Das Phänomen «Rojo-ne», welches wortwörtlich übersetzt «Schlafen auf der Strasse» bedeutet, stellt die Polizei von Okinawa vor Probleme: Allein im letzten Jahr wurden 7211 solcher Fälle registriert. Die Strassenschläfer sind dabei in der Regel betrunken – in den meisten Fällen wohl von einem lokalen Getränk namens «Awamori». Dabei handelt es sich um einen auf Reis basierten Sprit, der seit hunderten Jahren hergestellt wird.
Manche Japaner legen sie sich nach dem Alkoholkonsum betrunken auf die Strasse und schlafen. Einige benutzen den Randstein als kühlendes Kissen, andere ziehen sich bis auf die Unterhose aus, vielleicht weil sie meinen, sie seien bereits zuhause.
Doch das kann auch teuer werden: «Rojo-ne» ist eine Straftat und wird mit bis zu 50'000 Yen (ca. 430 Franken) gebüsst. Es ist verboten, auf der Strasse zu liegen – die Personen behindern so den Verkehr und stellen für andere eine Gefahr dar.
Obwohl die meisten aus ihrem Trunkenheits-Schläfchen geweckt werden, kam es bei 16 der über 7000 Fälle zu Unfällen, von denen drei tödlich endeten.
last year there were 7221 reports of rojo-ne and this year, despite the pandemic, the trend is unchanged.
— Spoon & Tamago (@Johnny_suputama) August 14, 2020
"it is believed that the warm climate...and many residents' love of alcoholic drinks especially 'awamori' Okinawan liquor may be the underlying reasons" pic.twitter.com/tRohD7jOLW
«Ich hatte den Begriff ‹Rojo-ne› gar nicht gekannt, bevor ich nach Okinawa kam», sagt Tadataka Miyazawa, ein Polizist, gegenüber der japanischen Zeitung «Mainichi Shimbun».
Die Polizei und die Medien warnen regelmässig davor, sich betrunken auf die Strasse zu legen. Die Polizei glaubt, es könne nebst dem Alkoholkonsum auch mit dem warmen Klima zusammenhängen.
Doch es scheint nicht nachzulassen: Auch die Coronakrise und die Warnungen der Regierung, möglichst zuhause zu bleiben, hatten dabei keine grossen Auswirkungen auf das Auftreten dieses Phänomens. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden bereits 2702 Fälle registriert – etwa gleich viele wie vor einem Jahr.
Die lokalen Behörden gehen gemäss Tatsuo Oshiro, Leiter der Verkehrsabteilung der Präfekturpolizei, nun härter gegen die Straftäter vor. Die Polizei will vermehrt Verhaftungen durchführen und mehr mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten.
Ausserdem fordern sie die Täter dazu auf, ihren «Awamori»-Konsum moderat zu gestalten. «Versteht mich nicht falsch, Alkohol ist nicht per se schlecht», sagt Oshiro zur japanischen Zeitung. «Es ist einfach schlecht, zu viel davon zu trinken.»
(cki)
Ein wenig mehr infos, warum scheinbar nur gerade der Schnaps, die Leute massenhaft zum Schlafen auf die Strassen treibt währe jetzt noch interessant gewesen.