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Der Erfolg macht Apple das Leben nicht nur leichter

Ein Apfel mit zwölf Nullen: Der Erfolg macht Apple das Leben nicht nur leichter

Apple ist erstmals zwei Billionen US-Dollar wert. Doch der Widerstand gegen die IT-Riesen wächst auch in den USA.
21.08.2020, 06:1521.08.2020, 06:16
Raffael Schuppisser / ch media
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Der Technologiekonzern Apple hat am Mittwoch Geschichte ­geschrieben: Als erstes US-­Unternehmen hat er eine ­Marktkapitalisierung von über zwei Billionen Dollar erreicht, das sind 2000 Milliarden Dollar. Eine Zwei gefolgt von zwölf Nullen – ausgeschrieben: 2000000000000 Dollar. Innert nur zweier Jahre hat Apple damit seinen Marktwert verdoppelt.

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Der US-Konzern Apple ist derzeit das wertvollste Unternehmen der Welt. Bild: keystone

Apple ist auch seinen Rivalen davongeeilt. Amazon wies gestern Morgen eine Marktkapitalisierung von 1.63 Billionen US-Dollar aus, Microsoft ist an der Börse derzeit 1.59 Billionen Dollar wert. Die Google-Mutter Alphabet kommt auf 1.05 Billionen Dollar. Zum Vergleich: Das an der Börse wertvollste Schweizer Unternehmen, der Nahrungsmittelriese Nestlé, kommt derzeit auf eine Kapitalisierung von 318 Milliarden US-Dollar – weniger als ein Sechstel des Apple-Werts.

Die Techfirmen profitieren vom Homeoffice-Boom

Apple ist nicht die erste Firma, welche die Zwei-Billionen-Dollar-Grenze knackt. Das war letztes Jahr schon dem saudi-arabischen Ölkonzern Aramco gelungen. Doch diese Bewertung kam bei einem Börsengang zu ­Stande, bei dem Saudi-Arabien lediglich ein bis zwei Prozent der Aktien verkaufte. Sie war dementsprechend weniger breit ­abgestützt. Mittlerweile ist der Ölförderer wieder deutlich weniger wert.

Apple und andere grosse Techfirmen hingegen konnte von der Krise der letzten Monate profitieren. Während viele Firmen ums Überleben kämpfen, Massenkündigungen aussprechen oder gar Konkurs gehen, gehören sie zu den Gewinnern.

Apple profitiere vom Homeoffice-Trend, sagt Analyst Dan Morgan vom Vermögensverwalter Synovus zum «Handelsblatt». Das stütze die iPad- und iPhone-Verkäufe. Noch dieses Jahr will Apple eine neue Generation von iPhones auf den Markt bringen. Sie könnten schon im November in den Handel kommen.

Den Erfolg verdanken die IT-Riesen aber auch ihren Quasi-Monopolstellungen. Das liegt auch an den Netzwerkeffekten: Wer die beste Suchmaschine, den grössten Onlinestore oder das soziale Netzwerk mit den meisten Nutzern besitzt, dominiert den gesamten Markt.

Es herrscht Transparenz: Stets lässt sich akkurat vergleichen, wer der Beste ist. Es kann deshalb über kurz oder lang jeweils nur einen Sieger geben – oder maximal zwei Anbieter, die ähnlich gross sind.

Doch die Widerstände gegen die Monopole werden grösser. Nicht nur in Europa, wo die EU juristisch und politisch gegen die amerikanischen Techriesen vorgeht und teils auf deren Zerschlagung hinarbeitet. Auch in den USA selbst werden die Unternehmen angegangen.

Kommt es zur Rebellion der App-Entwickler?

Letzte Woche wagte es die Firma Epic, Hersteller des populären Computerspiels «Fortnite», den Riesen Apple und Google die Stirn zu bieten.

Das Game-Studio bot seinen Nutzern die Möglichkeit, Game-Inhalte über ein eigenes Bezahlsystem billiger zu kaufen als über die App-Stores von Apple und Google. Diese verdienen bei jedem In-App-Kauf mit 30 Prozent mit, was viele App-Anbieter überrissen finden.

Sowohl Apple als auch Google verbannten «Fortnite» von ihren Plattformen, worauf Epic prompt mit einer 60-seitigen juristischen Klage reagierte. Das Vorgehen könnte Schule machen und zu einer Rebellion der App-Entwickler führen. In den US-Medien ist die Rede von einem «epic battle», einer epischen Schlacht.

Zuvor hatte schon Spotify Beschwerde gegen Apple eingereicht, weil der Konzern seine Marktmacht missbrauche. In der EU startete bereits ein Kartellverfahren gegen Apple, in den USA läuft eine Voruntersuchung.

Für Apple könnte das gefährlich werden, denn auch in den USA werden die Geschäftsmodelle der Techgiganten allmählich kritischer hinterfragt. Jüngst mussten das die Fahrdienste Uber und Lyft zur Kenntnis nehmen. Just in Kalifornien, der Geburtsstätte fast aller US-Techfirmen, entschied ein Gericht, dass die Unternehmen ihre Fahrer künftig als Angestellte behandeln und folglich für sie Sozialabgaben zahlen müssen.

Die Techfirmen schaffen ihren eigenen Markt

Uber und Lyft haben auf den Strassen eine ähnliche Stellung wie Apple und Google mit ihren Betriebssystemen und App-Stores auf den Smartphones. Dagegen gibt es vermehrt Widerstand. Schliesslich dominieren die grossen Techfirmen nicht bloss einen Markt. Sie schaffen mit ihren Plattformen einen eigenen, abgeschlossenen Markt: sei es einen Store für Software auf den Smartphones oder ein System für Fahrer-Vermittler auf den Strassen.

Auf diese Weise kommen die exorbitanten Werte der Firmen zu Stande. Die nächste Firma, die an der Zwei-Billionen-Dollar-Grenze kratzt, dürfte denn auch mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder eine IT-Firma sein.

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Frankygoes
21.08.2020 06:28registriert März 2019
Na dann können sie ja jetzt mal anfangen, Steuern zu zahlen..
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