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«Trump hat kein Fieber» – Arzt spricht über Trumps Zustand

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Trump verlässt das Weisse Haus. Der US-Präsident wurde ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus gebracht. Bild: sda

«Trump hat kein Fieber» – Arzt spricht über Gesundheitszustand des Präsidenten

03.10.2020, 16:1803.10.2020, 19:23
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Am Samstagvormittag (Ortszeit) hat sich Sean Conley, der Leibarzt von Donald Trump, vor dem Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda an die Medien gewandt und Auskunft über den Gesundheitszustand des Präsidenten gegeben und Fragen von Journalisten beantwortet.

Medienkonferenz: Arzt gibt Auskunft über Trumps Gesundheitszustand.
Trumps Arzt Sean Conley während der Medienkonferenz.Bild: Screenshot CNN

«Heute Morgen geht es dem Präsidenten sehr gut», stellte Conley fest. Laut Conley bekommt Trump keinen zusätzlichen Sauerstoff und er müsse nicht beatmet werden. Er habe auch keinen hohen Blutdruck und die Cholesterinwerte seien ebenfalls normal.

Reporter, die den Präsidenten normalerweise begleiten, zitierten allerdings eine informierte Quelle, wonach die Werte des Präsidenten in den vergangenen 24 Stunden «sehr besorgniserregend» gewesen seien. Die nächsten 48 Stunden seien entscheidend. «Wir befinden uns noch immer nicht auf einem klaren Weg zu einer vollständigen Genesung.»

Conley sagte, das Ärzteteam sei «extrem zufrieden mit dem Fortschritt, den der Präsident gemacht hat». Trump habe am Donnerstag und Freitag Fieber gehabt, sei inzwischen aber seit 24 Stunden fieberfrei. Angaben zur Höhe des Fiebers wollte Conley nicht machen. Trump habe unter leichtem Husten, Nasenverstopfung und Müdigkeit gelitten. Diese Symptome besserten sich nun aber.

Conley wich der Frage aus, ob Trump im gesamten Verlauf der Infektion keinen zusätzlichen Sauerstoff bekommen habe. Derzeit erhalte Trump keinen zusätzlichen Sauerstoff, sagte der Arzt. Conley wollte kein Datum für eine Entlassung Trumps aus dem Krankenhaus angeben. First Lady Melania sei bereits zuhause und erhole sich dort; sie benötige keine zusätzliche Therapie.

Trump geht es «sehr gut»

US-Präsident Donald Trump wird wegen seiner Infektion mit dem Coronavirus weiter in einem Krankenhaus behandelt. Ihm geht es «sehr gut», wie am Freitagabend aus einem Schreiben seines Leibarztes Sean Conley hervorging. Der Präsident werde unter anderem mit dem Medikament Remdesivir behandelt, er benötige keine Sauerstoffzufuhr, schrieb der Arzt wenige Stunden nachdem Trump mit einem Hubschrauber ins Militärkrankenhaus Walter Reed nördlich von Washington geflogen worden war. «Es läuft gut, denke ich! Ich danke euch allen. Liebe!!!!», twitterte Trump aus der Klinik.

Die Infektion sorgt für Turbulenzen im ohnehin chaotischen Wahljahr. In einem Monat, am 3. November, stellen sich Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden zur Wahl. Trump musste jetzt Wahlkampfauftritte absagen, auch Veranstaltungen mit Mitgliedern der Trump-Familie sollen verschoben werden. Biden setzt seinen Wahlkampf dagegen fort. Für den 16. Oktober ist eigentlich die zweite Fernsehdebatte von Trump und Biden geplant.

Wie lange Trump im Krankenhaus bleiben muss, ist allerdings unklar. Das Weisse Haus sprach von ein paar Tagen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wird Remdesivir gemäss Zulassung in der EU über insgesamt fünf bis maximal zehn Tage verabreicht. Eine engmaschige Überwachung sei notwendig.

Immer mehr Infektionen in Trumps Umfeld

Aus Trumps Umfeld werden inzwischen immer mehr Infektionen bekannt. In den Tagen vor seinem positiven Corona-Test ist Trump viel gereist, er hielt sich in der Nähe Dutzender Menschen auf. In den Fokus gerät insbesondere eine Veranstaltung im Garten des Weissen Hauses vor einer Woche, als Trump die konservative Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Obersten Gericht der USA vorstellte. Dort versammelten sich auf engem Raum mehr als 100 Menschen, auf Fotos und Videos ist zu sehen, dass wenige Masken trugen oder Abstand hielten. Laut Fernsehsender CNN umarmten sich Teilnehmer oder schüttelten sich die Hände.

Bei mindestens sechs der Anwesenden fielen seitdem Corona-Tests positiv aus: Neben Trump und seiner Frau Melania sind das die frühere hochrangige Trump-Beraterin Kellyanne Conway - die nach eigenen Angaben am Freitagabend positiv getestet worden war und milde Symptome habe -, sowie die Senatoren Mike Lee und Thom Tillis und der Präsident der katholischen Universität Notre Dame, John Jenkins. Die Nachbesetzung des Richterpostens soll trotzdem planmässig laufen.

Zudem wurde inzwischen bekannt, dass sich auch Trumps Wahlkampfchef, Bill Stepien, angesteckt hat. Das Wahlkampfteam bestätigte einen entsprechenden Bericht des Magazins «Politico». Stepien habe leichte, grippeähnliche Symptome. Er behalte aus dem Home-Office weiter die Kontrolle über die Kampagne. Auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel hat sich angesteckt. Der positive Test von Trumps enger Beraterin Hope Hicks am Donnerstag hatte zahlreiche weitere Tests im Umfeld des Präsidenten nach sich gezogen.

Schwierigkeiten beim Atmen

In den kommenden Tage werde Trump von Büroräumen des Präsidenten in dem Militärkrankenhaus arbeiten, erklärte das Weisse Haus. Er weise «leichte Symptome» auf, sei aber guter Dinge und habe den ganzen Tag über gearbeitet. Dass Trump in die Klinik gebracht wurde, sei eine Vorsichtsmassnahme auf Empfehlung der Ärzte. Der Präsident habe eine erste Dosis Remdesivir eingenommen und ruhe sich aus, teilte der Leibarzt mit. Zudem nehme er Zink, Vitamin D, das Magenmittel Famotidin, das Schlafhormon Melatonin und Aspirin ein.

Mediziner sehen Remdesivir, das ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt wurde, nicht als Allheilmittel bei einer Covid-19-Erkrankung, oft aber als hilfreich. Nach Angaben des Herstellers kann es das Sterberisiko bei einem schweren Verlauf der Corona-Krankheit Covid-19 deutlich vermindern.

Zudem sei Trump eine Dosis eines Antikörper-Cocktails verabreicht – eine experimentelle Behandlungsmethode. Er weise Ermüdungserscheinungen auf, weitere Details zu seinen Symptomen gab es nicht.

US-Medien berichteten am Freitag aber auch von Fieber. «Das ist ernst», sagte ein namentlich nicht genannter Präsidenten-Berater dem Sender CNN. Der Präsident hat demnach auch Schwierigkeiten beim Atmen. Der Sender zitierte darüber hinaus einen hochrangigen Regierungsbeamten, wonach Trumps Zustand im Augenblick in Ordnung sei. Es gebe aber Sorge im Weissen Haus, dass sich die Situation rasch ändern könne. Mit seinen 74 Jahren und seinem Übergewicht zählt er zu den Corona-Risikopatienten.

«Ich denke, es geht mir sehr gut»

«Ich denke, es geht mir sehr gut», sagte Trump in einer kurzen Videobotschaft, die er im Weissen Haus aufgenommen hatte und die bei seiner Ankunft in der Klinik auf Twitter veröffentlicht wurde. Die 50-jährige First Lady blieb im Weissen Haus. Trump sagte in seiner Videobotschaft, seiner Ehefrau gehe es «sehr gut». In der Nacht zu Freitag hatte Trump auf Twitter bekanntgegeben, dass er und Melania positiv getestet worden seien. «Wir werden unsere Quarantäne und Erholung sofort beginnen. Wir werden das GEMEINSAM durchstehen.»

Ungeachtet der Coronavirus-Pandemie hatte Trump in den vergangenen Wochen Wahlkampfauftritte teils vor Tausenden Anhängern absolviert, bei denen er stets ohne Maske auftrat. Unklar war am Freitag, wie konsequent nun die Kontaktverfolgung erfolgt. In US-Medien gab es Kritik. Für Aufsehen sorgte etwa die Entscheidung, am Donnerstagnachmittag noch zu einem Treffen mit Spendern in New Jersey zu fahren, nachdem im Weissen Haus bereits der positive Test von Trumps Beraterin Hicks bekannt war. Auch am Mittwoch hatte sich Trump im Bundesstaat Minnesota mit Spendern getroffen.

Trumps Infektion richtet wieder ein Schlaglicht auf die Pandemie, die in den USA bei weitem nicht ausgestanden ist. Mehr als 7.3 Millionen Ansteckungen sind bekannt, mehr als 208 000 Menschen starben nach einer Infektion. Kritiker machen Trump wegen seines Krisenmanagements schwere Vorwürfe. Er hatte mehrfach gesagt, das Virus werde einfach verschwinden, und Einschätzungen seiner Experten offen in Zweifel gezogen. Biden verspottete er für seine Vorsicht in der Pandemie.

Biden verzichtete bei einem Wahlkampfauftritt auf Attacken gegen den Amtsinhaber, spielte aber durchaus auf dessen laxen Umgang mit dem Coronavirus an. Trumps Infektion sei eine Mahnung, das Virus ernstzunehmen, sagte Biden in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan. «Es wird nicht automatisch verschwinden.» Biden rief dazu auf, in der Pandemie auf Wissenschaftler zu hören, Masken zu tragen, Abstand zu halten und regelmässig die Hände zu waschen. Bidens Arzt Kevin O'Connor hatte zuvor mitgeteilt, dass der 77-Jährige und dessen Ehefrau Jill Biden negativ getestet worden seien.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt bei Coronavirus-Infektionen das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Als weitere Risikofaktoren gelten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck sowie Übergewicht. Zu Trumps generellem Zustand wird einmal im Jahr ein Gesundheitscheck veröffentlicht. Leibarzt Conley schrieb im jüngsten Bericht Anfang Juni, der Präsident sei gesund. (sda/dpa)

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49 Kommentare
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mrmikech
03.10.2020 16:28registriert Juni 2016
Er twittert nicht, geht ihn also gar nicht gut. Facts are facts America.
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lilas
03.10.2020 16:55registriert November 2015
Ok. Vitaminchen und Zink zur Stärkung, dann hat er Magenprobleme, Schlafstörungen, das Blut muss verdünnt werden und übergewichtig ist er augenscheinlich auch.
Nun kommen Fieber und Probleme beim Atmen hinzu.
Der gesündeste POTUS ever! (Er denkt geht ihm sehr gut...)
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Emil Eugster
03.10.2020 18:20registriert Juni 2020
"Er weise «leichte Symptome» auf, sei aber guter Dinge und habe den ganzen Tag über gearbeitet."
Trump hat noch nie "den ganzen Tag über gearbeitet". Er hat viel eher noch nie gearbeitet.
Er hat vielleicht den ganzen Tag über Fox gekuckt.
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