Wer mit Apple Maps auf seinem Smartphone den Weg in einen Shop sucht, füttert automatisch Apples Datenbank mit Bewegungsdaten. Diese wurden kürzlich – in anonymisierter Form – auf der Webseite von Apple veröffentlicht.
Für die meisten Länder und sogar für einige Grossstädte sind die Bewegungsdaten abrufbar. Allerdings sind keine konkreten Distanzen in Kilometern ablesbar, sondern nur die Abweichung in Prozent zu einem «normalen» Tag vor der Coronazeit – im Falle von Apples Datensatz ist das der Montag, 13. Januar 2020.
Ist also für ein Land ein Wert von 60 Prozent angegeben, kann das bedeuten, dass sich nur noch knapp zwei Drittel nach draussen begeben haben und ein Drittel zuhause blieb – oder dass alle Einwohner des Landes ihre Aktivitäten eingeschränkt haben und im Schnitt somit nur noch knapp zwei Drittel der normalen Strecke für Freizeit, Arbeitsweg und Co. zurück gelegt haben.
Werfen wir zuerst einen Blick auf die Schweiz. Die Angaben von Apple decken sich im Grossen und Ganzen mit den Erhebungen vom Kanton Zürich, die wir auf watson mehrfach verfolgt haben.
Bereits am Wochenende vor dem offiziellen Lockdown blieben Herr und Frau Schweizer vermehrt zu Hause. Ab dem 17. März waren dann die meisten Geschäfte, Kinos und Co. geschlossen – ab da sackten die Bewegungsdaten in den Keller.
Gegen Ende März bewegte man sich in der Schweiz nur noch rund ein Drittel so stark wie am Referenztag im Januar. Inzwischen scheint die Bevölkerung in unserem Land aber etwas «lockdownmüde» zu sein: Der Trend zeigt klar nach oben, obwohl bis zum heutigen Tag noch keine Lockerungen vom Bundesrat in Kraft traten.
Ein ähnliches Phänomen wie in der Schweiz ist auch in Deutschland zu beobachten – allerdings sind dort bereits erste Lockerungen in Kraft getreten. Seit Montag (und von diesem Tag stammen die aktuellsten Zahlen von Apple) sind kleinere Geschäfte in Deutschland wieder geöffnet.
Etwas zurückhaltender sind die Österreicher, obwohl auch bei Ihnen einige Geschäfte wieder offen sind. Keinen Schritt in Richtung Normalität machen die Franzosen und Italiener. In beiden Ländern bewegen sich die Leute nur rund einen Viertel so viel wie im Januar.
Wer hat sich seit Anfang März am meisten eingeschränkt? Vergleichen wir die Bewegungsradien der Fussgänger aller von Apple untersuchten Länder, sticht ein Land heraus: Japan.
Die Japaner haben sich seit dem 1. März 2020 im Schnitt sogar mehr bewegt als am Referenztag Mitte Januar. Allerdings wurde dort auch erst vor gut zwei Wochen der Notstand ausgerufen – seither schränkten die Japaner ihren Bewegungsradius auch deutlich ein. Ihr Tagesschnitt in Bezug auf die Bewegung dürfte also in Kürze fallen.
Ähnliches ist zurzeit in Russland zu erkennen: Erst seit Anfang April sind Einwohner weniger unterwegs. Obwohl das Coronavirus vorher schon seit Wochen weltweit Thema Nummer Eins war, hat Apple kaum weniger Bewegungen in Russland aufgezeichnet.
Anders ist es in Taiwan: Hier blieben die Bewohner auch in den letzten Tagen kaum vermehrt Zuhause. In der langfristigen Tendenz bewegen sich die Leute zwar leicht weniger – insbesondere an Wochenenden steigen die Zahlen aber fast wieder auf die Vergleichswerte vom Januar.
Und auch in Schweden, das mit seiner «Durchseuchungs»-Strategie einen Sonderfall darstellt, zeigen die Bewegungsdaten nur einen vergleichsmässig kleinen Rückgang. In den letzten Tagen bewegten sich die Schweden etwa zwei Drittel so stark, wie noch im Januar.
Seit dem 1. März 2020 ist das Leben auf den Strassen Spaniens nicht wiederzuerkennen. Und das widerspiegelt sich auch in den Zahlen von Apple. Die Bewegungsdaten sind um rund 90% eingebrochen im Vergleich zum Referenztag Mitte Januar. Das kommt nicht von ungefähr: Spanien ist von der Pandemie stark betroffen, das öffentliche Leben extrem stark eingeschränkt.
Auch die beiden Nachbarländer Portugal und Marokko bewegen sich in einem ähnlichen Rahmen. Das bereits erwähnte Italien, das vom Coronavirus sehr stark betroffen war, steht ebenfalls nach wie vor still. Obwohl der Lockdown dort verhältnismässig früh verhängt wurde, zeigt die Bewegungs-Kurve noch immer nicht nach oben. Die Italiener bleiben noch immer zu Hause – obwohl sie schon seit Wochen in ihre Häuser verbannt sind.