International
Coronavirus

Coronavirus: Deutsche Journalisten sind nach Wuhan in China gereist

Deutsche Journalisten sind nach Wuhan gereist – was sie berichten, ist nicht erfreulich

04.04.2020, 11:4404.04.2020, 15:41
Mehr «International»

Noch immer darf niemand Wuhan verlassen. Doch seit wenigen Tagen darf man wieder in die chinesische Metropole reisen. Wuhan gilt als Ursprung des Coronavirus und war nach dem Ausbruch von den Behörden komplett isoliert worden. Nun, gut acht Wochen nach der Quarantäne, sind zwei deutsche Korrespondenten in Wuhan angekommen und berichten aus dem Ort.

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

ZDF-Korrespondent Ulf Röller spricht von einer «bizarren Atmosphäre», die in der Stadt herrsche. Die Strassen seien leer, es habe kaum Menschen auf der Strasse, alles wirke geisterhaft.

Röller fuhr mit dem Zug nach Wuhan. Bei der Ankunft am Bahnhof sei er als erstes abgesprüht und desinfiziert worden, sagte er dem «heute»-Magazin des ZDF. Danach sei er zu einem Sicherheitscheck geführt worden, wo er sein Handy und seinen Pass abgeben musste.

Damit hätten die chinesischen Einwanderungsbehörden ein Bewegungsprofil von ihm erstellt, das zeigt, wo er sich in den letzten Tagen und Wochen aufgehalten habe. So haben die Beamte erfahren, dass Röller Peking die letzten 14 Tage nicht verlassen hatte – zu seinem Vorteil. Wäre er aus Deutschland eingereist, hätten ihn die Chinesen nicht ins Land gelassen, «weil China ganz klar davon ausgeht, dass das Virus jetzt aus dem Ausland kommt», so Röller.

Auch «Spiegel»-Korrespondent Bernhard Zand reiste per Hochgeschwindigkeitszug von Peking nach Wuhan. Schon im Zug lief das Zugpersonal mit Fiebermessern durch die Reihen und mass jedem Passagier die Körpertemperatur.

«Wuhan ist eine Stadt in Trauer, in grosser Düsternis», sagt Zand. Und Besserung ist derzeit nicht in Sicht. Denn die Einwohner der Millionenmetropole sind erneut dazu angehalten worden, in den eigenen Häusern zu bleiben. «Die Regierung hat die Menschen aufgefordert, durchzuhalten und mindestens bis zum 8. April vorsichtig zu sein und nicht hinauszugehen», sagt Zand. Für eine Bevölkerung, die bereits seit Wochen total abgeriegelt lebt, keine einfache Situation.

Grund für die erneute Aufforderung der Behörden ist die grosse Angst vor der zweiten Infektionswelle. Obwohl die von den Chinesen kommunizierte Zahl der neuen Infektionsfälle in Wuhan seit Februar deutlich zurück ging, schätzen die Behörden das Risiko eines Rückfalls nach wie vor als hoch ein. Denn in China beherrscht derzeit ein weiteres Problem die Diskussion, sagt ZDF-Korrespondent Ulf Röller: Offenbar ist die Zahl jener, die mit dem Virus infiziert sind, aber keinerlei Symptome zeigen, sehr hoch. Das heisst, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist und das mache «grosse, grosse Sorgen».

Die Lage vor Ort hatte sich zuletzt entspannt, die strengen Reisebeschränkungen wurden bereits Ende März aufgehoben. Zehntausende kehrten nach Wiederaufnahme der Zugverbindungen zurück in die Millionenstadt Wuhan. Bis zum 8. April ist allerdings nur die Einreise nach Wuhan erlaubt. Erst danach können Chinesen die Stadt mit mehr als zehn Millionen Einwohnern auch wieder verlassen. (meg)

Sars-Cov-2, Covid-19, Coronavirus – die wichtigsten Begriffe
Coronaviren sind eine Virusfamilie, die bei verschiedenen Wirbeltieren wie Säugetieren, Vögeln und Fischen sehr unterschiedliche Erkrankungen verursachen.

Sars-Cov-2 ist ein neues Coronavirus, das im Januar 2020 in der chinesischen Stadt Wuhan identifiziert wurde. Zu Beginn trug es auch die Namen 2019-nCoV, neuartiges Coronavirus 2019 sowie Wuhan-Coronavirus.

Covid-19 ist die Atemwegserkrankung, die durch eine Infektion mit Sars-Cov-2 verursacht werden kann. Die Zahl 19 bezieht sich auf den Dezember 2019, in dem die Krankheit erstmals diagnostiziert wurde.

Die wichtigsten Fakten zum Coronavirus: Symptome, Übertragung, Schutz.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So kam das Coronavirus in die Schweiz – eine Chronologie
1 / 59
Das Coronavirus in der Schweiz – eine Chronologie
31. Dezember 2019: Erste Meldungen über eine mysteriöse Lungenkrankheit, die in der zentralchinesischen Metropole Wuhan ausgebrochen ist, werden publiziert. 27 Erkrankte sind identifiziert.
quelle: keystone
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Coronavirus – Städte in Wuhan praktisch abgeschottet
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Graf Zacharias von Zitzewitz
04.04.2020 11:51registriert August 2019
"Kehrt das Virus zurück?"

War das Virus denn jemals weg? Just sayin'.
60012
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ohniznachtisbett
04.04.2020 12:38registriert August 2016
Die hohe Dunkelziffer ist doch eher gut als schlecht. Jeder der es gehabt hat - mit oder ohne Symptome - ist immun und trägt zur Herdenimmunität bei. Je mehr Menschen es also hatten, desto kleiner ist die Gefahr der 2. Welle.
554180
Melden
Zum Kommentar
avatar
hemster (eidg. dipl. Rechtschreibfehler)
04.04.2020 13:40registriert Januar 2016
prüft dort lieber mal die krematorien etc.

es war leider nur sehr kurz in den sozialen medien zu sehen, aber nach der lockerung der quarantäne in china haben gigantische menschenmassen die krematorien aufgesucht. so ala "wir haben ja nur 3000 tote zu beklagen".

ich bin überhaupt kein verschwörungstheretiker, aber die zahlen aus china stimmen doch hinten und vorne nicht.
21720
Melden
Zum Kommentar
58
Kennedy-Familie unterstützt Biden im Wahlkampf – und nicht parteilosen Robert F. Kennedy

Die Familie des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy stellt sich im US-Wahlkampf mehrheitlich hinter den Demokraten Joe Biden. «Wir wollen klar und deutlich machen, dass der beste Weg für Amerika darin besteht, Joe Biden und Kamala Harris für vier weitere Jahre wiederzuwählen», sagte Kerry Kennedy, Nichte des demokratischen Ex-Präsidenten, am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung Bidens in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der öffentliche Beistand ist nicht selbstverständlich: Kerry Kennedys Bruder, Robert F. Kennedy Jr., ist als parteiloser Kandidat ebenfalls als Präsidentschaftsbewerber im Rennen.

Zur Story