Japan hat die scharfen Vorwürfe des geflohenen Ex-Automanagers Carlos Ghosn gegen das Justizsystem des Landes zurückgewiesen. Seine einseitigen Darstellungen in einer Wutrede im Libanon vom Vortag könnten sein Verhalten nicht rechtfertigen.
Dies sagte Japans Justizministerin Masako Mori am Donnerstag. Bei seinem ersten Auftritt seit der Flucht in den Libanon Ende Dezember hatte Ghosn in Beirut alle Beschuldigungen zurückgewiesen.
Seine illegale Ausreise könne «niemals vergeben werden», ganz gleich unter welchem Justizsystem, sagte Mori weiter. Ghosn habe falsche Behauptungen über das Rechtssystem ihres Landes verbreitet, um sein eigenes Verhalten zu rechtfertigen, führte sie weiter aus.
Ghosn ist in Japan unter anderem wegen Verstosses gegen Börsenauflagen angeklagt. In keinem anderen demokratischen Land der Welt käme man wegen derartiger Vorwürfe ins Gefängnis, erklärte der 65-Jährige nach seiner Flucht. Zugleich beklagte Ghosn unmenschliche Haftbedingungen, unter anderem mit langer Einzelhaft mit wenig Kontakt zur Familie.
Er sei als Geisel eines Landes gehalten worden, dem er über Jahre gedient habe. Er stellte das Verfahren gegen sich in Japan als politisch motiviert dar, um eine engere Anbindung von Nissan an Renault zu verhindern. Es sei eine Verschwörung des japanischen Konzerns mit dem dortigen Generalstaatsanwalt. Diese Vorwürfe wies die Staatsanwaltschaft am Donnerstag als «kategorisch falsch» zurück.
Der frühere Konzernchef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi war am 19. November 2018 in Tokio festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Ghosn soll in einer Kiste versteckt geflohen sein. In Beirut wollte Ghosn zu diesem Punkt aber nichts preisgeben - aus Sorge um die Menschen, die ihm geholfen hätte, wie er vor den Journalisten sagte. (sda/dpa)