34'301 Einträge in Offshore-Firmen sind gemäss den Recherchen des Journalistennetzwerkes von Schweizer Herkunft. Die Schweiz belegt damit in der Liste der Personen, die mit der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca auf Panama im Zusammenhang mit den Briefkastenfirmen tätig waren, den zweiten Platz hinter Hongkong.
Ein Teil der Spuren eines gigantischen Datenlecks führen zu einem ungemein sensiblen Bereich der FIFA: In den 11,5 Millionen offengelegten Dokumenten der Kanzlei Mossack Fonseca taucht neben zahlreichen Politführern auch der Name von Juan Pedro Damiani auf, der seit 2006 in der Ethikkommission der FIFA sitzt und innerhalb der letzten vier Jahre am Sturz von einer Reihe bekannter Persönlichkeiten beteiligt war.
Der einflussreiche Anwalt aus Uruguay gilt als einer der reichsten Männer seines Landes und präsidiert den populären Fussballklub Peñarol Montevideo. In der juristischen Kammer des Home of FIFA befasst er sich mit den Fällen mutmasslich korrupter FIFA-Mitglieder.
Nun gerät der 57-Jährige selber unter Druck. Er soll drei im Zuge des FIFA-Skandals Angeklagten in Steueroasen zu Offshore-Firmen verholfen haben, über die unter dem Deckmantel unbekannter Inhaber möglicherweise Bestechungsgelder geflossen sind. Gemäss der «Süddeutschen» handelt es sich beim Beschuldigten um seinen Landsmann Eugenio Figueredo, den ehemaligen FIFA-Vize, sowie um den argentinischen TV-Rechtehändler Hugo Jinkis und dessen Sohn Mariano, die im Verdacht stehen, beispielsweise bei der Copa America hohe FIFA-Funktionäre mit Millionen geschmiert zu haben, um sich günstige Fernsehrechte sichern zu können. Die US-Justiz erhob im Mai 2015 Anklage gegen sie.
Die Anwaltskanzlei «J.P. Damiani» tritt in verschiedenen Fällen als Verwalter auf. Nach Auswertung der Datenflut von rund 2,6 Terabyte erhärtet sich der Verdacht, dass der Uru Damiani als Grosskunde von Mossack Fonseca gegen 400 Briefkasten-Firmen gekauft und trotz verschiedener Interessenkonflikte an eigene Kunden weitervermittelt hat.
Noch am Sonntagabend hat die Ethikkommission unter der Leitung des deutschen Strafrichters Hans-Joachim Eckert eine Voruntersuchung eingeleitet. Weitere Details sickerten nicht durch. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, droht dem Weltfussball-Verband ein nächstes Beben – mit einem Epizentrum, das eigentlich als Korrektiv für die Misswirtschaft vorgesehen ist und Infantino den Weg zu einer grundlegend reformierten Gesellschaft ebnen sollte.
Im Geschäft mit den Offshore-Konstrukten stand die Anwaltskanzlei offenbar auch im Kontakt mit über 500 Banken weltweit. Dabei tauchen auch die Namen der Credit Suisse, der UBS und der HSBC Schweiz auf.
Bei der Credit Suisse ist die Rede von 918 Anfragen, bei der HSBC von 733 und bei der UBS von 579.
Laut Auswertungen des Tages-Anzeigers führt eine weitere Spur in den Panama Papers in die Schweiz. Die Gazprombank-Schweiz hat demnach im April 2014, mitten in der Ukraine-Krise, eine hochriskante Kontoeröffnung vorgenommen, die auf den Namen einer Briefkastenfirma in Panama namens International Media Overseas SA, kurz IMO lief. Laut der Zeitung steht in den Panama-Papieren, wozu diese IMO geschaffen wurde: Sie ist «ein Schutzschirm in Form einer Firma, die in erster Linie dazu dient, die Identität des wirtschaftlich Berechtigten dieser Firma zu schützen und sie geheim zu halten».
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— Spencer Ackerman (@attackerman) 3. April 2016
Allein 2013 habe der Mann hinter dem Konto mit seiner Firma 10 Millionen Franken Profit gemacht, meldet die Zeitung. «Sein Name steht auch im Formular: Sergei Roldugin, Musiker.»
Das Pikante: Roldugin wird von der Bank nicht als politisch exponierte Person (PEP) eingestuft – dies, obwohl er 1985 Pate stand, als die Tochter des russischen Präsidenten Wladimir Putin getauft wurde. Die Gazprombank wollte laut der Zeitung keine Stellung nehmen.
Weitere Schweizer Bezüge: Ein früherer Partner der Anwaltskanzlei war offenbar Schweizer, und Mossack Fonseca soll auch Büros in der Schweiz haben.
(kad/mit Agentur-Material)