Apple hat im zurückliegenden Geschäftsquartal trotz der Schwäche bei den iPhone-Verkäufen mehr Gewinn gemacht als von Analysten erwartet.
Der Konzern-Gewinn lag laut den am Mittwoch bekannt gegebenen Zahlen bei 13.7 Milliarden Dollar. Er fiel damit auch mehr als doppelt so hoch aus als der Gewinn, den Facebook in drei Monaten machte, es sind aber vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Apples Umsatz stieg hingegen um zwei Prozent auf 64 Milliarden Dollar.
Die Apple-Aktie legte daraufhin im nachbörslichen US-Handel um 2,95 Prozent auf 250,50 US-Dollar zu. Das ist laut Medienberichten ein neuer Rekordwert.
Apple startet diesen Freitag seinen Videostreaming-Dienst Apple TV+ und hat kürzlich das Games-Abo Arcade lanciert. Am Mittwoch startete der Verkauf der AirPods Pro.
Seit September ist die 2019er-Generation des iPhones im Handel, wobei das günstigste neue Modell, das iPhone 11, die wichtigsten neuen Kamera-Features bietet wie die teureren Pro-Modelle, das iPhone 11 Pro und das 11 Pro Max, aber zu einem vergleichsweise tiefen Preis (für Apple).
Das iPhone-Geschäft schrumpfte auch im abgelaufenen Vierteljahr – und zwar um gut neun Prozent auf 33,4 Milliarden Dollar.
Das iPhone machte zuletzt 52 Prozent des gesamten Apple-Geschäfts aus. Im Quartal davon war es noch etwas weniger gewesen – früher brachte das Smartphone oft rund zwei Drittel der Erlöse ein. Apple macht seit einiger Zeit keine Angaben zu Stückzahlen verkaufter iPhones mehr.
Anzumerken ist, dass sich die Verkäufe der 2019er-iPhones erst im laufenden Geschäftsquartal (Oktober, November, Dezember) so richtig niederschlagen werden.
Hauptverantwortlich dafür ist der Umsatz des Geschäftsereichs mit Apple Watch, AirPods, den HomePods-Lautsprechern und anderem Zubehör. Dieser stieg um satte 54 Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar. Bei den Dienste-Erlösen gab es ein Plus von 18 Prozent auf 12,5 Milliarden Dollar.
Damit scheint die Strategie des US-Unternehmens aufzugehen: Unter Apple-Chef Tim Cook wird versucht, die Abhängigkeit von den iPhone-Verkäufen zu verringern.
Ausgeglichen wurde das schwächelnde iPhone-Geschäft durch Zuwächse in anderen Geschäftsfeldern, insbesondere bei Serviceleistungen und Wearables, also am Körper getragenen Computersystemen, allen voran die Apple Watch. (Wobei der Konzern seit der Einführung der Uhr vor fünf Jahren keine konkreten Verkaufszahlen nennt.)
Laut Analysten dominiert Apple den Markt für Smartwatches weit vor Samsung und hat einen weltweiten Marktanteil von fast 50 Prozent. Aber auch die kabellosen Bluetooth-Ohrstöpsel, die AirPods, verkaufen sich sehr gut. Laut Apple sind es die meistverkauften Kopfhörer der Welt.
Zu den in der gleichen Geschäftszahlen-Kategorie zusammengefassten Dienstleistungen («Services») zählen unter anderem Musikdienste (Apple Music), Bankdienstleistungen (Apple Pay und Apple Card) und Software.
Hauptgrund ist laut Analysten das Apple-Ökosystem, wie die ARD-Wirtschaftsredation im September berichtete.
Der Konzern profitierte davon, dass schon viele potenzielle Smartwatch-Käufer andere Geräte aus dem Hause Apple besitzen wie iPhones oder iPads und diese sich untereinander perfekt verknüpfen ließen. Zudem biete Apple derzeit die nutzerfreundlichsten Geräte an, die die meisten Apps haben und eine wohlhabende Kundenbasis besitzen, die ihre iPhones gerne mit neuen Gadgets aufrüsten.
Besitzer von Android-Smartphones seien dagegen deutlich weniger oft Smartwatch-Nutzer. Das liege nicht nur daran, dass sie weniger wohlhabend seien als Apple-User, sondern erkläre sich vielmehr damit, dass es in der Android-Welt keine gemeinsame Software-Basis gebe.
Zudem biete die Apple Watch auch als besonders attraktiv geltende Gesundheits-Funktionen an. So verfüge die Uhr über Funktionen wie Schrittzähler, Herzfrequenzsensor und habe inzwischen sogar eingebaute EKG-Sensoren und Sturz-Warner, die automatische Notrufe auslösen können.
In China gelang es Apple inzwischen, das Geschäft wieder zu stabilisieren – der Umsatz ging zuletzt nur noch um gut zwei Prozent auf 11.1 Milliarden Dollar zurück.
Laut Apple-Chef Tim Cook erzielte der Konzern damit die bisher besten Umsatzzuwächse. Kunden und Fachleute «schwärmen von der neuen iPhone-Generation», sagte Cook. Zudem werde die Einführung von Apple TV+ «mit Spannung erwartet».
Der Umsatz bei den Mac-Verkäufen betrug 7 Milliarden Dollar, was einem Umsatzrückgang von annähernd 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht.
Mit den iPads wurde ein Umsatz von 4,7 Milliarden erzielt, das entspricht einem Plus von 17 Prozent. Das Umsatzwachsum sei vor allem auf das iPad Pro zurückzuführen.
Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft im nächsten Quartal sei der Konzern «sehr optimistisch», sagte der Apple-Chef.
Ins Weihnachtsgeschäft geht Apple nun unter anderem mit neuen iPhone-Modellen mit deutlich verbesserter Kamera, sowie einer aufgefrischten Uhr (Apple Watch Series 5) und massiv verbesserten AirPods («Pro»-Serie).
Das Weihnachtsgeschäft ist die mit Abstand wichtigste Zeit für den iPhone-Konzern. Dabei werden Geräte wie die Computer-Uhr Apple Watch und die AirPods-Ohrhörer sowie das Geschäft mit Abo-Diensten immer wichtiger. In den USA sollen verstärkt Ratenkäufe das iPhone-Geschäft ankurbeln: Nutzer der hauseigenen Kreditkarte Apple Card sollen bald den Erwerb eines Smartphones zinsfrei über 24 Monate strecken können.
Für das angebrochene Quartal prognostizierte Apple am Mittwoch einen Umsatz-Zuwachs auf 85.5 bis 89.5 Milliarden Dollar. Im Vorjahresquartal hatte ein Einbruch im China-Geschäft noch für einen Rückgang auf 84.3 Milliarden Dollar gesorgt.
Für den Analysten Tony Sacconaghi von der Finanzfirma Bernstein ging die Umsatzprognose für das Weihnachtsquartal deshalb nicht weit genug. Apple verwies unter anderem auf Gegenwind durch ungünstige Währungskurse sowie den positiven Effekt im Vorjahr durch den Start eines neuen Modells des Macbook Air.
(dsc/sda/afp/dpa)