Zwei Tage vor seinem Präsidenten hat Finanzminister Steve Mnuchin in Davos für Aufsehen gesorgt, wenn auch nur in der relativ geschlossenen Finanzgemeinde. «Ein schwacher Dollar ist gut für uns, er eröffnet uns neue Handelschancen», erklärte er zur allgemeinen Verblüffung.
Selbst das «Wall Street Journal» war konsterniert. «Was für ein Spektakel», kommentiert das Blatt. «Der Mann, dessen Unterschrift die Dollarnote ziert, erklärt der Welt, er wünsche, dass sie weniger wert sei.»
Nicht nur das Verhalten des US-Finanzministers ist ungewöhnlich. Der Kursverlauf des Greenback lässt die Ökonomen derzeit rätseln. Im ersten Jahr der Ära Trump hat er gegenüber den wichtigsten Währungen rund acht Prozent an Wert verloren. Das widerspricht so ziemlich allen Gesetzmässigkeiten der Ökonomie.
Nochmals das «Wall Street Journal»: «Mnuchins Kommentare sind umso erstaunlicher, als man erwarten sollte, dass sich die Regierung in einem Hoch befindet. Die US-Wirtschaft wächst schneller als in den letzten zwölf Jahren und die Steuerreform hat das Vertrauen weiter gestärkt. (…) Warum versaut man all dies und imitiert die Wirtschaftspolitik von Argentinien?»
Die Antwort auf diese Frage beschäftigt gleichermassen die Investoren und ihre Analysten, denn auch finanztechnisch gesehen macht die Kursentwicklung des Dollars keinen Sinn. Die Leitzinsen und die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen steigen, die Differenz der effektiven Verzinsung gegenüber Europa nimmt zu. «Das sollte geradewegs bedeuten, dass der Dollar steigt und die amerikanischen Aktien sinken. Das Gegenteil ist der Fall», stellt John Authers in der «Financial Times» fest.
Weil rationale Erklärungen fehlen, schiessen die Spekulationen ins Kraut. Eine davon lautet: Die hohe Staatsverschuldung der USA wird den Zinserhöhungen bald ein Ende setzen, das Zeitalter der so genannten «finanziellen Repression» ist nicht vorbei. Darunter versteht man das Phänomen, dass die Zentralbank die Zinssätze künstlich tief hält, damit der Staat seine Schulden noch bedienen kann.
Steve Mnuchin ist Banker, nicht Ökonom. Das «Wall Street Journal» vermutet daher Naivität als Grund. Eine künstlich tief gehaltene Währung ermögliche zwar kurzfristige Erfolge, erfordere langfristig jedoch einen hohen Preis, so das Blatt. «Langfristig ist es jedoch ein Spiel für Deppen.»
Die Devisenmärkte haben auf die Aussagen des US-Finanzministers sofort mit einer weiteren Abwertung des Greenback und mit einem höheren Goldpreis geantwortet. John Authers vermutet daher, Mnuchin habe nicht naiv, sondern in böswilliger Absicht gesprochen. «Man kann dies als erstes Säbelrasseln betrachten, mit dem die Vereinigten Staaten den Rest der Welt dazu bringen wollen, mehr Protektionismus zu akzeptieren», stellt er fest.
Die ersten Strafzölle auf Solarpanels und Waschmaschinen hat Trump bereits ausgesprochen. Weitere sind zu erwarten, etwa auf Aluminium. Jetzt muss sich die Welt noch auf eine «Beggar-thy-neighbour»-Währungspolitik (künstliche Abwertung der eigenen Währung) einstellen. Das kann heiter werden.