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Frankreich

Rechtes Magazin stellt französische Politikerin Obono als Sklavin dar

In this photo taken on March 28, 2018, Danielle Obono arrives at a ceremony at the Hotel des Invalides in Paris. A French magazine has apologized after portraying a Black lawmaker as a slave, as Franc ...
Die linke französische Politikerin Danièle Obono wird als Sklavin dargestellt.Bild: keystone

Rechtes Magazin stellt Politikerin als Sklavin dar – jetzt greift selbst Macron ein

Ein Magazin hat in Frankreich eine schwarze Abgeordnete als Sklavin dargestellt – jetzt schaltet sich die Justiz in den Fall ein, der für Empörung sorgt.
31.08.2020, 14:48
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Die Pariser Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung wegen des Vorwurfs rassistischer Beleidigung eingeleitet, wie diese am Montag mitteilte. Sie wird nun prüfen, ob an den Vorwürfen etwas dran ist.

Das rechtskonservative Magazin «Valeurs Actuelles» hat in seiner jüngsten Ausgabe eine Zeichnung der linken Abgeordneten Danièle Obono veröffentlicht, die sie als Sklavin mit Ketten um den Hals darstellt.

Selbst der Staatschef hat sich eingeschaltet. Laut Élyséekreisen hat Emmanuel Macron Obono am Wochenende angerufen und die Veröffentlichung verurteilt. Premierminister Jean Castex sagte Obono die Unterstützung der gesamten Regierung zu. Sie bekam ausserdem Zuspruch aus allen politischen Lagern. Sie sagte am Wochenende, dass sie eine Anzeige erwäge.

Obono selbst warf dem Magazin die Veröffentlichung «rassistischer Scheisse» vor.

«Dieses Bild ist eine Beleidigung meiner Vorfahren, meiner Familie, meiner Fraktion, meiner Partei (...), aber es ist, glaube ich, auch eine Beleidigung der Republik», sagte sie dem Sender BFMTV.

Das sagt das Magazin

«Valeurs Actuelles» hatte die Veröffentlichung verteidigt – entschuldigte sich aber auch bei Obono. Die Zeichnung sei im Rahmen der traditionellen fiktiven Sommergeschichten erschienen, in denen Charaktere aus der Politik durch die Zeit reisen, so das Magazin. In der aktuellen Ausgabe reist Obono ins 18. Jahrhundert und erlebt nach Angaben des Magazins «die Schrecken der von Afrikanern im 18. Jahrhundert organisierten Sklaverei».

Die Darstellung würde nun völlig aus dem Zusammenhang gerissen, hiess es weiter. «Während wir den Anschuldigungen entschieden widersprechen, (...) haben wir auch genug Weitblick, um zu verstehen, dass Danièle Obono durch diese Fiktion persönlich verletzt worden sein könnte. Wir bedauern es und entschuldigen uns bei ihr», hiess es in einer Mitteilung. Man könne nachvollziehen, dass Obono von der Darstellung schockiert sei.

Macron hatte «Valeurs Actuelles» im vergangen Jahr ein Interview zum Thema Migration gegeben. Kritiker warfen ihm damals vor, damit nach rechts zu blinken. (jaw/sda/dpa)

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24 Kommentare
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Cpt. Jeppesen
31.08.2020 15:15registriert Juni 2018
Zitat: [...] «die Schrecken der von Afrikanern im 18. Jahrhundert organisierten Sklaverei».

Umpf, starker Tobac und sicher kontrovers, gerade in Frankreich mit kolonialer Vergangenheit. Und es gab Afrikanische Sklavenhändler, aber auch viele Weisse, Araber und Asiaten. Und es gab den lukrativen Markt, geschaffen von weissen Kolonialisten und abgesegnet von mehrheitlich weissen Herrschaftsstrukturen.

Von dem her scheint mir der Artikel der Valeurs Actuelles purer Revanchismus um ein paar Schlagzeilen zu erhaschen, in der Sorge darum, dass die "Rechte Sache" bei all dem BLM nicht untergeht ;-)
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insert_brain_here
31.08.2020 15:37registriert Oktober 2019
Und in der Entschuldigung heisst es dann gleich "die Schrecken der von Afrikanern im 18. Jahrhundert organisierten Sklaverei". Wenn sich so in seinem absurden Weltbild verheddert hat, dass einem der eigene Rassismus gar nicht mehr auffällt.
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Heinzbond
31.08.2020 15:52registriert Dezember 2018
Von den Afrikanern organisierten Sklaven Handel? Welche geschichststunde haben die denn verschlafen? Klar gab es Sklaven vor dem weissen Mann in Afrika, zumindest in einigen Teilen. Aber organisiert wurde der erst durch den weissen Mann mit seiner Zivilisation.
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