Ermittler gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie sind im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen auf eine neue Dimension gestossen. Im sogenannten Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach stiessen sie auf Spuren von mehr als 30'000 Verdächtigen.
Wie Nordrhein-Westfalens Justizminister Peter Biesenbach am Montag in Düsseldorf mitteilte, geht es dabei nicht nur um die Verbreitung und den Besitz von Kinderpornografie, sondern auch um schweren Kindesmissbrauch.
Es handele sich um internationale pädokriminelle Netzwerke mit Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum. In Gruppenchats mit Tausenden Nutzern und in Messengerdiensten gingen die Täter wie selbstverständlich mit ihren Missbrauchstaten um, heizten sich an und gäben sich Tipps, etwa, welche Beruhigungsmittel man Kindern am besten verabreiche, um sie sexuell zu misshandeln.
Es handele sich um eine «neue Dimension des Tatgeschehens», sagte der Justizminister und bekannte: Ihm sei «speiübel geworden». «Wir müssen erkennen, dass Kindesmissbrauch im Netz weiter verbreitet ist, als wir bisher angenommen haben.»
#NRW-Justizminister Biesenbach in #LPKNRW:
— Ministerium der Justiz NRW (@JM_NRW) June 29, 2020
"ZAC NRW ermittelt allein in dem Komplex #Kindesmissbrauch EK Berg in Bergisch Gladbach gegen 30.000 (!) unbekannte Tatverdächtige. Wir wollen Täter und Unterstützer von Kindesmissbrauch aus der Anonymität des Internets herauszerren." pic.twitter.com/QGzgwZtv5Q
«Wer zögert, wird von den anderen ermutigt und bedrängt, seine Absichten in die Tat umzusetzen», berichtete Biesenbach. In diesen Chats würden auch Verabredungen zum Missbrauch mehrerer Täter an einem Kind getroffen.
Die Selbstverständlichkeit der Kommunikation über die Taten sei «in höchstem Masse irritierend» und «zutiefst verstörend», so der Justizminister. Es sei zu befürchten, dass in einer solchen Atmosphäre die Hemmschwellen sinken und auch solche Männer Missbrauchstaten begingen, die ohne entsprechendes Umfeld davor zurückgeschreckt wären.
Eine eigene «Task Force» von Cyber-Ermittlern werde am Mittwoch die Arbeit aufnehmen. Sechs Staatsanwälte würden sich dann unter grossem Zeitdruck zuerst um die Fälle bemühen, bei denen davon auszugehen ist, dass der Missbrauch von Kindern fortgesetzt werde.
In dem Komplex «Bergisch Gladbach» waren bisher landesweit 72 Verdächtige identifiziert worden. Zehn waren zuletzt in U-Haft. Sieben Anklagen gegen acht Personen sind bereits erhoben worden. Der Fall war im Oktober 2019 mit der ersten Durchsuchung bei einem der Hauptverdächtigen in Bergisch Gladbach bei Köln ins Rollen gekommen. (sda/dpa)
Hoffe denen gehts allen an den Kragen.
Und trotzdem täglich, überall, immer.
Menschen sind gewaltige Ungeheuer.