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Sitzordnung bei Erdogan sorgt für Kritik

epa09118484 A handout photo made available by Turkish President Press Office shows, Turkish President Recep Tayyip Erdogan (C), EU Council President Charles Michel (L) and President of EU Commission U ...
Zwei Stühle für drei Personen: Erdogan empfängt die EU-Spitzen.Bild: keystone

Bei von der Leyens Besuch bei Erdogan kommt es zu diesem denkwürdigen Moment

06.04.2021, 23:00
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Die Sitzordnung bei dem Treffen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und den EU-Spitzen in Ankara hat in sozialen Medien für Irritationen und Kritik gesorgt. Während für EU-Ratspräsident Charles Michel ein grosser Stuhl neben dem türkischen Staatschef reserviert war, bekam EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei dem Gespräch am Dienstag einen Platz auf einem Sofa in einiger Entfernung von Erdogan und Michel zugewiesen. Dort sass sie dem türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu gegenüber, der ebenfalls an dem Gespräch teilnahm. Auf einem Video ist zu sehen, wie von der Leyen sichtlich irritiert vor den beiden Stühlen steht und «Ääähm» stammelt.

Unter anderem auf Twitter wurde danach daran erinnert, dass der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bei Treffen mit Erdogan auf Augenhöhe sitzen durfte. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir kommentierte: «Solche Zeichen setzen autoritäre Unterdrücker & Machos wie #Putin, #Erdogan & Co bewusst. (...) Kann man sich gefallen lassen, muss man nicht. Respekt bekommt man so jedenfalls nicht bei den Herren!»

In der EU-Kommission wurde unterdessen darauf verwiesen, dass von der Leyen das Treffen mit Erdogan genutzt habe, um mit ihm eine lange und sehr offene Diskussion über Frauenrechte und den Rückzug der Türkei aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen und Kinder vor Gewalt zu führen. Offene Kritik an der Sitzordnung gab es zunächst allerdings nicht. Als ein Grund gilt, dass Michel als Präsident des Europäischen Rates in der protokollarischen Rangordnung über der EU-Kommissionspräsidentin steht.

Bei dem Treffen mit Erdogan wollten die EU-Spitzen am Dienstag einen möglichen Ausbau der Beziehungen zur Türkei ausloten. Hintergrund sind Beschlüsse des EU-Gipfels vor eineinhalb Wochen. Bei ihm hatten sich die EU-Staats- und Regierungschefs darauf verständigt, die Beziehungen zur Türkei schrittweise wieder auszubauen. Mit dem Beschluss will die EU die Eskalation weiterer Konflikte abwenden.

In der Migrationspolitik und besonders im Rahmen des 2016 abgeschlossenen Migrationsdeals mit Ankara zählt die EU unter anderem auf die Türkei als Partnerin, um Geflüchtete an der Weiterreise in Richtung Europa zu hindern. Im vergangenen Jahr hatte sich zudem der Streit zwischen Griechenland und der Türkei wegen umstrittener Erdgasforschung Ankaras im östlichen Mittelmeer gefährlich zugespitzt. Die EU hatte der Türkei im Dezember scharfe Sanktionen angedroht. Ankara beendete später die umstrittenen Erdgaserkundungen und signalisierte Gesprächsbereitschaft. (sda/dpa)

Der türkische Präsident wollte eigentlich Fussballer werden

Video: srf/Roberto Krone
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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lord Bertie
07.04.2021 00:17registriert August 2020
Bei einer Ziege wär die Sitzordnung ganz anders rausgekommen.
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sowhat
07.04.2021 08:41registriert Dezember 2014
Der wirkliche Fail ist mMn, dass M. Charles Michel sich hingesetzt hat anstatt demonstrativ den Stuhl an von der Leyen abzutreten. Ein nettes Ladys first hätte die Situation aufgelockert und den Sultan auflaufen lassen.
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Töfflifahrer
07.04.2021 06:59registriert August 2015
Sorry Frau von der Leyen, aber das war jetzt so durchschaubar. Ich hätte mich nicht mal hingesetzt, sondern hätte den "Herren" einen schönen Tag gewünscht und wäre wieder gegangen.
Wäre aber auch ein Zeichen gewesen von Michel, einfach seinen Stuhl ihr anzubieten und selbst auf das Sofa auszuweichen. Aber beide haben es verpasst. Das sagt dem Erde nur, dass er zur Zeit die Kontrolle hat. EU 0, Erde 1!
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