International
Frankreich

17-Jährige wegen Mobbing im Netz bei Paris getötet

«Warum?» – 17-Jährige wegen Mobbing im Netz bei Paris getötet

16.05.2021, 12:5816.05.2021, 13:17
Mehr «International»

Erneut erschüttert ein brutales Verbrechen unter Jugendlichen in einer Pariser Vorstadt Frankreich: Eine 17-Jährige ist mutmasslich von einem Teenager mit einem Messer getötet worden. Hintergrund ist ersten Erkenntnissen nach eine Auseinandersetzung in sozialen Netzwerken. Der etwa 14 Jahre alte Tatverdächtige ist nach einer kurzen Flucht von der Polizei gefasst worden. In den vergangenen Monaten hatte es rund um Paris immer wieder tödliche Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen gegeben.

Die Tat ereignete sich am Freitagnachmittag in einer Hochhaussiedlung in Ivry-sur-Seine – nur wenige Kilometer von Paris entfernt. Die 17-jährige Marjorie habe ihre Schwester vor Angriffen im Netz verteidigen wollen, berichteten französische Medien. Marjorie habe zwischen dem mutmasslichen Täter und ihrer Schwester vermitteln wollen. Das Treffen der beiden endete jedoch tödlich, der etwa 14-Jährige stach mit einem Messer zu. «Die Klinge muss zwanzig Zentimeter lang gewesen sein», zitierte die Zeitung «Le Parisien» einen Zeugen.

Die Mutter des Opfers äusserte sich aufgewühlt vor Fernsehkameras. Es habe sich nicht um einen Streit um Drogen gehandelt, sagte sie vor Fernsehkameras. Sie habe nur ihre Schwester retten wollen – mit Worten. Sie betont: «Meine Tochter war keine Kriminelle, sie war eine fleissige Schülerin, sie wollte bald ihr Abitur machen.» Sie habe ihre Tochter noch auf dem Boden liegen sehen, überall sei Blut gewesen.

Ersten Erkenntnissen nach gab es in sozialen Netzwerken Streit und Mobbing im Zusammenhang mit der Schwester des Opfers. Diese sei bei Snapchat angegriffen worden, berichteten Medien. Marjorie habe den Jungen zur Rede stellen wollen. Marjories Mutter sieht für derartige Verbrechen auch die Eltern der Jugendlichen in der Verantwortung, die ihre Kinder im Stich lassen würden. Immer wieder fragt sie: «Warum?»

Das Opfer und der mutmassliche Täter stammten aus derselben Nachbarschaft. Das Verbrechen ereignete sich in der Hochhaussiedlung Pierre et Marie Curie in Ivry-sur-Seine. Sie wurde wie so viele dieser Siedlungen rund um Paris in den 1960er Jahren gebaut, um Wohnraum zu schaffen. Etliche dieser Viertel haben sich mittlerweile zu Brennpunkten entwickelt.

In den vergangenen Monaten war es in den Pariser Vorstädten immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen gekommen – dabei gab es auch Todesopfer. Es handelte sich aber nicht nur um Konflikte zwischen Banden. Im März war eine 14-Jährige möglicherweise aus Eifersucht von zwei Jugendlichen in einen Hinterhalt gelockt worden. Das Mädchen wurde geschlagen und in die Seine geworfen – Ermittler konnten nur noch seine Leiche bergen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
oliopetrolio
16.05.2021 14:38registriert April 2015
Social Media ist der definitive Untergang der Menschheit...
476
Melden
Zum Kommentar
avatar
sowhat
16.05.2021 15:11registriert Dezember 2014
Meine Güge, was ist nur los. Es gab doch schon immer Auseinandesetzungen unter Jugendlichen. Die haben doch aber nicht tödlich geendet.
Was ist es? Können sie die Folgen nicht absehen? Sind ihnen die Folgen egal? Ist ihnen das Leben an sich nichts wert?
Was leben Erwachsene solchen Jugendlichen vor?
303
Melden
Zum Kommentar
avatar
du_bist_du
16.05.2021 15:40registriert Mai 2020
Würde anstatt dauernd über die USA oder irgendein Dörfchen tausende km entfernt, mal aktiver über unsere Nachbarn berichtet werden, wäre vielleicht auch einiges einleuchtender, was die gesellschaftlichen Probleme z.B. in Frankreich angeht usw.
2410
Melden
Zum Kommentar
15
Selenskyj erwartet Russen-Offensive im Frühsommer – das Nachtupdate ohne Bilder

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rechnet mit einer Offensive der russischen Armee im Frühsommer und bittet deswegen die USA und andere westliche Verbündete erneut um dringende militärische Hilfe. «Wir brauchen Hilfe jetzt», sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview des US-Senders CBS. Das ukrainische Militär habe zwar in diesem Winter dem Druck der Angreifer standgehalten, sei nach mehr als zwei Jahren Verteidigungskrieg aber am Ende seiner Möglichkeiten angelangt.

Zur Story