Alexander Shulepov hat als Arzt für eine Ambulanz-Einheit in der Woronesch-Region im westlichen Russland gearbeitet. Am 22. April klagte er in einem Video die Arbeitsbedingungen vor Ort und den Mangel an medizinischer Ausrüstung an. Er berichtete auch, dass er trotz positivem Covid-19-Testergebnis weiterarbeiten musste.
Zehn Tage später fiel der Mann aus einem Fenster des Krankenhauses. Wie Buzzfeed – gestützt auf lokale Medien – berichtet, war dies der dritte mysteriöse Sturz einer Ärztin bzw. eines Arztes aus einem Fenster innerhalb von zehn Tagen. Alle drei Fachkräfte behandelten Corona-Patienten.
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Im Gegensatz zu seinen beiden Berufskolleginnen überlebte Shulepov den Sturz aus dem zweiten Stockwerk. Der 37-jährige Arzt hat einen Schädelbruch erlitten und befindet sich zurzeit in kritischem Gesundheitszustand.
Viele Russinnen und Russen begegnen den rätselhaften Umständen des Vorfalls mit Misstrauen: In den letzten Jahren kam es immer wieder zu tödlichen Stürzen von Personen, die sich kritisch über die russische Regierung geäussert hatten. Darunter auch mehrere investigative Medienschaffende, die über politische Korruption und Kriminalität berichteten.
Shulepovs Arbeitskollege und Vorsitzender der regionalen Corona-Arbeitsgruppe Alexander Kosyakin bestätigte am Wochenende, dass Shulepov aus einem Fenster des Novousmansky-Bezirksspitals gefallen war, in dem dieser gearbeitet hatte und gegen Covid-19 behandelt worden war.
Kosyakin ist zusammen mit Shulepov im Video zu sehen. Shulepov wurde am 22. April nach einem positiven Testergebnis selbst hospitalisiert, und kurz darauf wieder entlassen zum Weiterarbeiten, nachdem der jüngste Test negativ ausgefallen war. «Der Chefarzt zwingt uns zu arbeiten. Was sollen wir in dieser Situation tun?», fragt Shulepov im Video.
Wenige Tage später zog Shulepov seine Aussagen in einem erneuten Video zurück. Er habe sich in einem emotionalen Zustand befunden, erklärt er gemäss Buzzfeed seine Äusserungen.
Am 25. April stürzte die Chefärztin Yelena Nepomnyashchaya aus dem fünften Stock eines Spitals in der sibirischen Stadt Krasnoyarsk. Sie verstarb noch vor Ort. Gemäss der Moscow Times wehrte sich die Ärztin gegen das Vorhaben, ein Gebäude des Krankenhauses für Covid-19-Fälle zu öffnen. Sie kritisierte demnach die fehlende Schutzausrüstung für sich und ihr Personal.
Einen Tag zuvor, am 24. April, starb Natalya Lebedeva nach einem Sturz aus einem Krankenhausfenster in der Nähe von Moskau. Die 48-jährige Chefärztin befand sich selbst in Behandlung, nachdem sie sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatte. Gerüchte über einen möglichen Suizid wurden von der örtlichen Polizei nicht bestätigt.
Gemäss worldometers verzeichnet Russland 155'370 bestätigte Corona-Fälle, 1451 Menschen starben in Zusammenhang mit Covid-19. (adi)