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Schüler wird nach Rede angezeigt – und erhält Praktikum bei Böhmermann

Abiturient wird nach Abschlussrede angezeigt – und erhält bei Böhmermann ein Praktikum

17.08.2020, 16:1817.08.2020, 18:12
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Nach einer kritischen Rede beim Abschlussball ist ein Schüler vom Schulleiter wegen übler Nachrede angezeigt worden. Wie diverse Medien berichten, habe der 18-jährige Fiete Korn mit einer ironischen Ansprache seine Schule kritisiert. Diese würde ein Klima von Angst und Einschüchterung erzeugen, Schüler sollen motiviert worden sein, ihre Mitschüler zu überwachen. Zudem seien Schüler eingeschüchtert und über ihr Privatleben ausgefragt worden.

«Ich stehe zu meinen Aussagen, ich bin weder ausfallend noch frech oder beleidigend geworden.»
Schüler Fiete Korn

Korns Eltern haben nach dem Vorfall ein Schreiben der Polizei erhalten, in welchem sie aufgefordert werden, eine Stellungnahme abzugeben. Derweil verteidigt sich der Schüler und betont, dass über den entsprechenden Schulleiter bereits zuvor viel geredet worden sei, aus Angst habe aber kein Schüler den Mund aufgemacht. Als der Abschlussball anstand, sei Fiete Korn klar geworden, dass dies die letzte Gelegenheit darstelle, dem Schulleiter vor versammelter Gemeinschaft die Meinung kundzutun. «Ein Brief wäre im Sande verlaufen», meinte der Schüler gegenüber der dpa.

Der Videobeitrag der «Bild».Video: YouTube/BILD

Auch gegenüber weiteren Medien hält Korn an seinen Ausführungen fest. Die «Bild am Sonntag» zitiert den 18-Jährigen folgendermassen: «Ich stehe zu meinen Aussagen, ich bin weder ausfallend noch frech oder beleidigend geworden.» Mehr als zehn Jahre war er mit dem Schulleiter in der Schule: «Glauben Sie mir, ich weiss, wovon ich rede.»

Böhmermann erfreut

Während die Schule Korns Darstellungen als üble Nachrede taxiert, zeigt sich Satiriker Jan Böhmermann begeistert und bietet dem 18-Jährigen auf Twitter gleich einen – wie er in einem weiteren Tweet nachlegt – ernst gemeinten Praktikumsplatz an.

Gegenüber RTL äussert sich Fiete Korn erfreut: «Klar, natürlich werde ich das Angebot annehmen. Ich will sehr viel lernen.» Der kritisierte Schulleiter hat sich bislang noch nicht öffentlich geäussert, er weile noch in den Ferien. Wie die «Bild» berichtet, müsse er die Schule aber verlassen, angeblich aus Altersgründen. (rst)

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45 Kommentare
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Peter Vogel
17.08.2020 17:57registriert Juni 2020
Dass er direkt angezeigt wurde zeigt ja eigentlich schon, dass etwas Wahres dran sein muss.
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insert_brain_here
17.08.2020 17:39registriert Oktober 2019
Oh je, klassischer Fall von Streisand-Effekt. Statt einer von vermutlich tausend Schulleitern zu sein, die sich in Deutschland alljährlich in solchen Reden mehr oder weniger fundierte Kritik anhören müssen ist er jetzt landesweit bekannt als der Typ der auf Kritik eines 18-jährigen mit einer Anzeige reagiert.
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KLeeX
17.08.2020 16:25registriert Januar 2014
Heutzutage darf man immer weniger sagen. Irgend einer ist immer beleidigt. Und wenn man jemanden kritisiert, so wird man oft fertig gemacht, ist in der Schweiz das selbe und auf Behördenebene sehr schlimm da jeder dort ein kleiner Diktator sein will.
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