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Israels Präsident ruft zum weltweiten Kampf gegen Antisemitismus auf

Israels Präsident ruft zum weltweiten Kampf gegen Antisemitismus auf

22.01.2020, 21:0722.01.2020, 21:22
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Israels Präsident Reuven Rivlin hat vor Beginn des Internationalen Holocaust-Forums in Jerusalem zum weltweiten Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen.

«Ich hoffe und bete, dass von diesem Raum die Nachricht an jedes Land auf der Welt ausgeht, dass die Staatsführer dieser Welt im Kampf gegen Rassismus und Extremismus zusammenstehen werden», sagte Rivlin bei einem Abendessen mit Dutzenden Staatsgästen am Mittwoch.

Israeli President Reuven Rivlin, right, meets with Germany's President Frank Walter Steinmeier at Rivlin's residence in Jerusalem, Israel, Wednesday, Jan. 22, 2020, ahead of the Fifth World  ...
Israels Präsident Reuven Rivlin (rechts) mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier.Bild: AP

Am kommenden Montag, dem 27. Januar, jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz im von Hitler-Deutschland besetzten Polen. Aus diesem Anlass kommen unter anderem die Präsidenten Frankreichs und Russlands, Emmanuel Macron und Wladimir Putin, US-Vizepräsident Mike Pence, der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der britische Thronfolger Prinz Charles nach Jerusalem zu einer Grossveranstaltung mit dem Titel «An den Holocaust erinnern, Antisemitismus bekämpfen».

Beim Holocaust-Forum, das am Donnerstag in Jerusalem stattfinden soll, handelt es sich nach Angaben des israelischen Aussenministeriums um das grösste Staatsereignis seit der Gründung Israels 1948.

«Wenn wir an diesem Abend der Opfer des Holocaust und des 2. Weltkrieges gedenken, dann begehen wir auch den Sieg von Frieden und Menschenwürde», sagte Rivlin weiter. Zu einer Zeit, zu der mehr und mehr Holocaust-Überlebende sterben würden, sei dieses Treffen «Ausdruck unserer gemeinsamen Engagements, die historischen Fakten und Lehren der Shoah an die nächste Generation weiterzugeben».

«Unermüdliches Engagement zeigen»

Der spanische König Felipe VI. sprach im Namen aller Staatsgäste. «Wir sind heute gekommen, Herr Präsident, nicht nur, um unseren Respekt für die Überlebenden zu zeigen und die Abscheu gegenüber dem, was – vor nicht allzulanger Zeit – in Auschwitz-Birkenau (...) geschehen ist», sagte er laut «Times of Israel».

Es gehe vielleicht vor allem darum, «unser unermüdliches Engagement zu zeigen», um «die ignorante Intoleranz, den Hass und den völligen Mangel an menschlichem Einfühlungsvermögen zu bekämpfen», die letztlich den Holocaust hervorgebracht hätten.

Steinmeier will mit seinen Besuchen in Israel und am Montag in Auschwitz die bleibende Verantwortung Deutschlands für den millionenfachen Mord an Juden zum Ausdruck bringen – und das bewusst gegen alle Forderungen, endlich einen Schlussstrich zu ziehen, wie das Bundespräsidialamt mitteilte.

Er will demnach deutlich machen, dass die Lehre aus dem Holocaust sein muss, eine bessere Gegenwart und Zukunft zu gestalten. Das Gedenken dürfe sich nicht in einer schlichten Wiederholung der Formel «Wir haben verstanden» erschöpfen.

Symbol für den Holocaust

Das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von Deutschland besetzten Polen gilt weltweit als Symbol für den Holocaust. Nach Schätzungen wurden dort mehr als eine Million Menschen ermordet, zumeist Juden.

epa08149665 A handout photo made available by the Auschwitz Memorial and Museum shows the unloading ramp and the main gate called the 'Gate of Death' at the former German Nazi concentration  ...
Bild: EPA

Als Soldaten der Roten Armee das Lager am 27. Januar 1945 erreichten, fanden sie noch etwa 7000 überlebende Häftlinge. Viele von ihnen starben innerhalb kurzer Zeit an den Folgen von Hunger, Krankheiten und Erschöpfung.

EU-Parlamentspräsident David Sassoli sagte vor Beginn des Holocaust-Forums, die Europäische Union sei im Schatten von Auschwitz gegründet worden, um Europa wieder zu vereinen «und dafür zu sorgen, dass sich die Schrecken des Zweiten Weltkriegs niemals wiederholen».

Alarmierenderweise scheine es so, als würden die Lehren aus der Geschichte in Vergessenheit geraten. «Wir beobachten ebenso ungläubig wie wütend, dass der Dämon des Antisemitismus in Europa und auf der ganzen Welt zurückkehrt.»

(dsc/sda/dpa)

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