Tausende Menschen strömen in die Innenstadt von Washington DC, seit klar ist, dass der Demokrat Joe Biden zusammen mit Kamala Harris die US-Präsidentschaftswahl gewonnen hat. Es herrscht Feststimmung bei der urbanen Bevölkerung. In verschiedenen Parks wurden kurzfristig Kleinbühnen aufgebaut, wo Musik gespielt und Ansprachen gehalten werden.
Wir trafen beim McPhearson Square, unweit des Weissen Hauses, auf Patricia Lambert. Sie wuchs in Südafrika auf und verzichtete auf ihr demokratisches Wahlrecht bis zum 11. Februar 1990, als der Freiheitskämpfer Nelson Mandela freigelassen wurde und die Apartheid ihr Ende nahm. «Erst dann wollte ich stimmen gehen», sagt Lambert im Vorgespräch.
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Auch bei den aktuellen US-Präsidentschaftswahlen durfte sie zum ersten Mal abstimmen. Die Juristin ist seit Februar dieses Jahres Staatsbürgerin und freut sich zusammen mit zwei Freundinnen massiv über das Wahlresultat, das sie nicht nur als Referendum über Trump, sondern auch als klare Wahl für einen «anständigen Biden» und die erste weibliche Vizepräsidentin sieht.
Sie wählten auch für Kamala Harris. Was bedeutet es, in diesem Land bald die erste weibliche Vizepräsidentin zu haben?
Es ist absolut fantastisch. Es schafft ein riesiges Loch in die gläserne Decke, die Frauen unterdrückte. Und sie wird für amerikanischen Mädchen, die jetzt aufwachsen, ein Vorbild sein. Für sie wird es so toll sein, eine Frau in einer Führungsposition sehen zu können, die für Frieden und Hoffnung einsteht.
Was hoffen Sie für die nächsten Tage? Denken Sie, dass es die Vereinigten Staaten wieder vereinen wird – oder wird es Streit und Diskussionen darüber geben, was man mit Donald Trump machen soll?
Ich hoffe, ich bete, dass es Frieden geben wird. Aber ich befürchte wirklich, dass es eine Form von Widerstand gegen die Staatsgewalt geben wird. Die andere Seite ist aber diejenige mit den Waffen und den Milizen. Das macht mir Angst. Diese Art des Denkens wurde durch die Staatsführung ermöglicht, der Mitgefühl und Menschlichkeit fehlt und die auf Hass und Hässlichkeit aufbaut und gedeiht. Ich hoffe, dass es mit einer neuen Führung im Weissen Haus wieder um Frieden, Demokratie, Respekt, Anstand und Mitgefühl gehen wird.
Lambert sagt, dass sie mit ihren Freundinnen nun weiterziehen wird. Es sei ein Tag des Friedens, an dem man feiern solle.
Sie marschierte nach dem Interview weiter zur «Black Lives Matter»-Plaza vor dem Weissen Haus, wo mittlerweile über 10'000 Personen die Abwahl von Donald Trump feiern.