International
Donald Trump

«Illegal und lächerlich»: Trump wütet gegen Twitter – und liegt falsch

«Illegal und lächerlich»: Trump wütet gegen Twitter – und liegt falsch

28.07.2020, 14:3928.07.2020, 15:02
Mehr «International»
Dieses Dolly-Parton-Meme geht auf Instagram durch die Decke – das steckt dahinter
Trump auf Twitter.
Da hilft auch Brüllen nichts.Bild: comments://260936404/2369417

US-Präsident Donald Trump fühlt sich unfair behandelt. Diesmal richtet sich seine Empörung gegen seine Lieblings-Social-Media-Plattform Twitter. Dort beschwerte er sich, dass die Plattform versuche, ihn schlecht dastehen zu lassen. In einem Tweet suggerierte er, das Unternehmen manipuliere die Twitter-Trends zu seinem Nachteil.

Es sei widerlich, die Twitter-Trends anzusehen, wo so viele Trends über ihn seien, aber nie sei einer davon gut, beschwerte sich Trump. «Sie suchen nach allem, was sie finden können, um es aufzubauschen und so schlecht wie möglich darzustellen und zu versuchen, es zu einem Trend zu machen.» Das sei «wirklich lächerlich, illegal und natürlich sehr unfair», schrieb Trump weiter.

Unter der Rubrik «Trends» gibt Twitter auf der Startseite jedes Nutzers bestimmte Themengebiete an, die auf der Plattform momentan am meisten diskutiert werden. Dabei wird ein Algorithmus verwendet, der die Tweets aller Nutzer auf bestimmte Stichworte durchsucht, die als Hashtag angegeben werden.

So gehen Trumps Bundesbeamte in Portland vor

Video: watson/Lino Haltinner

Auf eine Anfrage der Huffpost wollte sich Twitter nicht zu den Vorwürfen des US-Präsidenten äussern. Auf seiner Website erklärt Twitter jedoch, wie die Trends zustande kommen. Darin heisst es:

«Trends werden durch einen Algorithmus ermittelt und auf dich persönlich zugeschnitten – anhand deiner Interessen, der Nutzer, denen du folgst, und deines Standorts. Mit diesem Algorithmus werden vor allem aktuell beliebte Themen gefunden, und weniger solche, die schon seit längerem im Trend sind oder tagtäglich beliebt sind. Wir möchten dir auf diese Weise helfen, die gerade besonders angesagten Diskussionsthemen auf Twitter zu entdecken.»

Ausserdem weist Twitter darauf hin, dass sich neben den persönlich zugeschnittenen Trends auch Standort-Trends auswählen lassen. Diese richten sich nicht nach dem Nutzerverhalten, sondern nach einem bestimmten geografischen Standort. So können sich die Twitter-Trends in Deutschland beispielsweise von denen in den USA unterscheiden.

Kritik an Aussagekraft der Twitter-Trends

Dass Twitter die Trends manuell auswählt, so wie Trump es in seinem Tweet andeutet, geht aus dieser Erklärung also nicht hervor. Allerdings gab es schon häufig Kritik an der Aussagekraft der Twitter-Trends. Medienforscher warnen in Bezug auf die Twitter-Diskussionen schon seit längerem davor, dass eine «meinungsstarke Minderheit als Stimmungsbarometer» genutzt wird. Die Plattform sei eher von Persönlichkeiten geprägt, die eine Tendenz zum Narzissmus aufweisen würden und extrovertierter seien.

«Eine Orientierung an den Meinungen und Trends auf Twitter kann daher verzerrte Relevanzrahmen und Stimmungsbilder suggerieren, welche mit denen der Gesamtbevölkerung nur wenig zu tun haben», heisst es in einer Studie aus dem Jahr 2018, die in der Fachzeitschrift «Medien & Kommunikationswissenschaft» veröffentlicht wurde.

Auch der YouTuber Rezo rechnete in einer Kolumne bei Zeit Online bereits vor, wie 0,001 Prozent der deutschen Bevölkerung (830 Leute) «easy die deutschen Twitter-Trends dominieren» können, wenn sie sich «halbwegs aktiv vernetzen und jeweils mehrere Tweets schreiben».

Twitter geht gegen Trump-Tweets vor

Twitter wiederum verweist in seinen FAQs darauf, dass die Anzahl der Tweets, die zu einem Trend gehören, «nur einer der Faktoren» sei, «die der Algorithmus bei der Erstellung der Rangfolge und der Identifizierung der Trends berücksichtigt».

Dass Donald Trump zukünftig auf die Nutzung von Twitter verzichtet, ist unwahrscheinlich. Der US-Präsident war bereits im Wahlkampf 2016 dafür bekannt geworden, polarisierende und umstrittene Aussagen auf der Plattform zu verbreiten, um Stimmung zu machen.

Seit einiger Zeit geht Twitter gegen jene Tweets von Trump vor, die gegen die Nutzungsbestimmungen der Plattform verstossen, indem die entsprechenden Tweets mit einem Warnhinweis versehen werden. In einem konkreten Fall enthielt ein Trump-Tweet laut Twitter eine Drohung gegen Aktivisten der Black-Lives-Matter-Bewegung. In einem anderen Tweet beanstandete die Plattform die Verherrlichung von Gewalt gegen Demonstranten.

(lau)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten und verrücktesten Schlagzeilen aus den USA
1 / 15
Die besten und verrücktesten Schlagzeilen aus den USA
«Florida-Mann auf Kamera festgehalten, wie er einem Fremden in die Einfahrt kackt.»

via cbs miami

Auf Facebook teilenAuf X teilen
So gehen Trumps Bundesbeamte in Portland vor
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
79 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ricardo
28.07.2020 15:29registriert Februar 2014
Person Woman Man Camera TV
3629
Melden
Zum Kommentar
avatar
N. Y. P.
28.07.2020 14:50registriert August 2018
Jetzt wäre dieses Super - gif mit Kleindonald wieder passend, wo er den Golfball nicht ins Loch trifft und dann anfängt zu täubelen.

Kann das öpper noch ausgraben ?

Ich lasse dafür ein Eis springen. Ja, dasselbe Eis, das watson schon mal locker gemacht hat. Aber nur der Erste kriegt das Eis !
Wer weniger als 20 Felder braucht, kriegt ein Glace! 🍦
@lilie

Wer Fagott spielt, muss in einem Schloss leben. Deine Cousine hat sicher steinreiche Eltern. 

Nun denn, zur Klage: Ich notiere al ...
16416
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bee89
28.07.2020 14:55registriert Mai 2018
#TrumpIsACrybaby
15914
Melden
Zum Kommentar
79
Estnischer Geheimdienst-Chef: «Dann müssen wir mit allem rechnen»
Russland wähnt sich längst im Krieg mit dem Westen. Im Interview erklärt der estnische Geheimdienstchef, was der Kreml als Nächstes plant.

Ein unscheinbares Gebäude im Süden der estnischen Hauptstadt Tallinn, umhüllt von weisser Bauplane und Fassadengerüst. Nur der meterhohe Betonwall und die vielen Überwachungskameras lassen vermuten, dass sich hinter den Mauern ein besonders geschütztes Areal auftut. Hier, zwischen Wohnhäusern, Brachland und verlassenen Bushaltestellen, sitzt der Välisluureamet, der Auslandsnachrichtendienst Estlands.

Zur Story