International
China

China räumt Konsulat in Houston – diplomatischer Streit eskaliert

USA dringen in Konsulat in Houston ein – diplomatischer Streit eskaliert

25.07.2020, 09:3625.07.2020, 14:21
Mehr «International»

Drei Tage nach der angeordneten Schliessung des Konsulats in Houston haben chinesische Diplomaten die Vertretung in der texanischen Metropole geräumt. «Wir können bestätigen, dass das Generalkonsulat der Volksrepublik China in Houston geschlossen ist», sagte ein Sprecher des US-Aussenministeriums zur Deutschen Presse-Agentur.

Federal officials and a locksmith work on a door to make entry into the vacated Consulate General of China building Friday, July 24, 2020, in Houston. On Tuesday, the U.S. ordered the Houston consulat ...
US-Behördenvertreter verschaffen sich Zutritt zum Konsulat.Bild: keystone

US-Medien berichteten, nach dem Abzug der Diplomaten seien US-Behördenvertreter in das Gebäude eingedrungen. Die US-Regierung hatte die Schliessung des Konsulats am Dienstag angeordnet. Als Vergeltung verfügte die kommunistische Führung in Peking, dass das US-Konsulat in Chengdu im Südwesten des Landes geschlossen werden muss.

Mehrere schwarze Geländewagen, Lieferwagen und Laster seien inzwischen auf das Grundstück des Konsulats gefahren, schrieb der Sender CNN am späten Freitagabend (Ortszeit). Unter den Fahrzeugen sei auch der Transporter eines Schlüsseldienstes gewesen. Agenten hätten sich den Zutritt zum Konsulat verschafft, so CNN. Vor dem Konsulat verfolgten Beobachter und Fernsehkameras das Geschehen, hiess es weiter.

Die US-Regierung hatte die Schliessung des Konsulats am Dienstag angeordnet. Als Vergeltung verfügte die kommunistische Führung in Peking, dass das US-Konsulat in Chengdu im Südwesten des Landes geschlossen werden muss.

US-Aussenminister Mike Pompeo hatte das chinesische Konsulat in Houston ein «Drehkreuz der Spionage und des Diebstahls geistigen Eigentums» genannt. Es müsse geschlossen werden, um das amerikanische Volk zu schützen. Ein Beamter des US-Aussenministeriums sagte am Freitag, die Schliessung sei Teil von «bewussten Bemühungen», die Beziehung zu China auf eine «solide Grundlage» zu stellen. Durch die Schliessung der Konsulate müssen Dutzende Diplomaten beider Seiten zurück in ihre Heimat.

China hatte die USA erfolglos aufgefordert, die Schliessung des Konsulats in Houston rückgängig zu machen, damit die bilateralen Beziehungen zur Normalität zurückkehren könnten. Das Aussenministerium in Peking teilte mit, dass dem US-Konsulat in Chengdu die Lizenz zum Betrieb entzogen worden sei. Das sei eine «legitime und notwendige Reaktion auf die unvernünftigen Handlungen der USA». Schuld habe allein die Regierung von US-Präsident Donald Trump. «Die Verantwortung liegt vollständig bei den Vereinigten Staaten.»

epa08564464 People load bags into a U-Haul truck outside the China Consulate General building on Montrose Blvd. in Houston, Texas, USA, 24 July 2020. The US Government ordered the closure of the consu ...
Das chinesische Konsulat in Houston wird geräumt.Bild: keystone

Die angeordneten Schliessungen verschärfen die Spannungen zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften. Die Grossmächte liegen schon wegen Chinas Umgang mit dem Ausbruch des Coronavirus, der Handelspolitik und dem harten chinesischen Vorgehen in Hongkong und in Xinjiang im Streit liegen. Das Verhältnis ist aus chinesischer Sicht so schlecht wie seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1979 nicht mehr.

Pompeo hatte betont, nach der Wiener Konvention hätten Diplomaten die Gesetze und Vorschriften des jeweiligen Gastlandes zu respektieren. Auch hätten sie die Pflicht, «sich nicht in innere Angelegenheiten des Staates einzumischen». China wies die Anschuldigungen erneut zurück.

Peking unterstellte nun dem Konsulatspersonal in Chengdu, spioniert zu haben. «Einige Mitarbeiter des US-Generalkonsulats haben Aktivitäten durchgeführt, die nicht mit ihrer Identität übereinstimmen, sich in Chinas innere Angelegenheiten eingemischt und Chinas Sicherheitsinteressen geschadet», erklärte Aussenamtssprecher Wang Wenbin. Hu Xijin, Chefredakteur der einflussreichen Parteizeitung «Global Times» schrieb auf Twitter, dass die USA seines Wissens 72 Stunden Zeit haben, um das Konsulat zu schliessen. Das wäre Montagmorgen.

Ein Beamter des US-Justizministeriums sagte am Freitag, die Wahl sei nicht zufällig auf Houston gefallen. «Bösartige Aktivitäten» und geheimdienstliche Aktivitäten hätten dort zugenommen. «An einem gewissen Punkt sagt man: Genug ist genug». Ein Geheimdienstbeamter fügte hinzu: «Es ist einfach zu gross geworden, als dass man es ignorieren könnte.»

Pompeo hatte am Donnerstag in einer Grundsatzrede zu den amerikanisch-chinesischen Beziehungen die Tonlage gegenüber Peking verschärft. Er warf China vor, Angehörige muslimischer Minderheiten in «Konzentrationslagern» in der Region Xinjiang zu internieren. Der Minister hatte bislang meist den Begriff «Internierungslager» verwendet, um die Lager zu beschreiben, in denen nach amerikanischen Schätzungen eine Million Menschen inhaftiert sind.

Pompeo rief die US-Verbündeten auf, gemeinsam gegen China vorzugehen. «Vielleicht ist es an der Zeit für eine neue Gruppierung gleichgesinnter Nationen», sagte Pompeo. «Wir können diese Herausforderung nicht alleine bewältigen.» Er nannte die Vereinten Nationen, die Nato, die G7- und G20-Staaten und ihre «gemeinsame wirtschaftliche, diplomatische und militärische Macht». Trumps Regierung hat allerdings in der Vergangenheit nicht dazu beigetragen, die internationalen Zusammenschlüsse zu stärken. (meg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Weil Glück nie schadet, 25 besonders weise Glückskeks-Zitate
1 / 27
Weil Glück nie schadet, 25 besonders weise Glückskeks-Zitate
«Du bist dabei, um $8.95 ärmer zu werden. ($6.95, wenn du das Buffet hattest.)» bild: imgur

Auf Facebook teilenAuf X teilen
Mai 2019 – 4000 chinesische Touristen klappern Luzern ab
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
68 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
TanookiStormtrooper
25.07.2020 11:38registriert August 2015
"Drehkreuz für Spionage" da kennen sich die Amis ja sehr gut aus. Vielleicht sollten wir das US-Konsulat in Genf aus denselben Gründen schliessen. 🤷‍♂️
36129
Melden
Zum Kommentar
avatar
bebby
25.07.2020 09:51registriert Februar 2014
Wieso habe ich nur das Gefühl, dass die US Regierung einen Krieg mit China provozieren will?
Selbst im kalten Krieg mit der Sowietunion hat sich nie ein Aussenminister auf diesem Niveau geäussert.
29547
Melden
Zum Kommentar
avatar
dmark
25.07.2020 13:00registriert Juli 2016
In gewisser Weise sind die VSA nicht gerade unschuldig an dieser Entwicklung. Sie haben doch fast ihre gesamte Wirtschaftsproduktion in den Achtzigern nach China ausgelagert, ihr Wissen und Arbeitsplätze dorthin verfrachtet - weil billig, kaum Arbeits- und Umweltschutz, mehr Gewinne und so...
Kaum ein technisches Gerät (und sonstiger Kleinkram) kommt heutzutage nicht irgendwie aus China.
D.h. Amerika und etwas später auch Europa haben China doch erst gross gemacht und regelrecht zu einer Weltmacht aufgebaut. Das war doch abzusehen.

Jetzt aber jammern.
21412
Melden
Zum Kommentar
68
Heikle Berichte «beseitigen»: Zeuge belastet Trump vor Gericht schwer

Ein zentraler Zeuge im Prozess gegen Donald Trump um Schweigegeld für eine Pornodarstellerin hat bestätigt, dass er dem früheren US-Präsidenten vor der US-Wahl 2016 bei der Beseitigung unliebsamer Geschichten geholfen hat. Der ehemalige Herausgeber des Trump-nahen Boulevardblattes «National Enquirer», David Pecker, sagte am Dienstag vor Gericht in New York, er habe Mitte August 2015 an einem Treffen mit Trump und dessen Anwalt Michael Cohen teilgenommen.

Zur Story