Im Internet mehren sich die Spekulationen zu Jack Ma, weil der Tech-Unternehmer nicht mehr öffentlich auftritt.
Jack Ma, 56-jährig, Gründer von Alibaba, ist einer der reichsten Männer auf dem Planeten. Auch im Westen hat der chinesische Tech-Unternehmer mit seinem Charisma und seinen munteren Auftritten viele Fans gewonnen. Am WEF in Davos war Ma gerngesehener Gast. Doch nun macht er sich rar – oder wurde er aus dem Verkehr gezogen?
Der Alibaba-Gründer erschien jedenfalls nicht wie geplant in der letzten Folge seiner eigenen Talentshow «Africa's Business Heroes», in der angehende afrikanische Jungunternehmer um eine Finanzspritze in Millionenhöhe buhlten.
Ma sollte Jurymitglied sein, wurde aber im Finale durch einen Alibaba-Manager ersetzt, berichtete der britische «Telegraph». Sein Bild sei von der Website entfernt worden.
Ein Alibaba-Sprecher sagt laut «Financial Times», dass Ma wegen eines «Terminkonflikts» nicht teilnehmen könne.
Chinese billionaire Jack Ma is missing after criticizing the Chinese government. Wow. This would be like the U.S. government kidnapping Jeff Bezos or Mark Zuckerberg to teach them a lesson. https://t.co/AREly0Ba7M
— Matt Stoller (@matthewstoller) January 4, 2021
Beim erneuten Lesen der Geschichten zum angeblichen Verschwinden von Jack Ma sei er sich nicht sicher, ob dieser tatsächlich vermisst werde, kommentierte nun der renommierte US-amerikanische Wirtschaftsexperte Matt Stoller via Twitter. Er vermutet, Ma könnte sich «aus politischen Gründen» aus der Öffentlichkeit zurückgezogen haben.
Fakt ist: Ma war Ende des vergangenen Jahres von den chinesischen Behörden einbestellt worden.
Sein Geschäftsimperium, die Ant Group, steht unter scharfer Beobachtung Pekings, spätestens seit er am 24. Oktober in Shanghai eine Rede hielt, in der er Chinas Regulierungssystem als «innovationshemmend» kritisierte. Zudem rief der Unternehmer zu globalen Finanzreformen auf.
Der chinesischen Führung warf Ma in seiner vielbeachteten Rede vor, mit einer «Pfandleihhaus-Mentalität» zu verhindern, dass Kleine Zugang zu günstigen Krediten erhielten.
Im Dezember 2020 berichteten Chinas Staatsmedien, dass die Behörden gegen Alibaba eine Untersuchung wegen möglicher Verstösse gegen das Wettbewerbsrecht einleiten.
Der Konzern stehe «im Verdacht monopolistischer Praktiken», hiess es seitens der Regierung. Die zuständige Behörde wollte laut Berichten zudem im Rahmen ihrer Aufsicht mit Ant, dem Finanzarm von Alibaba, «Gespräche führen».
Anfang November hatte Ant überraschend seinen Börsengang abgesagt. Hintergrund war Druck durch die chinesischen Aufsichtsbehörden. Mit einem Volumen von umgerechnet fast 30 Milliarden Franken sollte der Ant-Börsengang in Shanghai und in Hongkong der grösste aller Zeiten werden.
Zu Ant gehört Alipay, der führende Online-Bezahldienst in China. Gegen Alipay war vor Absage des Börsengangs Kritik aus dem staatlich kontrollierten Bankensektor laut geworden.
Laut unabhängiger internationaler Beobachter dürfte die chinesische Regierung Mas Geschäftsimperium als zu grosses Klumpenrisiko für das Finanzsystem erachten.
Ist dem Krokodil vom Jangtse, so der Spitzname von Jack Ma, ein Maulkorb verpasst worden? Sein neuester Tweet datiert jedenfalls vom 10. Oktober 2020. Mit jedem weiteren Tag, an dem er stumm bleibt, nehmen die Spekulationen zu.
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA
Die KP Chinas wirft jemandem monopolistische Praktiken vor.