In Syrien steuern Russland und die Türkei auf eine offene Konfrontation zu. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte am Dienstag den von Russland unterstützen syrischen Truppen, sie würden einen hohen Preis für Angriffe auf Soldaten seines Landes zahlen.
Die Regierung in Moskau forderte dagegen, alle Angriffe auf russische und syrische Kräfte in der Rebellen-Provinz Idlib müssten eingestellt werden. Das syrische Militär erklärte, man werde auf türkische Angriffe antworten.
Die russische Nachrichtenagentur TASS berichtete, Russlands Präsident Wladimir Putin wolle noch am Dienstag mit Erdogan telefonieren.
Am Montag hatte sich die Situation zugespitzt, nachdem bei einem Angriff syrischer Truppen fünf türkische Soldaten getötet worden waren. Zudem endeten türkisch-russische Gespräche zur Beendigung der Kämpfe ohne konkretes Ergebnis. Erdogan kündigte an, er werde am Mittwoch einen Plan für Idlib vorstellen.
Am Dienstag konnten syrische Truppen die strategisch wichtige Fernstrasse M5 zwischen Aleppo und Damaskus unter ihre Kontrolle bringen. Diese wurde seit 2012 von Rebellen beherrscht.
Von der Türkei unterstützte Rebellen starteten daraufhin einen Gegenangriff und rückten auf die Stadt Nairab vor. Ein Vertreter des türkischen Militärs erklärte, die Rebellen hätten einen «ausgewachsenen Angriff» auf einen Knotenpunkt der M5 gestartet.
Der ganze Konflikt in Syrien ist sehr kompliziert. Wer gegen wen genau kämpft, ist oft nicht so ganz klar. Grundlegend lässt sich sagen: Die Türkei unterstützt Rebellen in Idlib, während Russland und der Iran an der Seite der Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad stehen.
Durch die Entwicklung wird im Übrigen auch der von Russland und der Türkei vereinbarte Waffenstillstand ausgehebelt.
Vielleicht. Die Uno warnte angesichts der Kämpfe vor einem Anschwellen der Flüchtlingswelle in Idlib im Nordwesten Syriens.
Durch den 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg sind bislang 3.6 Millionen Syrer in die Türkei geflohen. Nach den Worten Erdogans kann sein Land keine weiteren Menschen aufnehmen. In den vergangenen zehn Wochen sind allerdings mehr Menschen vertrieben worden als jemals zuvor.
«Das ist die am rasantesten wachsende Vertreibung, die wir je in diesem Land gesehen haben», sagte Jens Laerke von der Uno-Hilfsorganisation Ocha. Seit Dezember seien fast 700'000 Menschen geflohen, hauptsächlich Frauen und Kinder. Sollten die Kämpfe in den Gebieten um Idlib und Aleppo andauern, könnten weitere 280'000 Menschen folgen. (dfr/sda/reu)