild
screenshot: moneyland.ch

Das Fazit: Am günstigsten sei der britische Anbieter TransferWise mit Gesamtkosten von 3.95 Franken, gefolgt von Revolut mit 7.00 Franken (Käufe unter der Woche) beziehungsweise 12.60 Franken (Käufe am Wochenende).

Es folgen die Schweizer «Gratis-Kreditkarten» Coop Supercard Visa/Mastercard mit Kosten in der Höhe von 15.75 Franken, die Migros Cumulus-Mastercard mit 18.15 Franken und die Cashback-Kreditkarte (Variante Visa/Mastercard) von Swisscard mit 34.55 Franken.

Aber: Je nach Nutzungs-Profil könne die Rangliste anders aussehen – ein individueller Kreditkarten-Vergleich mit diversen weiteren Karten sei auf moneyland.ch möglich.

Kosten-Vergleich von Schweizer Anbietern

Internationale Smartphone-Banken bieten noch keine valable Alternative zum Schweizer Bankkonto, hält Moneyland in seiner Analyse fest. Weder bei Revolut noch bei TransferWise bestehe eine Schweizer Einlagensicherung:

«Im schlimmsten (wenn auch unwahrscheinlichen) Fall eines Konkurses wäre das Geld bei den ausländischen Smartphone-Banken wohl nur schwierig wieder zu erlangen.»

Dafür hat man einen Kontenvergleich der Kosten von Zahlungsverkehr und Debitkarten («EC-Karten») von Schweizer Smartphone-Banken und klassischen Banken durchgeführt. Und zwar mit folgendem Profil:

  • Einkäufe mit der Debitkarte: 5000 Franken in der Schweiz, 1000 Franken im Ausland.
  • Bargeldbezüge mit der Debitkarte: 25 Bezüge in der Schweiz, 5 Bezüge im Ausland.
  • Jährlich 50 Zahlungseingänge, 20 Überweisungen in die Schweiz, 5 Überweisungen ins Ausland, 2 monatliche Daueraufträge und 2 monatliche LSV-Belastungen.

Die günstigsten Anbieter:

Smartphone-Banken im	Konto-Vergleich	inklusive	Debitkarten.
Smartphone-Banken im Konto-Vergleich inklusive Debitkarten.screenshot: moneyland.ch

Ergebnis: Für Erwachsene sei die Smartphone-Bank Neon für das untersuchte Profil die günstigste Lösung mit jährlichen Gesamtkosten in der Höhe von 30 Franken pro Jahr. Die Smartphone-Bank Zak verlange für dasselbe Profil 90 Franken pro Jahr.

Klassische grössere Banken seien mit 160 Franken (PostFinance), ZKB (172 Franken), Raiffeisen (177.50 Franken), CS (201.25 Franken) und UBS (211.90 Franken) deutlich teurer.

Es gebe jedoch auch klassische Banken, die für das untersuchte Profil preislich deutlich günstiger seien, allen voran die Freiburger Kantonalbank (Lohnkonto: 69 Franken) und die Appenzeller Kantonalbank (76 Franken).

Was viele nicht wissen dürften:

«Für Jugendliche und Studierende sind klassische Banken im Rahmen von Spezialangeboten häufig immer noch die günstigste Lösung. Auch grössere Banken bieten häufig bessere Konditionen für Jugendliche und Studierende als die Schweizer Smartphone-Banken Neon und Zak.»

Wer bietet das günstigste Gesamtpaket?

Je nach Nutzungsprofil seien Bankpakete bei verschiedenen Schweizer Banken günstiger als die Kombination der Einzelprodukte wie Privatkonto, Kreditkarte und Debitkarte bei der gleichen Bank. moneyland.ch hat deshalb zusätzlich einen Vergleich mit Bankpaketen durchgeführt, der folgende Leistungen berücksichtigt:

  • Einkäufe im In- und Ausland mit der Kreditkarte,
  • Bargeldbezüge mit der Debitkarte,
  • Zahlungsverkehr und
  • Sparkonto-Zinsen für einen Betrag von 30'000 Franken.

Fazit: Für Erwachsene sei auch hier die Smartphone-Bank Neon für das untersuchte Profil die günstigste Lösung mit jährlichen Gesamtkosten in der Höhe von 49.50 Franken. Es folge das Privatkonto Plus der PostFinance mit 106.30 Franken, die Smartphone-Bank Zak mit 122.50 Franken, das Paket «Inklusiv Silber» der Zürcher Kantonalbank mit 164.80 Franken, das Individual-Paket der UBS mit 178.25 Franken, Bonviva Silver der Credit Suisse mit 200.35 Franken und das Privatkonto Plus von Raiffeisen mit 224.80 Franken.

Wer bietet die besten Wechselkurse?

moneyland.ch hat anhand von vier Stichtagen die Devisenverkaufskurse in Schweizer Franken (CHF) untersucht, und zwar für folgende Währungen:

  • Euro (EUR),
  • US-Dollar (USD),
  • britisches Pfund (GBP),
  • schwedische Kronen (SEK) und
  • thailändischer Baht (THB).

Spannende Erkenntnisse für Auslandreisende:

  • TransferWise biete für alle untersuchten Währungen Interbankenkurse ohne Aufpreis an (hingegen kommen Bearbeitungsgebühren hinzu).
  • Revolut biete ebenfalls Interbankenkurse an, jedoch nicht für den thailändischen Baht (Aufschlag von rund 1%). Zudem stelle Revolut an Wochenenden teurere Kurse in Rechnung (Hauptwährungen mit Aufschlag von 0.5%, andere wie Thai Baht mit Aufschlag von 2%).
  • Schweizer Smartphone-Banken hätten für die untersuchten Stichtage keine besonders günstigen Kurse für Karten-Transaktionen angeboten. «Neon lag kurstechnisch auf dem Niveau der untersuchten klassischen Banken, Zak von Bank Cler hatte sogar noch teurere Kurse.»
  • Beim Schweizer-Franken-Euro-Verkaufskurs gab es folgende durchschnittliche Aufschläge bei klassischen Banken für Einkäufe mit der Debitkarte im Ausland: PostFinance 1.18%, Raiffeisen 1.49%, UBS (Debitkarten): 1.67%.

Bei den Währungen US-Dollar und Pfund waren die Aufschläge ähnlich wie beim Euro, beim Thai Baht hingegen nochmals deutlich höher, wie moneyland.ch schreibt:

  • TransferWise 0%,
  • Revolut 1.18%,
  • PostFinance 1.50% bis 1.73% (je nach Bankomat),
  • Neon 1.66%,
  • UBS-Debitkarten 1.80%,
  • UBS-Kreditkarten 2.29%,
  • Viseca-Kreditkarten 2.35%,
  • Swisscard-Kreditkarten 2.50%,
  • Raiffeisen 2.54% und
  • Zak sogar 5.00%.

Wer bietet am meisten Funktionen?

Insbesondere die ausländischen Smartphone-Banken TransferWise und Revolut bieten laut moneyland.ch Funktionen, die bei Schweizer Anbietern in der Regel noch nicht üblich seien.

  • Dazu zählten Echtzeit-Benachrichtigungen direkt zum Zeitpunkt des Karteneinsatzes,
  • umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten zum Einsatz der Karte (zum Beispiel das Sperren des Magnetstreifens oder der Kontaktlos-Funktion) oder
  • ein System mit mehreren Währungstöpfen.
«Für das Bezahlen in Online-Shops, Geschäften und Restaurants sind TransferWise und Revolut inzwischen eine Alternative zu den etablierten Schweizer Karten.»
Ralph Beyeler

Funktionen im Überblick:

Bild
screenshot: moneyland.ch

«Erstaunlicherweise» setzen die Smartphone-Banken aber noch nicht gross auf Mobile-Payment-Dienste: So unterstützten TransferWise und Neon derzeit weder Apple Pay noch Google Pay oder Samsung Pay. Zak wolle noch im Juli alle gängigen Dienste unterstützen. Und Schweizer Banken setzten weiterhin vor allem auf Twint als Mobile-Payment-Lösung, abgesehen von der CS, die auch Apple Pay anbietet.

Klassische Schweizer Banken haben sowohl Kreditkarten als auch Debitkarten («EC-Karten») im Angebot. Je nach Nutzungsart sei jeweils die eine oder andere Karte die günstigere Lösung, schreibt Moneyland. «So sollten Schweizer Kreditkarten in der Regel nicht für Bargeldbezüge verwendet werden, da sonst hohe Gebühren anfallen.»

Die neuen Smartphone-Banken wie Revolut, TransferWise und Neon setzten hingegen in der Regel auf eine einzige Karte für alle Anwendungsfälle. «So können mit den Mastercard-Debitkarten von TransferWise und Neon im Gegensatz zu herkömmlichen Debitkarten (wie Maestro-Karten) auch Einkäufe im Internet getätigt werden.»

Was hat das für Folgen?

Moneyland-Geschäftsführer Benjamin Manz:

«Kurzfristig werden die Smartphone-Banken die klassischen Banken nicht in Bedrängnis bringen. Mittelfristig müssen Schweizer Banken aber aufpassen, dass sie den Anschluss nicht verlieren.»

Vor allem die hohen Fremdwährungsgebühren der klassischen Banken dürften immer stärker unter Druck geraten.

Bis die hiesigen Anbieter die Gebühren senken, liegt es an den Konsumenten. Sie bestimmen mit ihrem Portemonnaie, bzw. der Nutzung, wie schnell sich etwas ändert.

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88 Kommentare
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chicadeltren
22.07.2019 13:20registriert Dezember 2015
Keine Ahnung von wo die ihre Infos haben, aber ich kann bei Revolut alle Karten sperren und entsperren wie ich will. Auch die Limiten können jederzeit geändert werden. Für online-Einkäufe kann man sogar eine virtuelle Einwegkarte erstellen.
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Gipfeligeist
22.07.2019 12:56registriert Januar 2016
Bei UBS&CS steht der Kunde halt im Zentrum der Ausbeutung ;)
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wuantu
22.07.2019 12:43registriert März 2015
Zak und Revolut kombiniert ... tipptopp.
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