International
EU

Slowakisches Gericht verurteilt geständigen Journalistenmörder

Slowakisches Gericht verurteilt geständigen Journalistenmörder

06.04.2020, 21:02
Mehr «International»
epa08346370 (FILE) - Suspect Miroslav Marcek (C) arrives at the opening of the main trial concerning the murder of journalist Jan Kuciak and his fiancee Martina Kusnirova, in the Judicial Academy buil ...
Miroslav M. vor Gericht. Bild: EPA

Mehr als zwei Jahre nach einem weltweit beachteten Journalistenmord hat ein slowakisches Sondergericht den Todesschützen Miroslav M. zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte 25 Jahre gefordert und legte deshalb Berufung gegen das aus ihrer Sicht zu milde Urteil ein. Die Richterin dagegen würdigte in ihrer Urteilsbegründung, dass sich M. geständig gezeigt und der Polizei wertvolle Informationen zu seinen Mittätern und zum mutmasslichen Auftraggeber Marian Kocner gegeben hatte.

Das seit Januar laufende Gerichtsverfahren gegen Kocner und zwei weitere nicht geständige Angeklagte ist derzeit unterbrochen. Die bisherigen Verhandlungstage hatte jeweils eine grosse Zahl an Journalisten aus aller Welt direkt aus dem Gerichtssaal mitverfolgt. Wegen der geltenden Corona-Schutzmassnahmen musste der Prozess daher unterbrochen werden.

Miroslav M. hatte bereits zu Prozessbeginn gestanden, den Investigativ-Journalisten Jan Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova im Februar 2018 erschossen zu haben. Er habe die beiden damals 27-Jährigen durch Schüsse in Kopf und Brust getötet, gab er im Januar in der öffentlichen Gerichtsverhandlung zu.

Der Investigativ-Journalist Kuciak hatte über zwielichtige Geschäfte des Unternehmers Marian Kocner berichtet, aber auch über andere Verfilzungen von Politik und Geschäftemacherei. Eine erst nach seinem Tod veröffentlichte Reportage über mögliche Verbindungen italienischer Mafia-Clans zu slowakischen Regierungsmitarbeitern löste Massendemonstrationen gegen Korruption aus und führte zum Rücktritt der damaligen Regierung. Der Millionär Kocner hatte nach der Tat mehrfach bestritten, die Tat bestellt und bezahlt zu haben. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Kommt Harvey Weinstein am Ende frei? – «Weckruf» für die MeToo-Bewegung

Die MeToo-Bewegung hatte das harte Urteil für Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen im März 2020 mit Jubel und Erleichterung aufgenommen. Der frühere Filmmogul war von einem New Yorker Richter wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. «Ich glaub', ich werd' verrückt», kommentierte die Gründerin der Bewegung, Tarana Burke (50), damals die hohe Strafe. Auch am Donnerstag meldete sich die Aktivistin zu Wort, nachdem ein Berufungsgericht in New York die historische Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls überraschend aufgehoben hatte. Sie sei tief bestürzt für die betroffenen Frauen, sagte Burke auf einer Pressekonferenz. Aber dies sei kein Schlag für die Bewegung, sondern ein «Weckruf» zum Handeln, fügte sie kämpferisch hinzu.

Zur Story