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Virologe überlebt Corona – und hat eine Warnung an uns alle

Belgischer Virologe überlebt Corona – und hat eine Warnung an uns alle

10.05.2020, 17:49
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Die Krankheitsverläufe der mit dem Sars-CoV-2-Virus Infizierten sind teilweise sehr unterschiedlich. Manche Menschen merken kaum etwas von der Infektion, andere erleiden einen sehr starken, gar tödlichen Krankheitsverlauf. Doch selbst, wenn man es überlebt, ist es noch nicht unbedingt überstanden.

Das berichtet ein belgischer Virologe. Er wurde mit dem Coronavirus infiziert und hat die schwere Krankheit überlebt. Die Folgen spürt er jedoch immer noch. Im Interview mit dem ScienceMag richtet er eine Warnung an uns alle.

Folgen bis heute spürbar

Peter Piot ist Virologe, er hat seine Karriere dem Kampf gegen Epidemien gewidmet. Nachdem er bei der Eindämmung von HIV und Ebola aktiv dabei war, wurde er im Zuge der Corona-Krise Berater der Europäischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Doch Mitte März hat es auch ihn erwischt.

Dr. Peter Piot, the co-discoverer of the Ebola virus, speaks during an interview with The Associated Press at his office at the London School of Hygiene and Tropical Medicine in London, Friday, Oct. 1 ...
Peter Piot.Bild: AP/AP

Nach etwa einer Woche im Krankenhaus habe er sich zu Hause erholt. Bis heute sei er nicht vollständig auskuriert und spüre die Nachwirkungen der Krankheit noch immer, erklärt er.

Das Gefährlichste waren die Konsequenzen

Als Piot zum ersten Mal Symptome wahrnahm, begab er sich in Selbstisolation, um andere zu schützen. Doch sein Zustand verschlechterte sich. Erst Anfang April ging er auf den Rat eines Freundes ins Krankenhaus. Doch schlimmer als die akute Krankheit noch seien die Nachwirkungen gewesen, die er nach der überstandenen Infektion gespürt habe.

Peter Piot beschreibt einen starken Sauerstoffmangel und zunehmende Erschöpfung. «Ich war komplett erschöpft, dieses Gefühl werde ich niemals vergessen. Ich musste ins Krankenhaus, obwohl ich mittlerweile negativ auf das Coronavirus getestet wurde. Das ist auch typisch für Covid-19: Die Krankheit verschwindet, doch die Konsequenzen dauern wochenlang», sagt Piot.

Er habe eine Woche lang um sein Überleben gekämpft. Jetzt sei er zu folgender Erkenntnis gekommen: «Viele Menschen denken, dass COVID-19 1 Prozent der Patienten tötet, und der Rest kommt mit einigen grippeähnlichen Symptomen davon.» Aber die Geschichte sei komplizierter. Viele Menschen würden mit chronischen Nieren- und Herzproblemen zurückbleiben. Sogar ihr neurales System sei gestört.

«Weltweit wird es Hunderttausende von Menschen geben, möglicherweise noch mehr, die für den Rest ihres Lebens Behandlungen wie eine Nierendialyse benötigen werden.»

Wie die «Südostschweiz» bereits im April berichtete, stellen sich Spitäler in der Region aus diesem Grund auf eine Zunahme der Fälle in den Reha-Kliniken ein. Man sei sich der Gefahr bewusst, dass Personen, die sich mit dem Coronavirus infizierten, auch nach der akuten Erkrankung manchmal nicht vollständig geheilt seien. Deswegen bereiten sich in der Region gleich zwei Reha-Kliniken darauf vor.

(jaw/vdv/watson.de)

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110 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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CogitoErgoSum
10.05.2020 08:52registriert August 2018
Das ist eine wichtige Information für alle, die meinen es sei schon vorbei oder nur wie eine kurze "Grippe". Bitte bleibt gesund und haltet die Massnahmen weiterhin ein. Nicht nur für euch selber sondern auch für die anderen.
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Kant
10.05.2020 11:04registriert Oktober 2018
In den negativen Kommentaren kann man allem eines lesen: mir sind Euer leben egal, Deines, dass Deiner Eltern und Grosseltern. Mir passiert sowas eh nicht, es trifft immer die anderen. Und ganz wichtig: mein Geld. Ja, ich riskiere liebe Menschenleben, als dass ich weniger verdiene.
Das ist einfach widerlich. Denkt bitte mal nach.
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PhilippS
10.05.2020 10:50registriert September 2016
Sich von einer schweren Grippe zu erholen, kann mehrere Wochen dauern. Kommt eine Lungenentzündung dazu, sind Monate nicht aussergewöhnlich.

Meine Schwägerin hatte mit 40 eine inkl. IPS - ~8 Monate Rekonvaleszent. Ein Freund (45) letzten November - hat auch immer noch schnell Atemnot.

Bei einer neuen Krankheit bereits nach wenigen Wochen über Langzeitfolgen - darunter verstehe ich lebenslange, chronische Beschwerden/Einschränkungen - zu spekulieren, ist meiner Ansicht nach unseriös.

Aber: Damit sage ich nicht, dass das nicht möglich ist. Aber wissen tun wir das erst in einigen Monaten erst.
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